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Erfolg auf dem Eis. Ruhe im Umfeld. Kari Jalonen beschert dem SCB die schönsten Jahre der Neuzeit. Qualifikationssieger und Meister 2017. Qualifikationssieger 2018.
Aber in den besten Zeiten laufen unter der Oberfläche Entwicklungen, die später für grosse Schwierigkeiten sorgen können. Die grössten Fehler werden oft in Zeiten der grossen Erfolge gemacht.
Nur bei einem Klub in Europa funktioniert die Allmacht des Trainers. Beim HC Davos. Dort bestimmt Arno Del Curto, was auf dem Eis und was sportlich neben dem Eis geht. Er darf, wenn es finanziell tragbar ist, transferieren wen er will.
Bei allen anderen Sportunternehmen hängt der Erfolg von der Balance zwischen den sportlichen Wünschen des Trainers (die immer kurzfristig sind) und den längerfristigen Bedürfnissen des Klubs ab. Manchmal ist es notwendig, dass der Sportchef dem Trainer einen Wunsch nicht erfüllt.
Der SCB hat in den letzten 20 Jahren diese Balance in einem langen Entwicklungsprozess erreicht – und ist nun drauf und dran, sie wieder zu verlieren. Es dauerte Jahre, bis Marc Lüthi erkannte, dass er in sportlichen Dingen besser seinem Sportchef das letzte Wort überlässt.
Und tatsächlich setzte sich in mehreren Fällen Sven Leuenberger gegen Marc Lüthi durch – spektakulär etwa, als Marc Lüthi im Laufe der turbulenten Hollywood-Saison (2015/16) den in Lugano gefeuerten Patrick Fischer statt Lars Leuenberger als Cheftrainer installieren wollte. Und Sven Leuenberger arbeitete wohl eng mit dem Trainer zusammen. Aber er behielt das letzte Wort bei den Transfers und bei der Besetzung der Ausländerpositionen.
Nun hat zum ersten Mal in der Neuzeit der Trainer beim SCB das letzte Wort. Kari Jalonen mag keine taktischen Freigeister. Er ist in dieser Beziehung zwar bei weitem nicht so extrem wie Guy Boucher. Aber er setzt gewisse Grenzen und wer sie taktisch überschreitet, kommt in die Hundehütte: die Nordamerikaner haben einen wunderbaren Ausdruck für Spieler, die mit dem Trainer nicht harmonieren. «He is in coach’s Dog House».
Diese Situation trifft unter anderem auf Luca Hischier (den Bruder von NHL-Star Nico Hischier) und Maxim Noreau zu. Beide müssen hin und wieder auf die Tribüne. Luca Hischier ist auch schon zu Visp in die NLB verbannt worden. Er hat erkannt, dass er in Bern unter Kari Jalonen keine Zukunft hat und wechselt auf nächste Saison zum HC Davos. Er wird sich unter Arno Del Curto wahrscheinlich zum Nationalstürmer entwickeln.
Wer Maxim Noreau als besten Verteidiger der Liga bezeichnet, kommt der Wahrheit nahe. Er hat für Bern in 30 Partien 24 Punkte produziert. Beim olympischen Turnier für die Kanadier in 6 Spielen gar 7 Punkte. Er ist ins All-Star-Team des wichtigsten internationalen Turniers der Saison berufen worden.
Der neutrale Beobachter denkt: Maxim Noreau ist ein Glücksfall für den SC Bern. Der Kanadier ist erst 30. Er hat noch vier bis sechs gute Jahre vor sich. Der Sportchef wird sicherlich alles menschenmögliche unternehmen, um diesen aussergewöhnlichen Spieler behalten zu können. Doch so ist es nicht. Sportchef Alex Chatelain sagt: «Es ist offen, ob wir den auslaufenden Vertrag verlängern. Wir werden nach der Saison entscheiden.»
Was ist hier los? Ganz einfach: Kari Jalonen setzt nicht auf Maxim Noreau. Also setzt auch der Sportchef nicht auf Maxim Noreau. Der Sieger hat immer recht und Kritik ist nicht angebracht, wenn eine Mannschaft die Qualifikation vom ersten bis zum letzten Tag dominiert. Und doch gibt es für den neutralen Beobachter Fragezeichen.
Kari Jalonen setzte die Verpflichtung von Mika Pyörälä (35) durch. Der finnische Stürmer genügt den Anforderungen bei weitem nicht. In 31 Spielen hat er gerade mal 9 Punkte gebucht. Man komme nicht mit seinen defensiven Qualitäten. Er weist bloss eine Bilanz von +1 auf. Da ist sogar der brave Marc Kämpf besser (+8). Mika Pyörälä ist ganz einfach läuferisch überfordert. Auch beim olympischen Turnier war er im finnischen Nationalteam ein offensiver Nichtsnutz mit bloss einem Assist in fünf Partien.
Inzwischen hat der SCB auch noch eine Ausländerlizenz für Juhamatti Aaltonen (32) verschwendet. Er war nicht einmal mehr gut genug fürs finnische Olympiateam.
Warum sind beide überhaupt nach Bern gekommen? Ganz einfach: Sie sind bei Kärpät Oulu gross geworden. Beim gleichen Klub wie Kari Jalonen. Und woher kommt Mikko Haapakoski, der von Kari Jalonen ausgewählte neue Assistent für nächste Saison? Richtig erraten: auch aus Oulu.
Die «Jalonen-Bande» etabliert sich in Bern. Niemanden stört es. Der SCB rockt. Aber nun wird Maxim Noreau auf nächste Saison zu den ZSC Lions wechseln. Zum gefährlichsten Rivalen der Berner.
Es wird Zeit, dass beim SCB intern hin und wieder jemand dem grossen Kari Jalonen zu widersprechen wagt. Es könnte sonst schon in absehbarer Zeit ein böses Erwachen geben.