In Italien haben sich die rechtspopulistische Lega und die Fünf-Sterne-Bewegung auf einen Regierungschef geeinigt. Das sagte Lega-Chef Matteo Salvini am Sonntag in Fiumicino bei Rom vor Journalisten, ohne einen Namen zu nennen.
Salvinie sagte aber, dass weder er noch Fünf-Sterne-Chef Luigi Di Maio Ministerpräsident einer Koalition aus den beiden Parteien werden soll. Man sei sich auch über das Kabinett einig.
Als Ministerpräsidenten-Kandidat ist der Florentiner Rechtsprofessor Giuseppe Conte im Gespräch, der den Cinque Stelle (Fünf-Sterne-Bewegung) nahe steht. Als Alternative kommt der Wirtschaftsprofessor Andrea Roventini infrage.
Medienberichten zufolge ist Salvini als Innenminister vorgesehen, während Di Maio das Arbeitsressort oder das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung übernehmen könnte. Auch das Wirtschaftsministerium beansprucht die Fünf-Sterne-Bewegung, während die Lega das Verteidigungsressort übernehmen will. Als Aussenminister ist der erfahrene Diplomat Giampiero Massolo im Gespräch.
Di Maio will EU-Verträge neu verhandeln
Di Maio will die EU-Verträge «im Dialog» neu verhandeln. «Brüssel sage ich: Zuerst beobachtet, was wir konkret machen wollen», so Di Maio nach Medienangaben von Sonntag.
«In Italien haben 50 Prozent zwei politische Kräfte gewählt, die eine Regierung bilden wollen. Diese Regierung will nicht mit Gewalt, sondern im Dialog einige EU-Verträge und -Regeln infrage stellen. Wir werden attackiert, bevor wir überhaupt die Regierungsarbeit aufgenommen haben», sagte Di Maio.
Die beiden europakritischen Parteien wollen am Montag Staatspräsident Sergio Mattarella ihr Regierungsprogramm vorstellen, dabei soll auch der Name des künftigen Regierungschefs bekannt werden. Der Präsident muss dann entscheiden, ob er den Regierungsauftrag erteilt.
Mehrheit für geplante Regierung
In Italien stösst die geplante Regierung aus Fünf-Sterne-Bewegung (MoVimento 5 Stelle/M5S) und der Lega auf Zustimmung - nach dem polarisierenden Wahlkampf und den zähen Verhandlungen nach der Wahl am 4. März ist die Sehnsucht nach einer gewählten Regierung gross.
Sechs von zehn Italienern begrüssen die Koalition, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Demos im Auftrag der Römer Tageszeitung «La Repubblica» (Sonntag) ergab. Nur ein Viertel der Befragten wünsche sich eine Neuwahl. Die Mehrheit der Bürger wolle, «dass das Warten ein Ende hat». (sda/dpa/apa)