Russische Luftangriffe auf die syrische Metropole Aleppo haben eine Offensive der Rebellen deutlich geschwächt. Die ganze Nacht über hätten die «intensiven russischen Angriffe» auf den Südwesten von Aleppo angehalten, erklärten Aktivisten am Dienstag.
Das habe die «Gegenoffensive verlangsamt» und den Regierungstruppen die Rückeroberung von fünf Stellungen ermöglicht, die die Rebellen seit Sonntag unter ihre Kontrolle gebracht hätten, teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.
Die in Syrien breit vernetzte Beobachtungsstelle erklärte zudem, seit dem Beginn der neuerlichen Offensive am Sonntag seien 50 Rebellen und mit ihnen verbündete Dschihadisten sowie dutzende Regierungssoldaten getötet worden. Ausserdem seien durch Granatenbeschuss von Rebellen mindestens 30 Zivilisten getötet worden, darunter elf Kinder.
Belagerungsring durchbrechen
Die Dschihadisten wollen in Aleppo den Belagerungsring aus regierungstreuen Verbänden durchbrechen. Ihr wichtigstes Ziel ist die Einnahme des von den Regierungstruppen gehaltenen Bezirks Ramussa, um eine neue Versorgungsroute zu öffnen.
Beteiligt an der neuen Offensive ist unter anderem die frühere mit Al-Kaida verbündete Fatah-al-Scham-Front, die sich bis vor Kurzem Al-Nusra-Front nannte.
Den Aufständischen sei es zwar gelungen, an Boden zu gewinnen, erklärte die Beobachtungsstelle. Die Kämpfer der Front sowie verbündete Islamisten schafften es jedoch nicht, ihre Stellungen zu halten. Die Organisation ist in Syrien breit vernetzt, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite aber schwer überprüfbar.
Hunderttausende sitzen fest
Syrische Regierungstruppen hatten den Belagerungsring um die östlichen Rebellenviertel in Aleppo Mitte Juli vollständig geschlossen. Schätzungsweise 250'000 Menschen sitzen derzeit im Ostteil der Stadt fest.
Die internationale Gemeinschaft forderte die Regierungstruppen auf, die Belagerung der Rebellenviertel zu beenden. Hilfsorganisationen warnen seit Tagen vor einer humanitären Katastrophe.
In den vergangenen Tagen öffneten Regierungstruppen humanitäre Korridore. Laut russischen Angaben haben sich über diese Korridore mehr als 320 Zivilisten in Sicherheit gebracht. Die UNO kritisierte diese allerdings: Flucht- und Hilfskorridore seien nutzlos, wenn es nicht zugleich eine Waffenruhe gebe. (sda/afp/dpa)