Demokratische Abgeordnete haben am Mittwoch mit einer Sitzblockade im US-Repräsentantenhaus ein schärferes Waffenrecht gefordert. Einige Dutzend Parlamentarier wollen sitzen bleiben, bis eine Abstimmung über eine Gesetzesinitiative angesetzt ist.
In der Initiative soll nach dem Willen der Demokraten festgelegt werden, dass jemand, der auf einer Terror- oder Flugverbotsliste geführt wird, keine Waffe kaufen darf. «Wie viele Mütter, wie viele Väter werden noch Tränen der Trauer vergiessen müssen, bevor wir etwas tun?», sagte der Abgeordnete John Lewis.
Der Ruf nach einer Verschärfung des Waffenrechts ist nach dem Attentat von Orlando, bei dem 49 Menschen erschossen wurden, wieder deutlich lauter geworden. Erst am Montagabend scheiterten mehrere Gesetzentwürfe für eine strengere Regelung im Senat - der anderen Kammer des Kongresses.
Den Demokraten gingen die Vorschläge der Republikaner nicht weit genug; die Konservativen kritisierten die Vorhaben der anderen Seite als zu strikt. Die Republikaner haben in beiden Kammern des Kongresses die Mehrheit.
Nicht mal abstimmen
Die Sitzblockade am Mittwoch begann gegen 11.25 Uhr (Ortszeit) und dauerte am Abend noch an. Die demokratische Fraktionschefin Nancy Pelosi erklärte: «Unsere Abgeordneten haben sich auf dem Boden gesetzt, um dagegen zu protestieren, dass wir nicht mal eine Abstimmung abhalten können. Wir glauben nämlich, dass wir diese Abstimmung gewinnen würden.»
Die Demonstranten forderten, die geplante Parlamentspause nächste Woche zu verschieben, damit über die Gesetzesinitiative abgestimmt werden könne.
Paul Ryan, Vorsitzender des Repräsentantenhauses und Republikaner, liess über eine Sprecherin mitteilen, dass die Kammer nicht arbeiten könne, wenn Abgeordnete sich nicht an die Regeln hielten. Er selbst nannte den Protest später eine PR-Aktion. Den Demokraten gehe es nur um Schlagzeilen, sagte er CNN.
Obama bedankt sich
Der Sprecher von US-Präsident Barack Obama sagte, die Aktion der demokratischen Abgeordneten spiegele Frust und Ärger vieler Menschen über eine republikanische Blockadehaltung wider. Ihr Anliegen sei weder kontrovers noch radikal.
Sie würden schlicht dafür werben, in überparteilichem Konsens über eine Politik abzustimmen, für die es im Land eine breite Mehrheit gebe. Obama bedankte sich via Twitter beim Abgeordneten Lewis für die Aktion.
Der Parlamentssender C-Span griff unterdessen zu einer ungewöhnlichen Massnahme, um auf seinem Kanal Bilder von der Sitzblockade zu zeigen. Der Sender hat selbst keine Kontrolle über seine Kameras, die von der Verwaltung des Repräsentantenhauses abgeschaltet wurden. C-Span zeigte deshalb Live-Streams, die die Abgeordneten mit ihren Handys machten. (sda/dpa)