wechselnd bewölkt
DE | FR
International
Russland

Wahlen in Russland: 7 Beispiele, wie für Putin geschummelt wurde

Manipulation bei Russland-Wahlen: Ein Mann stopft mehrere Wahlzettel in eine Urne.
Manipulation bei Russland-Wahlen: Ein Mann stopft mehrere Wahlzettel in eine Urne.screenshot: twitter/tvrain

Diese 7 Beispiele zeigen, wie die russischen Wahlen manipuliert wurden

19.03.2018, 09:2819.03.2018, 16:24
Mehr «International»

Wladimir Putin ist wiedergewählt. Über 76 Prozent der Wähler bestätigten den Präsidenten im Amt. Ein klares Verdikt: Für weitere sechs Jahre darf der 65-Jährige Russland regieren. 

epaselect epa06613283 Russia's President Vladimir Putin delivers a speech during a rally at Manezhnaya Square near the Kremlin in Moscow, Russia, 18 March 2018. Russians are electing the Presiden ...
Putin lässt sich feiern: Für seine Wiederwahl hat er nichts dem Zufall überlassen.Bild: EPA/EPA

Von freien Wahlen darf derweil nicht die Rede sein, die Opposition wurde in den vergangenen Jahren systematisch an der Arbeit gehindert. 

Doch nicht nur im Vorfeld, sondern auch am Wahltag selber wurde alles dafür getan, dass sich Putin mit einem Glanzresultat seine vierte Amtszeit sichern konnte. Oppositionsnahe russische Wahlbeobachter registrierten rund 3000 Manipulationsversuche. 

Folgende sieben Beispiele zeigen, was damit gemeint ist:

Geschenke für Wahl-Teilnahme

Fast so wichtig wie das Wahl-Resultat war für das Putin-Lager eine hohe Teilnahme. Mit rund 67 Prozent lag diese etwas unter den Erwartungen des Machthabers. Anvisiert wurde eine Beteiligung von mindestens 70 Prozent – und dafür wurden diverse Massnahmen ergriffen.

Medien berichteten von Geldprämien und der Verlosung von iPhones für Selfies mit angekreuztem Stimmzettel aus dem Wahllokal. Wählern sollte die Stimmabgabe zudem mit Geldprämien und Konzertkarten versüsst werden.

Auf den einen oder anderen Wähler wartete bei der Stimmabgabe sogar ein regelrechtes Festessen.

Druck am Arbeitsplatz

Der Nicht-Regierungsorganisation Golos lagen bereits im Vorfeld der Wahl Beschwerden vor, dass Druck auf Firmenbelegschaften, Staatsangestellte und Studenten ausgeübt wurde, zur Wahl zu gehen.

Reporter der Nachrichtenagentur Reuters beobachteten zudem, dass viele Wähler Selfies mit ihren Stimmzetteln in Wahllokalen machten. Auf Nachfrage gaben sie an, sie müssten diese ihren Vorgesetzten als Beweis für die Teilnahme an der Wahl vorlegen.

Shuttle-Busse

Wähler seien in Bussen von Wahllokal zu Wahllokal gefahren worden, damit sie mehrmals ihre Stimme haben abgeben können. Dies berichten Anhänger von Putin-Kritiker Aleksej Nawalny, die die Wahl beobachteten. «Wir würden das ‹Shuttle-Bus-Wahl› nennen», sagte ein Mitstreiter des Oppositionellen.

«Urnenstopfen»

In einem Wahllokal in Karatschai-Tscherkessien im Nordkaukasus versuchte ein Polizist offenbar, einen ganzen Stapel Wahlzettel in die Urne zu werfen. Eine Beobachterin entdeckte den Verstoss und meldete ihn.

Ähnliche Vorfälle ereigneten sich gemäss des kremlkritischen Senders «Doschd» im ganzen Land. Auf Twitter verbreitete der Kanal, welcher 2014 vom Kabel- und Satellitennetz verbannt wurde, einen Videozusammenschnitt mit weiteren «Urnenstopf»-Sequenzen. 

Desweiteren kursierten im russischen Facebook «Vkontakte.ru» Meldungen von unversiegelten Wahlurnen.

Festnahme von Beobachtern

Die Zeitung «Nowaja Gazeta» berichtete, im Gebiet Murmansk seien fünf Wahlbeobachter aus dem Stab von Putin-Kritiker Nawalny festgenommen worden. Zwei seien inzwischen wieder auf freiem Fuss.

Nawalny-Unterstützer melden derweil, dass diversen Wahlbeobachtern der Zutritt zu den Lokalen untersagt worden sei. 

Namen auf mehreren Listen

Aus mehreren Orten wurde berichtet, dass einzelne Wähler auf mehreren Listen aufgetaucht seien. Zudem besteht der Verdacht, dass per Briefwahl Stimmen von Personen verschickt wurden, die gar nicht mehr an den angegebenen Adressen wohnen würden. Dabei soll es sich auch um Menschen handeln, die bereits verstorben seien.

Weiter berichtet die NGO Golos, dass ein Mann im tschetschenischen Ort Mairtup unter Vorlage eines fremden Passes zu wählen versuchte – und das gleich vier Mal hintereinander.

Ballone tauchen vor der Kamera auf

In der Region Kemorowo wurden in einem Wahllokal beim Auszählen der Stimmzettel plötzlich Ballone vor die Kamera gehalten. Kemorowo, östlich von Nowosibirsk gelegen, ist bekannt für eine sehr hohe Wahlbeteiligung und ausgezeichnete Ergebnisse für Putin.

Diese Kamera zeigte live die Stimmenauszählung in Kemorowo, als plötzlich Ballone die Sicht versperrten.Video: YouTube/Настя Ясеницкая

Und dann tauchte noch er hier auf ...

Video: watson

(cma/sda/reu/afp)

Wahlen in Russland: eine Bilderreise

1 / 14
Wahlen in Russland: eine Bilderreise
Andere Länder, andere Wahlbilder: Hier geben die Stimmberechtigten in Dedukino ihre Wahlzettel ab, rund 110 Kilometer ausserhalb Moskaus.
quelle: epa/epa / yuri kochetkov
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Die Wahlanalyse

«Treten Sie 2030 wieder als Präsident an?»

Video: srf
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet um die Zahlung abzuschliessen)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
72 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Guzmaniac
19.03.2018 10:12registriert März 2017
Geil, "Wahllokal-Crawl" mit dem Bus!! Hoffentlich gabs Snacks und Bier!

#unglaublich
18317
Melden
Zum Kommentar
avatar
ChiliForever
19.03.2018 10:46registriert November 2016
Schlimmer ist eigentlich, daß es bei uns viele Menschen gibt, die gerne selbst für uns ein solches System mit einem "starken Mann" (oder Frau) hätten...
12316
Melden
Zum Kommentar
avatar
saugoof
19.03.2018 10:43registriert Februar 2015
Das eigenartige ist das Putin das wahrscheinlich gar nicht nötig hätte. Ich habe den Eindruck das er trotz (oder gerade durch) Unterdrückung aller Oppositionsstimmen und autokratischer Herrschaft in Russland doch recht beliebt ist und die Wahlen so oder so gewinnen würde.
863
Melden
Zum Kommentar
72
Kremlchef Putin lässt Rekordergebnis verkünden – die Schweiz schweigt
Nach mehr als zwei Jahrzehnten an der Macht hat sich Russlands Präsident Wladimir Putin in einer umstrittenen Wahl mit 87,28 Prozent der Stimmen zum fünften Mal im Amt bestätigen lassen. Die Schweiz sowie andere Länder sahen keinen Grund zur Gratulation.

Nach mehr als zwei Jahrzehnten an der Macht hat sich Russlands Präsident Wladimir Putin in einer umstrittenen Wahl mit 87,28 Prozent der Stimmen zum fünften Mal im Amt bestätigen lassen.

Zur Story