Polizei prüft Hinweise nach weiteren Vermissten im Bergell

Polizei prüft Hinweise nach weiteren Vermissten im Bergell

24.08.2017, 15:00

Die Suche nach den Vermissten im Bergsturzgebiet im Bündner Bergell ist bisher nach Polizeiangaben erfolglos geblieben. Rund 120 Einsatzkräfte suchen nach mindestens acht Vermissten im Bergsturzgebiet. Ausserdem prüft sie Hinweise nach weitere Vermissten.

Von Familienangehörigen wurden sechs Personen als vermisst gemeldet. Zwei weitere Personen hielten sich zum Zeitpunkt des Bergsturzes in dessen Umgebung auf und können nun von den Einsatzkräften nicht erreicht werden, wie die Polizei am Donnerstag an einer Medienkonferenz mitteilte.

Um 13.30 Uhr sei der Polizei zudem eine weitere Gruppe von sechs bis acht Personen als vermisst gemeldet worden, sagte Einsatzleiter Andrea Mittner. Die Gruppe habe sich im Bergell aufgehalten. Unklar ist, ob sie im Bergsturzgebiet unterwegs war. Weitere Angaben machte Mittner zu dieser zweiten Gruppe von Vermissten vorerst nicht.

Wanderer und Berggänger

Bei den ersten acht Vermissten handelt es sich um Staatsangehörige aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Es handelt sich um Wanderer und Berggänger, die unabhängig voneinander in Zweiergruppen im Gebiet unterwegs waren, wie Polizeisprecher Roman Rüegg vor Ort zu den Medien sagte. Einheimische aus dem Bergell würden sich unter ihnen nicht befinden.

Die Suche nach Vermissten war aufgrund der neuen Erkenntnisse in der Nacht auf Donnerstag intensiviert worden. Auch ein Helikopter der Schweizer Armee kam zum Einsatz. Nun sind auch Suchhunde im Gelände. Bisher verlief die Suche aber ohne Erfolg. Rund 120 Personen von Feuerwehr, Polizei, Militär, Zivilschutz und Gemeinde beteiligen sich an der Suche.

Bondo bleibt evakuiert

Der 200-Seelen-Ort Bondo bleibt derweil evakuiert. Die Einwohner dürfen vorerst nicht in ihre Häuser zurückkehren. Experten schliessen Nachstürze im Seitental Val Bondasca nicht aus. Am Donnerstagnachmittag soll die Lage neu beurteilt werden.

Auch die Hauptstrasse durch das Tal bleibt gesperrt. Die Fahrbahn war vom Murgang sowohl unter- als auch überspült worden, sie ist beschädigt und stellenweise verschüttet.

Gefahr war bekannt - automatischer Alarm ausgelöst

Der Bergsturz hatte sich am Mittwochmorgen am Piz Cengalo zuhinterst im Val Bondasca gelöst. Felsmassen stürzten vom Gipfelbereich ins Tal und wurden dann als Murgang vom Bach Bondasca talauswärts bis nach Bondo geschoben. Das Dorf wurde vom gewaltigen Murgang gestreift, zwei Ställe am Dorfrand wurden zerstört. Und im Val Bondasca walzten die Gesteinsmassen zehn Ställe und Maiensässe nieder.

Die Bergsturzgefahr am Piz Cengalo ist seit langem bekannt. Im Val Bondasca ist ein automatisches Murgang-Alarmsystem eingerichtet worden. Dieses trat am Mittwoch in Aktion, alarmierte Einsatzkräfte und sperrte mittels Verkehrsampeln Strassen.

Das Bergsturzgebiet am Piz Cengalo wird seit Jahren vom kantonalen Amt für Wald- und Naturgefahren überwacht. Bei einer Messung Ende Juli hatten Geologen gemäss einem Bericht der Zeitung «Südostschweiz» massiv erhöhte Felsbewegungen festgestellt. Letzte Woche war dann offenbar ein Zugangsverbot für Maiensässe im gefährdeten Gebiet ausgesprochen worden. (sda)

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