Bundeskanzler Walter Thurnherr hat als Festredner auf dem Rütli zum Nachdenken über neue Lösungen aufgerufen. Direkte Demokratie verpflichte nicht nur zur Nutzung des eigenen Stimmrechts, sondern auch zum Gebrauch der eigenen Hinterstube.
Die Schweiz habe allen Grund, gelassen und selbstbewusst zu sein, sagte Thurnherr. «Nein, nicht weil wir anders sind, sondern weil wir gewisse Dinge anders machen: Wir regieren uns anders, wir organisieren uns anders, und wir entwickeln uns anders.»
Grund dafür ist gemäss Thurnherr nicht 1291, sondern das 19. Jahrhundert, als die Schweiz den Binnenmarkt geschaffen und sich eine moderne Verfassung mit einer direkten Demokratie gegeben habe. «Andere Länder behalten ihre Verfassung und ändern ständig ihre Regierung. Wir halten an der Regierung fest und ändern laufend die Verfassung», sagte der Bundeskanzler.
Dass die Schweiz in der Vergangenheit einiges anders und alles in allem nicht so schlecht gemacht habe, sei keine Garantie für die Zukunft, sagte Turnherr. Viele heutige Probleme könne die Schweiz nicht allein lösen. Keine Initiative werde garantieren, dass unsere Gletscher nicht wegschmelzen würden.
Der 1. August sei auch Gelegenheit, sich bewusst zu machen, dass neue Probleme bestünden, neue Denkarbeit notwendig sei und wahrscheinlich auch neue Antworten gefunden werden müssten, sagte der Bundeskanzler. Die Schweiz habe gute Voraussetzungen, aber sie sollte etwas daraus machen. (sda)