Trotz der Reformversprechen der algerischen Regierung gehen die Massenproteste gegen Präsident Abdelaziz Bouteflika weiter. Auch am Freitag zogen wieder Zehntausende Menschen in der Hauptstadt Algier und in anderen Orten durch die Strassen.
Beobachter schätzten aber auch Hunderttausende Demonstranten und sprachen von den grössten Kundgebungen seit Beginn der Proteste im Februar.
Bei Ausschreitungen wurden am Freitag nach Angaben der Behörden 75 Randalierer festgenommen. Sie hätten Autos und öffentliche Gebäude beschädigt. 11 Polizisten seien verletzt worden. Der Präsidentenpalast und andere Gebäude wurden von einem starken Polizeiaufgebot geschützt.
In Algiers Zentrum waren die grossen Plätze und viele Strassen mit Demonstranten gefüllt. Sie stimmten Sprechchöre gegen eine verlängerte Amtszeit des altersschwachen Staatschefs an und forderten einen grundlegenden Wandel des politischen Systems. Die komplette Regierung müsse abtreten, sagte ein Demonstrant in Algier.
Versprechen für Reformen
Es ist der vierte Freitag in Folge mit Massenprotesten in Algerien. Die Demonstrationen hatten sich zunächst gegen die erneute Kandidatur Bouteflikas bei der Präsidentenwahl gerichtet. Dieser zog daraufhin am vergangenen Montag seine Bewerbung zurück und versprach Reformen. Unter anderem soll eine neue Verfassung ausgearbeitet werden.
Zudem verschob Bouteflika die für April geplante Wahl, ohne ein neues Datum zu nennen. So verlängerte er seine Amtsperiode auf unbestimmte Zeit. Sein jetziges Mandat läuft eigentlich am 28. April ab.
Der 82-Jährige ist seit 20 Jahren an der Macht. Seit einem Schlaganfall sitzt er im Rollstuhl und hat grosse Probleme beim Sprechen. In der Öffentlichkeit zeigt er sich fast gar nicht mehr und liess sich unlängst in der Schweiz behandeln. Hinter Bouteflika steht ein Geflecht aus Politikern, Armeeangehörigen und Wirtschaftsvertretern, die das Land regieren.
Die algerischen Behörden hatten das Sicherheitsaufgebot in Algier am Freitagmorgen erneut verschärft. Zugleich liessen sie Busse stoppen, die Demonstranten aus dem Umland in die Innenstadt bringen sollten. Auch die Metro stellte über Stunden ihren Verkehr ein. (sda/dpa)