Ob als Snack oder verarbeitet im Mittagessen, Insekten gelten als DAS Nahrungsmittel der Zukunft. Seit Mai sind drei Arten der Krabbeltiere in der Schweiz als Lebensmittel zugelassen: Mehlwürme, Grillen und Wanderheuschrecken. Doch ganz so entzückt über die der Tierchen auf dem Teller sind nicht alle: Das «aha! Allergiezentrum Schweiz» warnt nun vor allergischen Reaktionen.
Sereina de Zordo, Expertin des Zentrums, sagt: «Insekten, die neu als Lebensmittel zugelassen sind, enthalten ähnliche Proteine wie Weich- oder Krustentiere. Deshalb kann es auch bei deren Verzehr zu allergischen Reaktionen kommen.»
Das Problem sei, dass dies viele nicht wüssten. De Zordo: «Wir stellen fest, dass der Zusammenhang von Lebensmittelallergien und Insektenkonsum in der breiten Bevölkerung wenig bekannt ist.»
Der Detailhändler Coop hat vor, Insektenprodukte baldmöglichst in sein Sortiment aufzunehmen. Sprecherin Andrea Bergmann gibt sich beschwichtigend: «Die Verpackungen unserer Insektenprodukte werden ausdrücklich auf eine mögliche allergische Reaktion hinweisen.» Diese Allergiker-Info werde den in der Schweiz geltenden Bestimmungen entsprechen.
Einen genauen Blick auf die Verpackung werden besonders Personen werfen müssen, die eigentlich allergisch auf etwa Muscheln oder Crevetten sind. Denn gemäss Expertin de Zordo reagiert deren Immunsystem nicht nur auf die Proteine in Krebs- oder Weichtieren, sondern auch auf auf jene, die in Insekten enthalten sind.
Typische Symptome einer Reaktion seien Kribbeln im Gaumen, Brennen und Jucken im Mundbereich und an den Lippen oder gar eine Schwellung im Gesicht. Ob auch schwere allergische Reaktionen auftreten könnten, sei zur Zeit noch unklar, da für die Schweiz noch zu wenig Erfahrungswerte vorhanden seien.
Personen, die nicht von einer Nahrungsallergie betroffen sind, müssten vor dem Verzehr von Insekten keine besonderen Vorsichtsmassnahmen treffen, so de Zordo. «Wer von Allergien betroffen ist, sollte jedoch aufmerksam sein: Bei Symptomen sind rasches Handeln und eine anschliessende ärztliche Abklärung wichtig.»
Gefahr für die Allergiker besteht aber jetzt noch nicht. Trotz gesetzlicher Erlaubnis werden in der Schweiz derzeit noch keine Heuschrecken als Lebensmittel verkauft.
Anbieter von Insektenfood wie Essento Food AG, Entomos AG oder der Grossverteiler Coop sitzen auf dem Trockenen. Sie alle hatten geplant, den Grossteil der Esswaren aus dem Ausland zu importieren. Dieses Vorhaben gestaltet sich nun schwieriger als erwartet. Der Import der Insekten ist aufgrund von Vorgaben innländischer wie ausländischer Behörden derzeit nicht möglich, die Eigenproduktion ist noch nicht angelaufen.