In ihren Romanen töten Frauen auf subtile und kuriose Weise. Viele Mordgeschichten wurden zu Bestsellern und anschliessend verfilmt. Heute wird Ingrid Noll 80 Jahre alt.
«Lebt ihr Mann noch?» wird Ingrid Noll auf Lesungen von ihren Fans oft gefragt. «Ja, er ist mittlerweile 84 Jahre und hätte als Arzt bessere Möglichkeiten gehabt, mich still zu beseitigen», antwortet die Schriftstellerin dann. Der Grund für die «indiskreten» Fragen: In den mittlerweile 13 Romanen von Ingrid Noll töten und morden ausschliesslich Frauen.
Die Autorin, die im «Hauptberuf» ihre Enkel betreut, beginnt ihren Tag mit Zeitung Lesen: «Ich lese alles Mögliche und schneide mir auch interessante Gesichter aus. Langsam entstehen in meinem Inneren Menschen und Charaktere, die dann mit der Zeit mit einer Geschichte verschmelzen», sagt sie.
Besonders durch ihre frühere Tätigkeiten in der Arztpraxis ihres Mannes oder im Elternbeirat «kenne ich sehr viele Menschen». Deshalb ist nicht auszuschliessen, dass Patienten, Lehrer oder Mütter als Vorlage für ihre Romanfiguren standen.
In der Ich-Form entwirft sie mit Empathie ihre Protagonisten und schlüpft beim Schreiben in deren Rolle. Die Morde in ihren Geschichten seien nicht von Anfang an «als Plot konzipiert», sondern würden sich «einfach mit der Zeit ergeben».
Sudoku und Scrabble
Beim Zugfahren hält sich Ingrid Noll geistig mit Sudoku fit, sie beobachtet Mitreisende oder die Landschaft. Sie hört gerne klassische Musik und zeichnet. Jeden Abend spielt sie mit ihrem Mann zudem eine Partie Scrabble.
Die 1935 in Shanghai geborene Autorin kam 1949 in die Bundesrepublik. Erst mit 55 Jahren begann sie zu schreiben - als die Kinder aus dem Haus waren. Ihr erster Roman «Der Hahn ist tot» (1991) wurde sofort positiv aufgenommen. Viele ihrer Bestseller mit aktuellen Bezügen zum Zeitgeschehen wurden, wie «Die Apothekerin» (1997) mit Katja Riemann in der Hauptrolle, erfolgreich verfilmt. (sda/dpa)