Aus Protest gegen die geplante Rentenreform und Steuererhöhungen sind in Griechenland landesweit Hunderttausende auf die Strassen gegangen. Die griechischen Medien werteten übereinstimmend, es sei eine der grösste Protestaktionen seit Jahren.
Fast alle Berufsgruppen beteiligten sich am Ausstand. Es sei einfacher zu sagen, «wer nicht streikt als wer streikt», hiess es im griechischen Radio. Um die Mittagszeit marschierten Zehntausende Demonstranten durch das Zentrum Athens sowie anderer Städte wie Thessaloniki, Patras, Iraklion und Volos.
In vielen Fällen demonstrierten Arbeitgeber und Arbeitnehmer sowie Freischaffende Hand in Hand. Händler gingen zusammen mit ihren Angestellten auf die Strasse.
Zudem streikten Seeleute, Rechtsanwälte, die Angestellten der Müllabfuhr, Apotheker, Landwirte, Prokuristen mit Ingenieuren. Einige Inlandsflüge zu kleineren Inseln fielen aus, internationale Verbindungen sollen nicht betroffen sein. Keine Fähre lief aus Piräus aus.
Hände weg von Renten
Es sei eine «bunte Mischung mit Menschen aus allen Schichten», sagte Theodoros Ioannides, ein Angestellter einer Pharmaindustrie, gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. «Hände weg von unseren Renten», skandierten die Demonstranten.
«Der Arbeitsminister soll seine Familie mit 360 Euro im Monat ernähren», hiess auf einem Transparent. Regierungschef Alexis Tsipras warnte wiederholt: Ohne Reformen könnten bald keine Renten mehr ausgezahlt werden.
Die Polizei befürchtete Ausschreitungen. Autonome könnten - wie bereits mehrmals in den vergangenen Jahren - versuchen, die Kundgebungen ins Chaos zu stürzen. Die Demonstrationen verliefen zunächst aber friedlich.
Knappe Mehrheit
Die Pläne der Regierung von Ministerpräsident Tsipras sehen unter anderem Kürzungen von neuen Renten um durchschnittlich 15 Prozent und eine erhebliche Erhöhung der Rentenbeiträge bei den Landwirten vor. Die Freischaffenden würden ebenfalls zur Kasse gebeten.
In Athen wird spekuliert, dass das Renten-Reformprogramm nur ganz schwer vom Parlament gebilligt werden könnte. Viele Abgeordnete wurden nämlich bereits von ihren Wählern aufgefordert, der Reform nicht zuzustimmen. Tsipras' Links-Rechts-Regierung hat eine dünne Mehrheit von drei Abgeordneten. Abweichler könnten das Land in eine neue politische Krise stürzen. (sda/dpa)