Die Schweizer Wirtschaft kommt nicht richtig auf Touren. Im zweiten Quartal 2017 ist sie lediglich um 0.3 Prozent gewachsen. Seit Jahresbeginn hat die Wirtschaft damit entgegen den Erwartungen nur leicht an Fahrt aufgenommen.
Die vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Dienstag vorgelegten Zahlen zur Entwicklung des Bruttoinlandprodukts (BIP) liegen am untersten Rand der Erwartungen von Ökonomen. Wichtige Konjunkturindikatoren nährten nämlich die Hoffnung auf höhere Wachstumsraten.
Auch nach Ansicht von Eric Scheidegger, Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik beim Seco, konnte eigentlich mehr erwartet werden. Das aktuelle internationale Umfeld sei grundsätzlich positiv, sagte Scheidegger gegenüber der Nachrichtenagentur sda.
Zwei Hauptgründe für das enttäuschende BIP-Wachstum im zweiten Quartal gibt es laut dem Seco: Der Dienstleistungssektor - insbesondere die binnenorientierten Branchen, wie die staatsnahen Sektoren oder der Detailhandel - hätten sich schwach entwickelt.
Auch vom Aussenhandel seien negative Impulse ausgegangen. Eine ausserordentlich starke Zunahme der Warenimporte von Chemie- und Pharmaerzeugnissen bei einem mageren Exportplus hätten den Saldo der Handelsbilanz ins Minus gleiten lassen.
Aufwärtstrend seit Jahresbeginn
«In den vergangenen Quartalen haben sich die Wirtschaftszweige in der Schweiz jeweils sehr unterschiedlich entwickelt», betonte Scheidegger. Aktuell laufe es sehr gut in der Industrie und im Gastgewerbe. Es sei besonders erfreulich, dass inzwischen von diesen Branchen starke Impulse ausgingen, hätten diese doch besonders unter der Frankenstärke gegenüber dem Euro gelitten.
Das Seco hat am Dienstag auch die revidierten BIP-Zahlen der vergangenen Quartale vorgelegt. Dabei wurde das BIP-Wachstum im ersten Quartal von 0.3 auf 0.1 Prozent gesenkt und im vierten Quartal 2016 rutschte die Kennzahl mit -0.2 Prozent ins Minus. Alles in allem sei in der gesamten Wirtschaft aber seit Anfang Jahr ein Aufwärtstrend feststellbar, betonte Scheidegger.
Analysten der VP Bank und Konjunkturforscher der BAKBasel zeigten sich enttäuscht von der Entwicklung. Hoffnungen setzen sie nun auf das zweite Halbjahr. Die Abwertungen des Frankens und die gut laufende Konjunktur in der Eurozone sprächen für eine Fahrtaufnahme, heisst es bei der VP Bank.
Zuversicht für das zweite Halbjahr
Auch laut BAKBasel stehen die Chancen gut, dass die jüngsten Abwertungstendenzen beim Schweizer Franken in Kombination mit der robusten Konjunktur der europäischen Handelspartnern im zweiten Halbjahr für neuen Schwung sorgen werden.
Für 2017 prognostizierten die Experten des Bundes im Juni ein BIP-Wachstum von 1.4 Prozent. Das Seco wird in zwei Wochen seine neueste Prognose vorlegen. Diese könnte höher ausfallen.
Laut Scheidegger weisen nämlich die Stimmungsindikatoren bei Konsumenten und in der Industrie nach oben. Die positive Wirtschaftsentwicklung in der Eurozone stimme zudem zuversichtlich und liege über dem aktuellen Trend. Das seien gute Aussichten für die Exportindustrie. Ausserdem stützten die gute US-Konjunktur sowie der gegenwärtig schwächere Franken die Wirtschaftsentwicklung. (sda)