Fall Hefenhofen kratzt am Image des Kantons Thurgau

Fall Hefenhofen kratzt am Image des Kantons Thurgau

06.10.2017, 10:08

Der Fall des mutmasslichen Tierquälers von Hefenhofen hat dem Kanton Thurgau einen Image-Schaden verpasst. Die Regierung räumt Fehler ein und will Krisen in Zukunft besser bewältigen.

Zwei Anfragen aus dem Kantonsrat zum Fall Hefenhofen hat die Thurgauer Regierung am Freitag beantwortet. Eine betrifft Fragen zur Evakuation, Unterbringung und zum Verkauf der rund 250 Tiere, welche Anfang August auf dem Hof des vorbestraften Tierhalters in Hefenhofen beschlagnahmt worden waren.

Kritisiert hatte der Fragesteller, ein Kantonsrat der Grünen, vor allem die Versteigerung der 80 Pferde im Kompetenzzentrum der Armee in Schönbühl BE. Weil sich Pferdeliebhaber wegen der tiefen Preise um die Tiere rissen, wurde per Los bestimmt, wer eines kaufen durfte. Es sei fraglich, ob die Tiere so an einen guten Platz gekommen seien, wie der Kanton Thurgau dies vorab kommuniziert habe.

Tierwohl ist Sache der Halter

Der Thurgauer Regierungsrat weist die Kritik zurück: «Die Pferde haben keinen tierschutzrechtlichen Sonderstatus, nur weil sie aus dem geräumten Betrieb in Hefenhofen stammen.» Für die tierschutzkonforme Haltung der Pferde seien die neuen Halter zuständig. Die Überwachung obliege den Veterinärämtern der jeweiligen Standortkantone, heisst es in der Antwort auf die Einfache Anfrage.

Der Kanton sei verpflichtet, beschlagnahmte Tiere zu verkaufen. Es sei nicht zulässig, Tiere entschädigungslos abzugeben, wie dies Tierschutzorganisationen erwartet hätten. Der Erlös gehöre nach Abzug der Verfahrenskosten dem Tierhalter. Die Versteigerung der 80 Pferde brachte einen Erlös von insgesamt 140'000 Franken.

Wie die Thurgauer Staatskanzlei am Donnerstag mitteilte, werden am kommenden Mittwoch in Schönbühl weitere 40 Pferde des mutmasslichen Tierquälers versteigert, welche den Sommer auf Alpen verbracht hatten. Diesmal wurden die Minimalpreise von Experten festgelegt. Der Tierhalter hatte sich vergeblich gegen den Verkauf gewehrt.

Kühe geschlachtet

Zwei Drittel der 50 Kühe, welche auf dem Hof des mutmasslichen Tierquälers lebten, seien aus wirtschaftlichen Gründen geschlachtet, die übrigen verkauft worden. In der Metzgerei landeten auch rund 30 Schweine, welche nicht gesund genug waren, um sie wie ihre 50 Artgenossen in einem Maststall zu mästen.

Die Schafe seien von einem Schafhalter, die Lamas von einem Besitzer weiterer Lamas übernommen worden. Die Ziegen kamen in die Obhut einer Tierschutzorganisation, wie es in der Antwort heisst.

Seminar über Krisenmanagement

Fehler räumt die Thurgauer Regierung auch bei der Kommunikation ein, welche von einem SVP- und einem CVP-Kantonsrat - zwei ehemaligen Journalisten - kritisiert wurde. Die Krise sei zu spät erkannt worden. Deshalb seien aggressiv geäusserte Forderungen von Tierschutz-Organisationen verbunden mit einem teilweise reisserischen Journalismus phasenweise zu einer Medienkampagne eskaliert, schreibt die Regierung. «Die Krise selbst wurde zum Ausgangspunkt der Information der Öffentlichkeit.»

Der Fall Hefenhofen habe eine noch nie erlebte politisch-mediale Eigendynamik entwickelt, auf die man nicht vorbereitet war. Der Regierungsrat wolle daraus Lehren ziehen und sich demnächst in einem Seminar mit Krisenmanagement und -kommunikation im heutigen Umfeld befassen.

Wichtigste Gegenmassnahme, um den Image-Schaden aufzuarbeiten sei das Einsetzen der Untersuchungskommission, welche Ende Jahr erste Ergebnisse vorlegen soll. Der Schlussbericht solle öffentlich publiziert werden, um das Vertrauen in den Kanton Thurgau und seine Behörden wieder zu stärken, heisst es in der Antwort der Regierung. (sda)

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