Tag der Pressefreiheit: Kenianischer und malaysischer Karikaturist in Genf ausgezeichnet

Tag der Pressefreiheit: Kenianischer und malaysischer Karikaturist in Genf ausgezeichnet

03.05.2016, 14:48

Der kenianische Karikaturist Gado und der malaysische Zeichner Zunar haben am Tag der Pressefreiheit in Genf den Internationalen Karikaturenpreis erhalten. Beide Künstler werden in ihrer Heimat bedroht und können dort nicht mehr arbeiten.

«Sie konfrontieren uns mit unserer Verantwortung, die Meinungsäusserungsfreiheit zu bewahren», sagte Ex-UNO-Generalsekretär Kofi Annan an der Preisübergabe am Dienstag. Er ist Ehrenpräsident der Schweizer Stiftung Cartooning for Peace (Zeichnen für den Frieden), welche den Preis dieses Jahr zum dritten Mal verlieh.

Der Kenianer Gado, mit richtigem Namen Godfrey Mwampembwa, hat vor kurzem seine Anstellung als Zeichner bei einer der wichtigsten Tageszeitungen in Ost- und Zentralafrika verloren. Die Kündigung focht er daraufhin vor Gericht an.

In seinen Karikaturen prangert Gado die Korruption afrikanischer Machthaber an und die Straflosigkeit von einigen vor dem Internationalen Strafgerichtshof (ICC). Die Beziehung der Medien zu den Behörden sei «beunruhigend» in vielen afrikanischen Ländern, sagte er am Dienstag an einer Debatte der UNO.

Zulkiflee Anwar Ul-Haque oder Zunar ist der bekannteste Karikaturist Malaysias. Ihm drohen 43 Jahre Haft - weil er mit seinen Zeichnungen Machtmissbrauch, Korruption und die Justizkrise in seinem Land dargestellt hat. Im Fokus steht insbesondere der malaysische Premierminister Najib Razak. Zunars Verleger können seine Bücher nicht mehr publizieren.

Zunar zeigt sich aber auch kritisch gegenüber seinen Berufskollegen: Als Muslim sei er nicht einverstanden mit den Zeichnungen von «Charlie Hebdo» - dem französischen Satiremagazin, das vergangenes Jahr von Islamisten attackiert wurde. Trotzdem dürfe er wegen den Inhalten nicht gewalttätig werden, sagte Zunar.

Vorsichtig sein - trotz allem

Karikaturisten müssten trotz allem vorsichtig sein, fand die US-amerikanische Zeichnerin Liza Donnelly. Das Internet und die sozialen Netzwerke machten es möglich, dass Karikaturen auf der ganzen Welt gesehen würden und weltweit kritisiert werden könnten.

Trotzdem «machen wir weiter als ob wir in sicheren Demokratien wären», fügte der französische Karikaturist Plantu an, der selbst Polizeischutz nötig hat. «Das Risiko hat sich globalisiert», sagte der Genfer Zeichner Patrick Chappatte. Er fügte aber an: «Jedes politische System braucht Kritik.»

Chappatte, Plantu und Donnelly gehören der Jury des Internationalen Karikaturenpreises an, ebenso wie der Human-Rights-Watch-Chef Kenneth Roth und der Genfer Stadtrat und Nationalrat Guillaume Barazzone. Der Preis wird im Zweijahresrhythmus verliehen.

Eine Ausstellung entlang dem Quai Wilson in Genf zeigt die Werke der beiden ausgezeichneten Künstler sowie weiterer Karikaturisten. Am Dienstag wurde sie eröffnet. (sda)

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