Streit um Corbusier-Museum in Zürich - Offener Brief an die Stadt

Streit um Corbusier-Museum in Zürich - Offener Brief an die Stadt

29.01.2017, 14:56

Um das Centre le Corbusier in Zürich schwelt im Hintergrund seit langer Zeit ein Konflikt. Die ehemalige Besitzerin Heidi Weber fühlt sich bei der Übergabe des Museums an die Stadt betrogen. Nun hat sie einen offenen Brief an die Stadtpräsidentin veröffentlicht.

Der Brief «Mein Lebenswerk und kultureller Beitrag für die Stadt Zürich» erschien am Samstag in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) und im Blick. Darin wirft sie der Stadt Zürich vor «die schriftlich festgehaltenen Vereinbarungen zur Übergabe des Museums nicht einzuhalten».

Die Galeristin führt in mehreren Punkten aus, wo sie ihrer Ansicht nach übergangen wurde oder Abmachungen nicht eingehalten wurden. Dabei geht es etwa um die Höhe von Entschädigungen, die Gründung einer Stiftung oder den Namen des Museums. Zudem wirft sie Kulturdirektor Peter Haerle im Schreiben vor, sich ehrverletzend über sie geäussert zu haben.

Sie habe deshalb bei der Oberstaatsanwaltschaft gegen Haerle eine Strafanzeige eingereicht, heisst es. «Die Anzeige wurde nicht anhand genommen, weil sie als unbegründet beurteilt wurde», sagte der Sprecher des Zürcher Präsidialdepartements, Nat Bächtold, am Sonntag gegenüber der sda. Wegen der anderen Vorwürfe verwies er auf den Baurechtsvertrag zur Übergabe vom Mai 2014.

Zahlreiche Originale weggeräumt

Webers Vorwürfe sind nicht neu. Bereits im letzten Frühling hatte sich die Sammlerin damit an die Öffentlichkeit gewendet. Ursprünglich wollte sie auch viele ihrer Corbusier-Originale im Museum lassen. Nachdem sie sich aber falsch verstanden fühlte, liess sie im Mai 2016 Dutzende von Objekten aus dem Haus räumen.

Zwei Jahre vorher, im Mai 2014, war der Baurechtsvertrag für das Kulturdenkmal im Zürcher Seefeld abgelaufen. Seither gehört der Pavillon der Stadt.

«Wir können nur betonen, dass die Übergabe genau nach dem vereinbarten Baurechtsvertrag über die Bühne ging», sagte Bächtold. In diesem Vertrag sei auch der Preis abgemacht gewesen. Bei der Bezeichnung des Museums sei man Weber ursprünglich entgegen gekommen. «Unseren Vorschlag lehnte sie aber ab.»

Heidi Weber war die treibende Kraft hinter dem 1967 eröffneten Bau. Ohne sie würde es den Kubus mit der auffällig farbigen Fassade in Zürich nicht geben. Sie bezahlte den Pavillon, die Stadt stellte die Parzelle im Baurecht für 50 Jahre unentgeltlich zur Verfügung. Es ist das einzige Gebäude, das Charles-Edouard Jeanneret, alias Le Corbusier, in der Deutschschweiz realisierte.

Webers grosse Verdienste

Erneut - wie dies Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) schon mehrfach getan hatte - wies auch Bächtold auf die Verdienste von Weber hin. «Diese sind unbestritten», sagte er. Vor dem Pavillon und auch drinnen in der Ausstellung werde ausdrücklich darauf hingewiesen.

Das Museum komme bei den Besuchern sehr gut an. In der Saison 2016 seien erstmals über 10'000 Eintritte registriert worden, sagte der Sprecher der Päsidialdepartements. (sda)

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