Premierenbesprechung: Lustvoller Abend im Narrenkäfig am Bodenseeufer

Premierenbesprechung: Lustvoller Abend im Narrenkäfig am Bodenseeufer

15.07.2016, 13:32

Schillernd, temperamentvoll und höchst amüsant: Das See-Burgtheater Kreuzlingen wusste sein Premierenpublikum am Donnerstagabend mit dem Musical «Ein Käfig voller Narren» zu fesseln.

1973 wurde Jean Poirets Theaterstück «La Cage aux Folles» in Paris uraufgeführt. 1978 entstand Edouard Molinos Kinofassung und 1983 folgte das Broadway-Musical. Diesen Sommer spielt das See-Burgtheater Kreuzlingen das Stück mit Live-Musik. «Heute, da die Schwellen der Ausgrenzung sinken, ist das Stück ein Plädoyer für Toleranz», schreibt Regisseur Leopold Huber über das Musical von Jerry Herman und Harvey Fierstein.

Mit «Ein Käfig voller Narren» zeigt sich das See-Burgtheater einmal mehr von seiner wandelbaren Seite. Petrus hat das Kleintheater dieses Jahr ein Schnippchen geschlagen. Das Wetter spielt im knapp zweistündigen Musical, das noch 20 Mal aufgeführt wird, keine Rolle. Die Sommerproduktion findet nämlich nicht im Freien, sondern in einem Spiegelzelt statt. Dennoch genossen die Premierengäste während der (Regen-)Pause am Donnerstagabend die idyllische Lage im Seeburgpark in Kreuzlingen.

Die Abkühlung tat manchen gut, denn im Nachtclub «La Cage aux Folles» geht es ganz schön heiss zu und her, wenn die sexy Travestie-Truppe zur Live-Musik der Theaterband tanzt und Albin als Drag-Queen Zaza (Helmut Mooshammer) sein Publikum hinreisst. Im echten Leben ist der umjubelte Star und Partner des Clubbesitzers Georges (Andreas Zaron) allerdings ein Störfaktor.

Tuntige «Mutter» wird ausgesetzt

Jean-Michel (Michel Kopmann), der Sohn von Georges, will nämlich heiraten. Seine tuntige «Mutter» ist dem zukünftigen Schwiegervater Edouard Dindon (Walter Küng), einem homophoben, konservativen Politiker, nicht zuzumuten. Also wird Albin vor die Tür gesetzt. Die leibliche Mutter von Jean-Michel soll aufgetrieben werden. Doch diese foutiert sich einmal mehr um ihre Pflichten, so dass Albin ungefragt einspringt.

Die beiden Hauptdarsteller Helmut Mooshammer und Andreas Zaron verleihen der Glitzerwelt Tiefe. Sie verbreiten als schwules alterndes Paar romantische Stimmung, Man glaubt Albin aufs Wort, wenn er seinen Partner fragt: «Georges, unser Sohn will ein Mädchen heiraten. Was haben wir nur falsch gemacht?»

www.see-burgtheater.ch (sda)

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