Weil ihnen natürliche Feinde fehlen, breiten sich die Hirsche im Tessin immer weiter aus. Sie beschädigen Bäume und fügen der Forstwirtschaft erheblichen Schaden zu. Nun wird der Ruf nach einer «stärkeren Kontrolle» laut.
65 Prozent der Gemeindefläche von Camorino TI unweit von Bellinzona bestehen aus Wald. In den letzten Jahrzehnten hätten Bund, Kanton und die Gemeinde insgesamt neun Millionen Franken in die Pflege und Aufforstung des Kastanienwalds investiert, sagte der Ex-Gemeindepräsident Camorinos Carlo Donadini am Mittwoch auf Nachfrage. Er nahm am Mittwoch mit Staatsrat Claudio Zali (Lega) und anderen Medienvertretern an einem Inforundgang durch die Tessiner Waldgebiete teil.
Die Hirsche haben laut Donadini nun aber so viele Bäume angefressen, dass an eine wirtschaftliche Nutzung kaum zu denken sei. «Dabei wollten wir den Wald der nächsten Generation in Camorino übergeben», so der Ex-Gemeindepräsident. Nur eine «stärkere Kontrolle» des Bestands könnte in dieser Situation Abhilfe schaffen.
Hirsche haben freie Bahn
Laut Michele Peverelli konnte sich der Hirsch im Tessin so gut verbreiten, weil ihm die natürlichen Feinde fehlten. Dies seien in erster Linie Wölfe aber auch Luchse, sagte der Mitarbeiter des örtlichen Forstamts am Mittwoch auf Anfrage. Im Tessin sei rund die Hälfte des Kantonsgebiets bewaldet. Die Bäume oberhalb der Wohngebiete hätten eine wichtige Schutzfunktion gegen Lawinen und Erdrutsche - vorausgesetzt natürlich, sie sind intakt, so Peverelli. (sda)