Untersuchungen an der Ruine des abgebrannten Hochhauses Grenfell Tower in London haben bauliche Mängel an den Türen ergeben. Sie hätten dem Feuer bei der Brandkatastrophe mit 72 Toten im vergangenen Juni nur halb so lang standgehalten wie vorgeschrieben.
Bei einem Versuch der Londoner Polizei untersuchten Experten in der Ruine eine bei dem Brand unbeschädigte Wohnungstür. Diese habe dem Feuer nicht wie von der Herstellerfirma angegeben 30 Minuten standgehalten, sondern nur 15 Minuten. Das im Grenfell Tower verwendete Türmodell werde heute nicht mehr hergestellt, teilte die Firma der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge mit.
Das Ergebnis des Versuchs wurde den Behörden, den Anwohnern des Hochhauses und den Angehörigen der Opfer mitgeteilt. «Das ist schockierend - zuerst die Fassadenverkleidung und die Isolierung und nun die Türen, wer weiss, was noch alles das Leben der Menschen bedroht», sagte ein Mitglied der Opfergruppe «Grenfell United».
Wohnungsbauminister Sajid Javid sagte am Donnerstag, es gebe keine Hinweise darauf, dass zu schwache Wohnungstüren ein «systematisches Problem» seien. Die Polizei habe lediglich eine einzige Tür untersucht.
Die Lokalbehörden des Londoner Bezirks Kensington und Chelsea teilten mit, die Versuchsergebnisse seien bisher nicht eindeutig. Sie würden die Anwohner informieren, sobald klar sei, welche Konsequenzen die Untersuchungen für die Anwohner ähnlicher Bauten hätten. (sda/dpa)