13 Pferde sind laut einer ehemaligen Mitarbeiterin auf einem Hof im Thurgau verendet, weitere sind am Verhungern. Dem Veterinäramt sind die Hände gebunden, obwohl der Bauer bereits mehrmals verurteilt wurde.
Die Bilder sind unerträglich: Sie zeigen den aufgedunsenen Kadaver eines Pferdes, ein totes Tier mit aufgerissenen Nüstern und bis auf die Knochen abgemagerte Pferde, die keine Kraft mehr haben zum Stehen, oder Futterkrippen mit total verschimmeltem Gemüse und Brot. Die Fotos stammen von einer Bekannten des Pferdezüchters, die auf dem Hof in der Thurgauer Gemeinde Hefenhofen mitgearbeitet hatte und die schrecklichen Zustände in den vergangenen sechs Monaten mit Dutzenden Fotos dokumentierte.
Wie die Zeitung «Blick» am Donnerstag berichtete, hat die Frau den Bauern Ende Juli angezeigt. Erwin Kessler vom Verein gegen Tierfabriken (VgT) schickte der Thurgauer Regierung einige Tage danach einen Brief und verlangte, dass die Polizei die Tiere sofort beschlagnahme und wenn nötig einschläfere. Der Tierschützer wirft den Thurgauer Behörden vor, sie liessen den notorischen Tierquäler seit Jahren gewähren, weil sie Angst vor ihm hätten.
Behörden nicht untätig
Der Thurgauer Regierungsrat Walter Schönholzer, bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur sda den Eingang einer Strafanzeige. «Die Bilder sind schockierend», sagte der Vorsteher des zuständigen Departements. Das Thurgauer Veterinäramt beschäftige sich seit Jahren intensiv mit dem Hof und sei keinesfalls untätig.
Die Situation für die Behörden sei sehr schwierig. Der Tierhalter wehre sich gegen jegliche Eingriffe und ergreife sämtliche Rekursmöglichkeiten. Ein gegen den Bauern ausgesprochenes Tierhalteverbot sei vom Bundesgericht aufgehoben worden. Zurzeit bestehe deshalb lediglich ein Teiltierhalteverbot. Der Bauer sei zur Haltung von bis zu sechzig Pferden berechtigt. Bei verschiedenen amtlichen Entscheidungen seien noch Rechtsmittelverfahren hängig.
Behörden sahen keine Missstände
Das Veterinäramt mache regelmässige Kontrollen auf dem Hof, sagte Schönholzer weiter. «Die im laufenden Jahr erfolgten Kontrollen - auch externe - haben keine derartigen Missstände wie auf den Bildern gezeigt», sagte der Regierungsrat. Aufgrund der Anzeige liefen nun neue Ermittlungen. Bei sämtlichen Massnahmen müssten die rechtsstaatlichen Verfahren eingehalten werden. Was die Polizei bis jetzt unternommen habe, wisse er nicht.
Erwin Kessler vom VgT bezeichnet den Fall als «skandalöse Tiertragödie, die von den Thurgauer Behörden grobfahrlässig und amtspflichtwidrig bis heute nicht verhindert» werde. Seit zwölf Jahren berichte der VgT über die Zustände auf dem Hof des Bauern, der schon mehrfach wegen Tierquälerei verurteilt wurde. «Das Veterinäramt sollte ein vorsorgliches Tierhalteverbot anordnen, das nicht durch Rekurse aufgehalten werden kann», sagte Kessler gegenüber der sda. (sda)