Aldi Schweiz verkauft wegen Giftskandal keine Importeier mehr

Aldi Schweiz verkauft wegen Giftskandal keine Importeier mehr

04.08.2017, 14:44

Der Skandal um verseuchte Eier hat erste Folgen in der Schweiz. Der Detailhändler Aldi Schweiz nimmt vorsorglich alle Importeier aus dem Verkauf. Schweizer Eier sind nicht betroffen.

Es handle sich um eine reine Vorsichtsmassnahme, teilte Aldi Schweiz am Freitag mit. Es könne weiterhin davon ausgegangen werden, dass keine gesundheitliche Beeinträchtigung zu erwarten ist.

In den Schweizer Läden soll es aber keine verunreinigten Eier aus den Niederlanden geben. Dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) liegen keinerlei Hinweise vor, dass insektizidbelastete Eier in die Schweiz gelangt sein könnten.

Die Massnahmen von Aldi Schweiz erfolgen im Einklang mit dem deutschen Mutterkonzern. Dieser geht aber noch weiter: er nimmt in Deutschland sämtliche Eier aus dem Verkauf.

Der Skandal mit den verseuchten Eier hatte sich seit Anfang Woche von Belgien und den Niederlanden auf Deutschland ausgeweitet. Millionen Eier mit Rückständen des Insektengifts Fipronil gelangten in den Verkauf.

Aldi Schweiz prüft zusätzlich sein gesamtes Eier-Sortiment stichprobenartig im Labor auf den Wirkstoff. Darüber hinaus dürfen dem Discounter künftig nur noch Importeier geliefert werden, für die ein negativer Fipronil-Nachweis vorliegt.

Migros und Coop beobachten Lage

Die Migros, die M-Budget-Schaleneier und auch Eier für die Weiterverarbeitung aus den Niederlanden bezieht, hält einen Verkaufsstopp bislang nicht für angebracht. «Nach aktuellem Kenntnisstand haben wir keinen Hinweis, dass die Migros betroffen ist», sagte eine Sprecherin auf Anfrage.

Die Migros verfolge das Geschehen unter Einbezug der Informationen des BLV, sei in direktem Kontakt mit ihren Lieferanten und treffe bei Bedarf Massnahmen.

Auch bei Coop sind bislang keine Eier aus den Regalen verschwunden. Knapp 95 Prozent der Eier zum Konsum stammten aus der Schweiz und seien damit nicht betroffen, sagte ein Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur sda. «Nach aktuellem Kenntnisstand sind auch die importierten Eier unter Prix Garantie und Eigenmarken-Produkte, welche verarbeitete Eier enthalten, nicht betroffen.»

Leere Regale

Am Donnerstag hatten bereits andere Detailhändler in Deutschland einen Verkaufsstopp für alle niederländischen Eier verhängt. Nach Angaben der Unternehmen könnte das Vorgehen möglicherweise zu Engpässen bei der Versorgung mit Eiern führen.

Nach Angaben des niedersächsischen Agrarministers Christian Meyer wurden weitaus mehr belastete Eier aus den Niederlanden in Deutschland verkauft als bislang bekannt. Nach neuesten Informationen handle es sich nicht nur um drei Millionen, sondern um zehn Millionen Eier, sagte Meyer im ZDF.

Aus den niederländischen Supermärkten wurden nach Angaben des Lebensmittelhandels alle Fipronil-belasteten Eier entfernt. In Belgien wurden Geschäfte von den Behörden aufgefordert, Eier aus den betroffenen Betrieben aus dem Verkehr zu ziehen.

Verluste für Bauern

Der Verband der niederländischen Geflügelzüchter kritisierte die radikalen Massnahmen. «Alle niederländischen Eier, die nun in den Handel kommen, sind garantiert frei von Fipronil», sagte der Verbandspräsident Eric Hubers am Donnerstag.

Die Züchter befürchten grosse Einkommensverluste durch die Affäre. In den Niederlanden werden jährlich zehn Milliarden Eier produziert. 60 bis 70 Prozent davon sind für den Export bestimmt. Die Betriebe von 138 Geflügelhaltern blieben zunächst gesperrt. Das sind etwa 20 Prozent aller niederländischen Legebetriebe.

Auch in Belgien blieben nach Angaben der Lebensmittelsicherheitsbehörde FASNK Hühnerbetriebe gesperrt. Zur Zahl wollten sich mit Verweis auf laufende Ermittlungen weder die Staatsanwaltschaft noch die Behörde äussern.

Für Kinder potenziell gefährlich

Das Insektizid Fipronil wird unter anderem gegen Flöhe, Läuse, Zecken, Schaben und Milben eingesetzt. Laut den deutschen Behörden besteht durch den Verzehr der belasteten Hühnereier aber «keine konkrete» Gesundheitsgefährdung.

«Für die besonders empfindliche Konsumentengruppe Kinder ist ein gesundheitliches Risiko nicht völlig auszuschliessen», teilte das deutsche Landwirtschaftsministerium mit.

Fipronil war über das Anti-Läusemittel Dega-16 in die Eier gelangt. Das Mittel beruht eigentlich nur auf ätherischen Ölen wie Menthol und Eukalyptus. Vermutlich hatte ein belgischer Hersteller Fipronil beigemischt, obwohl das Mittel für die Geflügelzucht verboten ist. (sda/afp/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!