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Mehlwürmer und Co. – Allergie-Experten warnen vor Krabbelfood

Mehlwürmer und Co. – Allergie-Experten warnen vor Krabbelfood

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Mehlwürmer, Grillen und Wanderheuschrecken sind in der Schweiz seit dem 1. Mai als Lebensmittel zugelassen. Nun warnen Allergologen vor möglichen Risiken.
24.06.2017, 18:58
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Ob als Snack oder verarbeitet im Mittagessen, Insekten gelten als DAS Nahrungsmittel der Zukunft. Seit Mai sind drei Arten der Krabbeltiere in der Schweiz als Lebensmittel zugelassen: Mehlwürme, Grillen und Wanderheuschrecken. Doch ganz so entzückt über die der Tierchen auf dem Teller sind nicht alle: Das «aha! Allergiezentrum Schweiz» warnt nun vor allergischen Reaktionen.

Sereina de Zordo, Expertin des Zentrums, sagt: «Insekten, die neu als Lebensmittel zugelassen sind, enthalten ähnliche Proteine wie Weich- oder Krustentiere. Deshalb kann es auch bei deren Verzehr zu allergischen Reaktionen kommen.»

In der Bevölkerung zu wenig bekannt

Das Problem sei, dass dies viele nicht wüssten. De Zordo: «Wir stellen fest, dass der Zusammenhang von Lebensmittelallergien und Insektenkonsum in der breiten Bevölkerung wenig bekannt ist.»

Der Detailhändler Coop hat vor, Insektenprodukte baldmöglichst in sein Sortiment aufzunehmen. Sprecherin Andrea Bergmann gibt sich beschwichtigend: «Die Verpackungen unserer Insektenprodukte werden ausdrücklich auf eine mögliche allergische Reaktion hinweisen.» Diese Allergiker-Info werde den in der Schweiz geltenden Bestimmungen entsprechen.

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Einen genauen Blick auf die Verpackung werden besonders Personen werfen müssen, die eigentlich allergisch auf etwa Muscheln oder Crevetten sind. Denn gemäss Expertin de Zordo reagiert deren Immunsystem nicht nur auf die Proteine in Krebs- oder Weichtieren, sondern auch auf auf jene, die in Insekten enthalten sind.

Rasches Handeln bei Symptomen nötig

Typische Symptome einer Reaktion seien Kribbeln im Gaumen, Brennen und Jucken im Mundbereich und an den Lippen oder gar eine Schwellung im Gesicht. Ob auch schwere allergische Reaktionen auftreten könnten, sei zur Zeit noch unklar, da für die Schweiz noch zu wenig Erfahrungswerte vorhanden seien.

Personen, die nicht von einer Nahrungsallergie betroffen sind, müssten vor dem Verzehr von Insekten keine besonderen Vorsichtsmassnahmen treffen, so de Zordo. «Wer von Allergien betroffen ist, sollte jedoch aufmerksam sein: Bei Symptomen sind rasches Handeln und eine anschliessende ärztliche Abklärung wichtig.»

Import zurzeit unmöglich

Gefahr für die Allergiker besteht aber jetzt noch nicht. Trotz gesetzlicher Erlaubnis werden in der Schweiz derzeit noch keine Heuschrecken als Lebensmittel verkauft.

Anbieter von Insektenfood wie Essento Food AG, Entomos AG oder der Grossverteiler Coop sitzen auf dem Trockenen. Sie alle hatten geplant, den Grossteil der Esswaren aus dem Ausland zu importieren. Dieses Vorhaben gestaltet sich nun schwieriger als erwartet. Der Import der Insekten ist aufgrund von Vorgaben innländischer wie ausländischer Behörden derzeit nicht möglich, die Eigenproduktion ist noch nicht angelaufen.

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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Cheesemaster Flex
25.06.2017 03:48registriert April 2017
Würde also "gschpürimässig" schon eigentlich lieber Insekten als Säugetiere essen. Insekten haben angeblich keine Schmerz-Rezeptoren, empfinden kein Leid. Was wir Schweinen und Rindern etc. antun ist so schrecklich, wenn man mal darüber beginnt zu sinnieren. Trotzdem grill ich mir ein Entrecote jeden Sonntag im Sommer. Verdammtes Dilemma! Der Mensch, ein ausbeuterischer und mordender Tsunami seit der neolithischen Revolution. Kopf gegen Herz, einer der schwersten Kämpfe des Menschen. Will sagen: Fleisch essen ist wie rauchen. Man wills eigentlich sein lassen, tuts aber doch immer wieder.
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sambeat
25.06.2017 01:28registriert März 2014
"Insekten gelten als DAS Nahrungsmittel der Zukunft."
Verdammt, ich werde erst 40 Jahre alt! Ich hoffe, die Zukunft lässt im besten Fall noch 50 Jahre auf sich warten...
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Timä
25.06.2017 00:51registriert März 2015
'Wir stellen fest, dass der Zusammenhang von Lebensmittelallergien und Insektenkonsum in der breiten Bevölkerung wenig bekannt ist.'

Grandiose Feststellung. Wieso sollte es auch anderst sein, bei einem völlig neuen hier-untypischen Produkt? Sorry für meinen Kommentare, aber irgendwie finde ich es amüsant, dass man solche Aussagen von Experten hört bzw. zitiert.

Ansonsten aber gut Info, war mir auch nicht bewusst und finde ich wichtig, dass es kommuniziert wird. Bin gespannt was es bald in den Regalen gibt.
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