Frühmorgens oder beim Nachtessen nervige Werbeanrufe: Swisscom-Kunden müssen sich solche auf dem Festnetzanschluss bald nicht mehr gefallen lassen. Die unerwünschten Nummern können ab Ende November gratis blockiert werden.
Ein automatischer Filter lasse lästige Werbeanrufe sowie nicht identifizierbare Anrufe buchstäblich ins Leere laufen, heisst es in einer Mitteilung der Swisscom vom Dienstag. Der Dienst kann online oder auch telefonisch aktiviert werden. Profitieren können davon aber nur Kunden mit einem digitalen Anschluss.
Swisscom will aber ohnehin bis Ende 2017 alle Festnetz-Kunden vom analogen Netz auf das so genannte IP-Netz migrieren. Offen ist, wann der Filter auch für Swisscom-Mobilfunkkunden zur Verfügung stehen wird. «Wir prüfen diese Möglichkeit derzeit», sagte ein Swisscom-Sprecher auf Anfrage der sda.
Um die unerwünschten Nummern auszufiltern, stützt sich die Swisscom auf dynamische Listen bekannter Spammer, wie der Sprecher erklärte. Zudem würden verschiedene Algorithmen verwendet, um die Funktion dieser Listen ständig zu verbessern.
Konsumentenschützer: «Ein Meilenstein»
Der Runde Tisch zum Thema «unerwünschte Werbeanrufe», der vor eineinhalb Jahren von Konsumentenschützern initiiert wurde, trage erste Früchte, heisst es in einer Mitteilung der Allianz der Konsumentenschutz-Organisationen zur Neuerung. Der grösste Telekommunikationsanbieter der Schweiz halte damit sein Versprechen.
Auch die beiden Anbieter Sunrise und UPC haben sich gemäss Konsumentenschutzorganisationen im Rahmen des Runden Tischs verpflichtet, eine Lösung zur Bekämpfung solcher Anrufe zu suchen. Den Werbefilter der Swisscom bezeichnen die Organisationen als «Meilenstein» im Kampf gegen die unerwünschten Werbeanrufe.
Trotz Verbot mehr Beschwerden
Eigentlich sind die lästigen Anrufe bereits seit vier Jahren - seit Inkrafttreten des revidierten Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb - verboten. Trotzdem verdoppelte sich 2015 die Zahl der Beschwerden beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) wegen unerwünschter Werbeanrufe im Vergleich zum Vorjahr auf rund 28'000.
Das Seco kann selbst bei den Telekomanbietern ansetzen und mit rechtlichen Schritten drohen. Die Callcenter entziehen sich der Strafverfolgung aber immer mehr, indem sie ins Ausland abwandern. Denn auch Unternehmen im Ausland dürfen Schweizer Telefonnummern erwerben. Die Nummer auf dem Display stammt dann zwar aus der Schweiz, die Anrufer sitzen aber im Ausland. (sda)