Der britische Gewerkschaftsbund TUC (Trades Union Congress) hat vor grossen Jobverlusten bei einem «Brexit» gewarnt. «Vier Millionen Jobs sind in Gefahr», sagte Owen Tudor, Leiter der Abteilung für europäische Angelegenheiten beim TUC, der Deutschen Presse-Agentur.
Bei den gefährdeten Arbeitsplätzen handle es sich vor allem um Jobs in der Exportwirtschaft, zum Beispiel in der Auto- oder Chemiebranche. «Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Preise für britische Exportprodukte im Falle eines EU-Austritts steigen werden», sagte Tudor.
Wie viele Jobs dann genau verloren gehen würden, hänge sehr stark davon ab, wie ein Handelsabkommen zwischen Grossbritannien und den verbliebenen EU-Staaten aussähe.
Weitere Jobs seien zudem in Gefahr, weil der Wirtschaftsstandort Grossbritannien durch den Verlust des Zugangs zum EU-Binnenmarkt an Attraktivität verlieren würde. «Wir gehen davon aus, dass die Investitionen aus Drittstaaten sinken werden», sagte Tudor. Die Folge könne ein Abwärtsstrudel sein, der weitere Jobs kostet.
Die Gewerkschaften befürchten zudem eine Aushöhlung von Arbeitnehmerrechten, sollte Grossbritannien die EU verlassen. Eine Million britischer Angestellter müsste nach einem «Brexit» möglicherweise damit rechnen, länger arbeiten zu müssen, warnte der TUC in einer Pressemitteilung.
«Die »Brexit«-Befürworter machen kein Geheimnis daraus, dass sie Arbeitszeitbeschränkungen aufheben wollen. Arbeitnehmer könnten dann gezwungen werden, bis zu 60 oder 70 Stunden in der Woche zu arbeiten», sagte TUC-Generalsekretärin Frances O'Grady der Mitteilung zufolge.
Auch der britische Premierminister David Cameron warnte am Wochenende erneut vor den wirtschaftlichen Folgen eines «Brexit». Grossbritannien würde einen «unmittelbaren und nachhaltigen Rückschlag» erleiden, sagte Cameron bei einer Wahlkampfveranstaltung in seinem Heimatwahlkreis in Whitney nahe Oxford.
«Wenn wir am 23. Juni für den »Brexit« stimmen, stimmen wir für eine mögliche Rezession, und das ist, was unsere Wirtschaft am wenigsten brauchen kann», sagte der Regierungschef im Hinblick auf das anstehende Referendum. (sda/dpa)