Der Bekleidungskonzerns Charles Vögele entlässt am Hauptsitz Pfäffikon 100 Mitarbeiter. Der Entscheid ist eine Folge der Übernahme durch den italienischen Modekonzern OVS.
Charles-Vögele-Mediensprecherin Nicole Borel bestätigte am Mittwochabend gegenüber der Nachrichtenagentur sda einen entsprechenden Bericht von «TeleZüri». Betroffen sind demnach überwiegend Angestellte in den Bereichen Verkauf und Design.
Das Unternehmen mit rund 6300 Mitarbeitern befinde sich derzeit in einem Transformationsprozess. Durch den Verkauf des Unternehmens an Sempione Retail, zu welcher das italienische Modehaus OVS gehört, werde mittelfristig auf OVS-Kleider-Kollektionen umgestellt. Deshalb übernimmt künftig der neue Inhaber die Aufgaben im Bereich Verkauf und Design.
Name «Charles Vögele» verschwindet
Dass es zu Entlassungen am Hauptsitz in Pfäffikon kommen wird, war absehbar. Bereits im September hatte Charles Vögele-Verwaltungsratspräsident Max E. Katz an einer Medienkonferenz in Zürich einen Stellenabbau angekündigt. Im Sommer 2017 wird ein Grossteil der Charles Vögele Filialen umbenannt und umgestaltet sein. Der Name und die Marke Charles Vögele wird dann Anfang 2018 definitiv verschwunden sein.
Das Charles Vögele-Management hatte in den letzten Jahren Vieles versucht, die 60-jährige Traditionsmarke wieder erfolgreich zu machen. So straffte sie das Filialnetz, stellte das Sortiment um und startete mehrfach Imagekampagnen - vergebens. Die Aufhebung des Mindestkurses war dann offenbar ein Schlag zu viel. Nach fünf Jahren in den roten Zahlen wurde Charles Vögele an Sempione Retail verkauft.
Dieser hatte das Übernahmeangebot im September 2016 vorgelegt. Anfang Dezember hatten die Charles-Vögele-Aktionäre die Bedingungen der Käuferin abgesegnet und drei ihrer Vertreter in den Verwaltungsrat gewählt. Die Übernahme kostete Sempione 56 Millionen Franken.
Mit der Übernahme von Charles Vögele kann OVS auf einen Schlag 163 Filialen übernehmen. Geplant ist auch, die Charles Vögele-Geschäfte in Österreich, Ungarn und Slowenien weiterzuführen. Das Deutschlandgeschäft und die Immobilien werden verkauft.
Zweiter Anlauf für OVS in der Schweiz
Sempione Retail besteht aus OVS und zwei Investoren. Der Anteil des Modekonzerns beläuft sich dabei auf 35 Prozent. Die Vögele-Übernahme ist der zweite Expansionsversuch des früher Oviesse genannten Konzerns in der Schweiz. 2001 vereinbarten Oviesse und Globus, dass der italienische Konzern 35 der 60 ABM-Filialen übernehmen sollte.
Erfolgreich war Oviesse damit jedoch nicht, unter anderem weil der italienische Konzern den schwedischen Konkurrenten H&M unterschätzte. Bereits 2004 brach Oviesse seine Zelte in der Schweiz wieder ab. (sda)