Laut, bunt und ausgelassen: Rund 850'000 Besucherinnen und Besucher haben am Samstag in Zürich die 28. Street Parade gefeiert. Die grösste Technoparade der Welt verlief weitgehend friedlich.
Auf der rund 2 Kilometer langen Strecke rund um das Zürcher Seebecken gab es zeitweise kein Durchkommen mehr. Techno-Fans jeden Alters tanzten entlang der Umzugsroute und vor den acht Bühnen entspannt und gut gelaunt zu wummernden Beats und Bässen, die nicht nur die Trommelfelle vibrieren liessen.
Viele der Besucherinnen und Besucher hatten sich aufwändig kostümiert und zeigten viel Spitze, Glitter, Tüll und Tigerfell. Neben Jeans und T-Shirt waren beispielsweise auch bemalte Körper, Super Marios, Fantasiekostüme und eine Gruppe aufwändig verkleideter Quallen mit langen Tentakeln zu sehen und dazwischen natürlich: viel nackte Haut.
«Friedlich aber laut»
Die 28. Street Parade, deren Motto «Colours of Unity» lautete, sollte wie den Vorjahren eine Demonstration sein für Liebe, Friede, Freiheit und Toleranz. Für den notwendigen Sound sorgten die 28 Love Mobiles und acht Bühnen mit über 200 Künstlerinnen und Künstlern.
Bis zum Abend verlief der Anlass «friedlich aber laut», wie ein Sprecher der Stadtpolizei sagte. Es habe bis 21.00 Uhr rund 30 Verhaftungen wegen Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz oder wegen Vermögensdelikten gegeben. Ausserdem seien einige Lärmklagen eingegangen. Mit Blick darauf, dass mehrere hunderttausend Menschen feierten, sei es aber ein friedlicher Anlass. Laut einem Communiqué der Stadtpolizei Zürich von der Nacht auf Sonntag habe es allerdings auch gewalttätige Auseinandersetzungen mit Körperverletzungen gegeben.
Verdächtiger Gegenstand
Nach 20 Uhr wurde der Einsatzzentrale der Stadtpolizei Zürich ein verdächtiger Gegenstand im Bereich des Utoquai gemeldet. Aus Sicherheitsgründen wurde das Gebiet grossräumig abgesperrt und die Besucherströme wurden laut den Sicherheitskräften umgeleitet.
Kurz vor Mitternacht teilte die Stadtpolizei Zürich dann mit, dass ein Rucksack von Spezialisten des Forensischen Instituts vor Ort untersucht und unter angemessenen Sicherheitsvorkehrungen abtransportiert worden sei. Die Absperrungen konnten daher wieder aufgehoben werden. Die Behörden nahmen eine Person für weitere Abklärungen fest, hiess es.
Das Gedränge war in diesem Jahr nicht gar so gross wie im Vorjahr, als die Street Parade die Millionengrenze knackte. Laut Stadtpolizei waren daher auch keine Lenkungsmassnahmen nötig. 2018 mussten wegen des Ansturms immer wieder Wege gesperrt werden.
Auch aus Sicht der Sanitäter war es eher ein entspannter Einsatz. Bis gegen 17 Uhr war es noch aussergewöhnlich ruhig. Gegen Abend habe es etwas angezogen. Bis 20.30 Uhr wurden insgesamt 391 Behandlungen vorgenommen, wie Schutz & Rettung am Abend mitteilte.
Behandeln mussten die Sanitäter vor allem Schnittverletzungen und Wunden, ausserdem Personen mit Alkohol- und Drogenproblemen. Schwere Verletzungen gab es kaum zu verzeichnen.
Street Parade im Wetterglück
Die Veranstalter zeigten sich «super zufrieden und auch megafroh über das Wetter», wie Mediensprecher Stefan Epli gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Denn es war warm aber nicht zu heiss.
Bis kurz vor dem Warm-up um 13 Uhr hingen noch dunkle Wolken über Zürich und es regnete teilweise in Strömen, so dass der Aufbau etwas in Verzug und schwieriger war als in anderen Jahren, wie Epli sagte. Doch pünktlich zum Beginn der Street Parade blieb es trocken und ab dem Nachmittag zeigte sich sogar ab und zu die Sonne.
Die 28 Love Mobiles rollten bis 22.30 Uhr über die 2 Kilometer lange Umzugsroute vom Utoquai im Zürcher Seefeld bis zum Hafendamm Enge. Auf den Bühnen spielt die Musik bis gegen 24 Uhr, anschliessend wird in Clubs und anderen Locations noch weiter gefeiert.
Love Mobiles fahren klimaneutral
Die Street Parade kostet keinen Eintritt und die Künstlerinnen und Künstler treten ohne Gage auf. Organisiert wird der Anlass vom Verein Street Parade. Das Organisationskomitee besteht aus 17 Mitgliedern. Rund 2500 Personen sorgen für einen reibungslosen Ablauf.
Die Veranstalter haben auch den Umweltschutz im Blick. So werden Wertstoffe gesammelt, getrennt und kommen zurück in den Wertstoffkreislauf. Alle Bühnen und Verpflegungsstände werden mit Ökostrom betrieben und die Love Mobiles fahren klimaneutral. Die Lebensmittelabfälle werden zu Biogas verarbeitet und von jedem verkauften Getränk investiert die Street Parade einen Franken in die Umwelt. (sda)