Herr Avdili, nach den Massenkündigungen in drei Sugus-Häusern hat eine betroffene Mieterin gegenüber watson erzählt, dass die Verwaltung sie am Telefon gefragt habe, ob sie bei so einem Erbe nicht gleich gehandelt hätte. Hätten Sie dasselbe gemacht?
Përparim Avdili: Ich hätte das nicht so gemacht. Das Vorgehen der Erbin ist absolut unangebracht. So geht man nicht mit Mieterinnen und Mietern um.
Der Hauseigentümerverband stritt stets ab, dass die Wohnungsnot befeuert werde durch Vermieter, die lieber Profite einfahren, als kostengünstige Angebote zu schaffen. Können Sie noch abstreiten, dass die «Mär vom bösen Vermieter» in Wahrheit der Realität entspricht?
Ja, denn gerade die Sugus-Häuser zeigen, wie es wirklich ist. Die Überbauung besteht aus neun Häusern, die auf drei Erben aufgeteilt sind. Nur eine Erbpartei hat die Massenkündigung ausgesprochen und verhält sich problematisch, die anderen Häuser bleiben bestehen. Auf die Wohnungsnot hat das aber keinen Einfluss.
Wie kommen Sie darauf?
Das eigentliche Problem der Wohnungsnot liegt im Mangel an Wohnraum. Bei den drei Sugus-Häusern bleibt nach der geplanten Totalsanierung dieselbe Fläche an Wohnraum bestehen. Mich stört, wie die linke Stadtregierung über Jahre von nachhaltigem Bauen gesprochen hat und sich dann wundert, wenn Gebäude saniert werden müssen.
Die beiden Erben der übrigen Sugus-Häuser haben aber angegeben, dass in ihren Liegenschaften keine Totalsanierung nötig sei. Der Unterschied zwischen den Erbparteien besteht einzig im Rendite-Wunsch, welcher sich nur durch übersetzte Mietpreiserhöhungen und Leerkündigungen durch vorgeschobene Sanierungsgründe realisieren lässt. Das verschärft doch die Wohnungsnot, die übrigens nicht bei Luxuswohnungen besteht.
Nein, das stimmt nicht. Es ist die linke Stadtregierung, die in der Vergangenheit wegen ideologischer Sturheit und Regulierungswut Tausende preisgünstige Wohnungen verhindert hat. Natürlich ist es bedauerlich, wenn die Mieten steigen, aber wir leben in einer freien Marktwirtschaft mit Eigentumsrechten. Diese Prinzipien sind einer der Gründe, warum unser Land wirtschaftlich so erfolgreich ist. Das Problem mit bezahlbarem oder gemeinnützigem Wohnbau liegt woanders.
Klären Sie uns auf.
Wenn über gemeinnützigen Wohnungsbau gesprochen wird, muss auch hinterfragt werden, wie dieser Wohnraum verteilt wird. Es gibt viele Menschen, die in subventionierten Wohnungen leben, obwohl sie gar nicht darauf angewiesen sind. Die Jungfreisinnigen haben etwa darauf hingewiesen, dass viele SP-Gemeinderäte selbst in gemeinnützigen Wohnungen leben. Das ist eine Frage der Gerechtigkeit, die man nicht ausblenden darf.
Sie wollen also lieber über die Verteilung des bereits knappen gemeinnützigen Wohnraums reden, anstatt mehr zu investieren?
Es braucht eine Wohnoffensive auf diversen Ebenen, um mehr Wohnraum zu schaffen. Wenn wir Baubewilligungsverfahren vereinfachen, vieles deregulieren und mehr verdichten, hätte das eine entspannende Wirkung auf Immobilienmarkt und die Preise.
Die SP fordert nun eine Erhöhung der staatlichen Wohnbauförderung um 250 Millionen Franken auf 750 Millionen Franken pro Jahr. Sie haben das als «Steuergeldverschwendung» bezeichnet. Dabei wäre es doch ein Garant für tiefe Mieten, wie es in Wien der Fall ist?
Der Vergleich mit Wien hinkt. Die staatlichen Wohnungen in Wien gehören der Stadt seit über 100 Jahren – in Zürich gibt es solche neuen Grünflächen nicht mehr. Um den Wiener Anteil zu erreichen, müsste Zürich Dutzende Milliarden Franken investieren und den privaten Wohnbau blockieren. Das würde zu einer totalen Blockade und massiver Überschuldung führen. Die zusätzlichen 250 Millionen Franken der SP sind daher ein Tropfen auf den heissen Stein und reiner Populismus. Anstatt neuen Wohnraum zu schaffen, will die SP mit dem Geld bestehenden Wohnraum aufkaufen und günstiger vermieten – am Ende profitieren nur wenige, während alle Steuerzahler die Kosten tragen.
Sie beharren also darauf, dass mehr gebaut werden muss, damit sich die Preise erholen. Doch bis Ende 2020 wurde weit über die Zuwanderung hinaus gebaut, die Leerwohnungsziffer erreichte den zweithöchsten Stand aller Zeiten. Trotzdem steigen die Mieten weiter – und das, obwohl die Zinsen historisch tief sind. Wie erklären Sie das?
Der Grund für die steigenden Preise liegt nicht im Bevölkerungswachstum, sondern darin, dass die Wirtschaftsfreiheit unseren Wohlstand erhöht hat. Mit steigendem Wohlstand wachsen auch die Ansprüche der Menschen – viele können und wollen sich grössere, modernere oder besser ausgestattete Wohnungen leisten. Für diese Menschen muss der Staat nicht auch noch Wohnraum schaffen.
Auf dem Wohnungsmarkt besteht aber keine Wirtschaftsfreiheit und Angebots- oder Marktmieten. Der Mietzins ist per Verfassung an die effektiven Kosten gebunden und die Rendite ist gedeckelt. Doch das wird einfach nicht durchgesetzt und gleichzeitig schrauben die Bürgerlichen sogar daran, die zulässige Rendite im Mietrecht zu erhöhen. Braucht es nicht stattdessen eine stärkere Kontrolle?
Die Kostenmiete ist per se nicht günstiger, es hängt mit der Relation der Baukosten zusammen, und der Mietzins ist heute schon sehr streng reguliert. Es ist keineswegs so, dass Vermieter Mieten willkürlich festlegen können. Ganz im Gegenteil: Es gibt klare Vorschriften, wie hoch der Mietzins sein darf. Wenn jemand neu baut, muss sich das wirtschaftlich rechnen. Schauen Sie, wem die meisten Wohnungen gehören – es sind unsere Pensionskassen. Und die müssen Renditen erwirtschaften, damit unsere Altersguthaben gesichert sind. Genau da liegt das Dilemma – ich führe das gerne aus.
Bitte.
Einerseits wollen wir sichere Renten, andererseits günstige Mieten. Wenn Renditen erzielt werden müssen, dann braucht es klare Anreize, und diese Anreize kommen aus der Wirtschaftsfreiheit. Deshalb ist der Ansatz, ständig neue Regulierungen zu fordern, falsch. Stattdessen sollten wir die Prozesse beim Bauen beschleunigen und den Zugang zum Markt erleichtern. Das bringt mehr Wohnraum, was am Ende auch die Mieten entspannt.
Ausgerechnet der Kleine Bruder der geldgeilsten Politiker erzählt ganz offiziell auf Watson ungestraft seine Lügenmärchen?
Genau diese "Bürgerlichen" treiben die Mieten gnadenlos und die Höhe und bekommen den Hals trotzdem nie voll genug.
Stichworte wie "Quartierübliche" und "Ortsübliche" Mieten helfen dabei die Mieten zu erhöhen.
Beispiel: es wird ein Neubau mit 20 Wohnungen erstellt - mit entsprechenden Mieten.
Dafür erhöhen die Besitzer der Altbauten umgehend die Mieten, damit sie "Quartierüblich" werden - mit 0,0 CHF Investitionen.