Sport
Eismeister Zaugg

Der Abgang von Noreau zeigt: Ist Kari Jalonen beim SCB zu mächtig geworden?

Bern's Head coach Kari Jalonen gestures behind his players center Gaetan Haas, left, forward Tristan Scherwey, center, and forward Marc Kaempf, right, during a National League regular season game ...
Herrscher über ganz Bern? Kari Jalonen.Bild: KEYSTONE
Eismeister Zaugg

Der Abgang von Noreau zeigt das Problem beim SC Bern

Der «Fall Noreau» ist ein Hinweis auf ein Problem, das beim SCB nicht erkannt wird: die Macht von Cheftrainer Kari Jalonen. Die «Jalonen-Bande» etabliert sich in Bern.
01.03.2018, 18:0902.03.2018, 10:53
Mehr «Sport»

Erfolg auf dem Eis. Ruhe im Umfeld. Kari Jalonen beschert dem SCB die schönsten Jahre der Neuzeit. Qualifikationssieger und Meister 2017. Qualifikationssieger 2018.

Aber in den besten Zeiten laufen unter der Oberfläche Entwicklungen, die später für grosse Schwierigkeiten sorgen können. Die grössten Fehler werden oft in Zeiten der grossen Erfolge gemacht.

Nur bei einem Klub in Europa funktioniert die Allmacht des Trainers. Beim HC Davos. Dort bestimmt Arno Del Curto, was auf dem Eis und was sportlich neben dem Eis geht. Er darf, wenn es finanziell tragbar ist, transferieren wen er will.

Davos Cheftrainer Arno Del Curto in Aktion im Eishockey Meisterschaftsspiel der National League zwischen dem SC Bern und dem HC Davos, am Mittwoch, 28. Februar 2018, in der PostFinance Arena in Bern.  ...
Nur in Davos funktioniert die Allmacht des Trainers.Bild: KEYSTONE

Bei allen anderen Sportunternehmen hängt der Erfolg von der Balance zwischen den sportlichen Wünschen des Trainers (die immer kurzfristig sind) und den längerfristigen Bedürfnissen des Klubs ab. Manchmal ist es notwendig, dass der Sportchef dem Trainer einen Wunsch nicht erfüllt.

Verliert der SCB seine Balance?

Der SCB hat in den letzten 20 Jahren diese Balance in einem langen Entwicklungsprozess erreicht – und ist nun drauf und dran, sie wieder zu verlieren. Es dauerte Jahre, bis Marc Lüthi erkannte, dass er in sportlichen Dingen besser seinem Sportchef das letzte Wort überlässt.

Marc Luethi, CEO des SC Bern, spricht waehrend einer Vorsaison-Medienkonferenz des SC Bern, am Montag, 5. September 2016, in der Postfinance Arena in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Marc Lüthi wusste immer, dass er nicht die Kaderplanung machen sollte.Bild: KEYSTONE

Und tatsächlich setzte sich in mehreren Fällen Sven Leuenberger gegen Marc Lüthi durch – spektakulär etwa, als Marc Lüthi im Laufe der turbulenten Hollywood-Saison (2015/16) den in Lugano gefeuerten Patrick Fischer statt Lars Leuenberger als Cheftrainer installieren wollte. Und Sven Leuenberger arbeitete wohl eng mit dem Trainer zusammen. Aber er behielt das letzte Wort bei den Transfers und bei der Besetzung der Ausländerpositionen.

Jalonen mag Spieler wie Noreau nicht

Nun hat zum ersten Mal in der Neuzeit der Trainer beim SCB das letzte Wort. Kari Jalonen mag keine taktischen Freigeister. Er ist in dieser Beziehung zwar bei weitem nicht so extrem wie Guy Boucher. Aber er setzt gewisse Grenzen und wer sie taktisch überschreitet, kommt in die Hundehütte: die Nordamerikaner haben einen wunderbaren Ausdruck für Spieler, die mit dem Trainer nicht harmonieren. «He is in coach’s Dog House».

Berns Luca Hischier freut sich ueber seinen Treffer zum 2:0 im Eishockey Meisterschaftsspiel der National League zwischen dem SC Bern und dem HC Ambri-Piotta, am Samstag, 27. Januar 2018, in der PostF ...
Luca Hischier: Via Visp zum Nationalspieler bei Davos?Bild: KEYSTONE

Diese Situation trifft unter anderem auf Luca Hischier (den Bruder von NHL-Star Nico Hischier) und Maxim Noreau zu. Beide müssen hin und wieder auf die Tribüne. Luca Hischier ist auch schon zu Visp in die NLB verbannt worden. Er hat erkannt, dass er in Bern unter Kari Jalonen keine Zukunft hat und wechselt auf nächste Saison zum HC Davos. Er wird sich unter Arno Del Curto wahrscheinlich zum Nationalstürmer entwickeln.

Wer Maxim Noreau als besten Verteidiger der Liga bezeichnet, kommt der Wahrheit nahe. Er hat für Bern in 30 Partien 24 Punkte produziert. Beim olympischen Turnier für die Kanadier in 6 Spielen gar 7 Punkte. Er ist ins All-Star-Team des wichtigsten internationalen Turniers der Saison berufen worden.

Pyörälä statt Noreau

Der neutrale Beobachter denkt: Maxim Noreau ist ein Glücksfall für den SC Bern. Der Kanadier ist erst 30. Er hat noch vier bis sechs gute Jahre vor sich. Der Sportchef wird sicherlich alles menschenmögliche unternehmen, um diesen aussergewöhnlichen Spieler behalten zu können. Doch so ist es nicht. Sportchef Alex Chatelain sagt: «Es ist offen, ob wir den auslaufenden Vertrag verlängern. Wir werden nach der Saison entscheiden.»

Bern's Mika Pyoeraelae, left, and Munich's Maximilian Daubner, right, fight for the puck next to Munich's goalkeeper Danny Aus den Birken, during the Champions Hockey League round of 16 ...
Genügt den Ansprüchen eigentlich nicht: Mika Pyörälä.Bild: KEYSTONE

Was ist hier los? Ganz einfach: Kari Jalonen setzt nicht auf Maxim Noreau. Also setzt auch der Sportchef nicht auf Maxim Noreau. Der Sieger hat immer recht und Kritik ist nicht angebracht, wenn eine Mannschaft die Qualifikation vom ersten bis zum letzten Tag dominiert. Und doch gibt es für den neutralen Beobachter Fragezeichen.

Kari Jalonen setzte die Verpflichtung von Mika Pyörälä (35) durch. Der finnische Stürmer genügt den Anforderungen bei weitem nicht. In 31 Spielen hat er gerade mal 9 Punkte gebucht. Man komme nicht mit seinen defensiven Qualitäten. Er weist bloss eine Bilanz von +1 auf. Da ist sogar der brave Marc Kämpf besser (+8). Mika Pyörälä ist ganz einfach läuferisch überfordert. Auch beim olympischen Turnier war er im finnischen Nationalteam ein offensiver Nichtsnutz mit bloss einem Assist in fünf Partien.

Die Bande zu Kärpät Oulu

Inzwischen hat der SCB auch noch eine Ausländerlizenz für Juhamatti Aaltonen (32) verschwendet. Er war nicht einmal mehr gut genug fürs finnische Olympiateam.

Berns Juhamatti Aaltonen im Eishockey Meisterschaftsspiel der National League zwischen dem SC Bern und dem HC Davos, am Mittwoch, 28. Februar 2018, in der PostFinance Arena in Bern. (KEYSTONE/Peter Kl ...
Juhamatti Aaltonen: Was bringt er dem SCB?Bild: KEYSTONE

Warum sind beide überhaupt nach Bern gekommen? Ganz einfach: Sie sind bei Kärpät Oulu gross geworden. Beim gleichen Klub wie Kari Jalonen. Und woher kommt Mikko Haapakoski, der von Kari Jalonen ausgewählte neue Assistent für nächste Saison? Richtig erraten: auch aus Oulu.

Die «Jalonen-Bande» etabliert sich in Bern. Niemanden stört es. Der SCB rockt. Aber nun wird Maxim Noreau auf nächste Saison zu den ZSC Lions wechseln. Zum gefährlichsten Rivalen der Berner.

Es wird Zeit, dass beim SCB intern hin und wieder jemand dem grossen Kari Jalonen zu widersprechen wagt. Es könnte sonst schon in absehbarer Zeit ein böses Erwachen geben.

NLA-Trikotnummern, die nicht mehr vergeben werden

1 / 76
NLA-Trikotnummern, die nicht mehr vergeben werden
HC Davos: 5 - Marc Gianola.
quelle: keystone / fabrice coffrini
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Unvergessene Eishockey-Geschichten
Bobby Orr entscheidet mit dem «Flying Goal» den Stanley-Cup-Final
Bobby Orr entscheidet mit dem «Flying Goal» den Stanley-Cup-Final
von Ralf Meile
Ralph Krueger schreibt das wichtigste SMS der Schweizer Hockey-Geschichte 
8
Ralph Krueger schreibt das wichtigste SMS der Schweizer Hockey-Geschichte 
von Klaus Zaugg
Deutschland verpasst die grosse Sensation, weil der Puck auf der Linie kleben bleibt
Deutschland verpasst die grosse Sensation, weil der Puck auf der Linie kleben bleibt
von Ralf Meile
NHL-Star Darryl Sittler stellt einen Rekord für die Ewigkeit auf
1
NHL-Star Darryl Sittler stellt einen Rekord für die Ewigkeit auf
von Adrian Bürgler
04.01.1987: Als nach der grössten Prügelei aller Zeiten die Lichter ausgingen und ein Spiel die Eishockey-Welt veränderte
04.01.1987: Als nach der grössten Prügelei aller Zeiten die Lichter ausgingen und ein Spiel die Eishockey-Welt veränderte
von Klaus Zaugg
16.01.1905: Nach 23 Tagen Anreise werden die Dawson City Nuggets im Stanley-Cup-Final mit 2:23 vermöbelt
1
16.01.1905: Nach 23 Tagen Anreise werden die Dawson City Nuggets im Stanley-Cup-Final mit 2:23 vermöbelt
von Ralf Meile
19.10.1996: Del Curto klärt seine Spieler auf: «Zum Schiri nüma ‹Fuck you› sägä, äs git zwei Minuta, hä!»
2
19.10.1996: Del Curto klärt seine Spieler auf: «Zum Schiri nüma ‹Fuck you› sägä, äs git zwei Minuta, hä!»
von Reto Fehr
24.02.2006: Neunmal das F-Wort in einer Minute – Greg Holst macht sich mit legendärem Ausraster-Interview unsterblich
24.02.2006: Neunmal das F-Wort in einer Minute – Greg Holst macht sich mit legendärem Ausraster-Interview unsterblich
von Syl Battistuzzi
14.05.2008: Philippe Furrer schiesst das kurioseste Eigentor der Schweizer Hockey-Geschichte
14.05.2008: Philippe Furrer schiesst das kurioseste Eigentor der Schweizer Hockey-Geschichte
von Klaus Zaugg
10.10.1979: Ein gewisser Wayne Gretzky bestreitet sein erstes Spiel in der NHL – er wird sämtliche Rekorde pulverisieren
3
10.10.1979: Ein gewisser Wayne Gretzky bestreitet sein erstes Spiel in der NHL – er wird sämtliche Rekorde pulverisieren
von Ralf Meile
18.02.2006: Die «Eisgenossen» spielen kanadischer als die Kanadier und rächen sich für eine uralte Schmach
2
18.02.2006: Die «Eisgenossen» spielen kanadischer als die Kanadier und rächen sich für eine uralte Schmach
von klaus zaugg
11.03.1979: NHL-Haudegen Randy Holt prügelt sich zu einem bis heute gültigen Rekord – 67 Strafminuten in einem einzigen Spiel
11.03.1979: NHL-Haudegen Randy Holt prügelt sich zu einem bis heute gültigen Rekord – 67 Strafminuten in einem einzigen Spiel
von Ralf Meile
08.04.1980: Sie wissen nicht, was sie tun, als sich zwei Schweden als erste Hockeyspieler einen Playoff-Bart wachsen lassen
08.04.1980: Sie wissen nicht, was sie tun, als sich zwei Schweden als erste Hockeyspieler einen Playoff-Bart wachsen lassen
von Ralf Meile
28.01.2009: Die Zürcher Löwen krönen sich zu Europas Eishockey-Königen
8
28.01.2009: Die Zürcher Löwen krönen sich zu Europas Eishockey-Königen
von Klaus Zaugg
24.03.1936: Im längsten Hockey-Spiel aller Zeiten fällt das goldene Tor erst im 9. Drittel – um 2.35 Uhr nachts
24.03.1936: Im längsten Hockey-Spiel aller Zeiten fällt das goldene Tor erst im 9. Drittel – um 2.35 Uhr nachts
von Klaus Zaugg
28.12.1999: «La Montanara» erklingt in Berlin – Ambri krönt sich zum europäischen Champion
28.12.1999: «La Montanara» erklingt in Berlin – Ambri krönt sich zum europäischen Champion
von Reto Fehr
31.03.2009: Nie haben wir uns mehr über ein Tor gegen die Schweizer Nati gefreut als bei Omarks Penalty-Trick
3
31.03.2009: Nie haben wir uns mehr über ein Tor gegen die Schweizer Nati gefreut als bei Omarks Penalty-Trick
von Ralf Meile
22.09.2012: Rick Nash meldet sich mit einem Blitz-Hattrick in der Schweiz zurück
22.09.2012: Rick Nash meldet sich mit einem Blitz-Hattrick in der Schweiz zurück
von Sandro Zappella
30.12.1981: Wayne Gretzky schafft den verrücktesten seiner Rekorde: 50 Tore in 39 NHL-Spielen
30.12.1981: Wayne Gretzky schafft den verrücktesten seiner Rekorde: 50 Tore in 39 NHL-Spielen
von Klaus Zaugg
26.12.1993: Dank Chomutow und Bykow träumt Aufsteiger Davos vom ersten Spengler-Cup-Titel seit 35 Jahren
26.12.1993: Dank Chomutow und Bykow träumt Aufsteiger Davos vom ersten Spengler-Cup-Titel seit 35 Jahren
von Philipp Reich
Amerikas College-Boys erlegen den russischen Bären
Amerikas College-Boys erlegen den russischen Bären
von peter blunschi

Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!

  • watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
  • Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
  • Blick: 3 von 5 Sternchen
  • 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen

Du willst nur das Beste? Voilà:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
62 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Herren
01.03.2018 19:16registriert März 2016
Ich sehe es bildlich vor mir, wie der Chronist auf seinem Klo hockt und sich überlegt, wie er auf den Noreau-Wechsel reagieren soll. Einen Artikel über die kluge Leuenberger-Transferpolitik? Zu wenig Polemik. Er muss es anders angehen ... Hm! Jalonens finnische Mafia? Er lacht und reißt zwei Blätter seines dreilagigen WC-Papiers mit Lavendelduft ab. Grinsend putzt er sich den Hintern. Das wird ein Spaß, denkt er sich. Er zieht die Unterhosen mit dem Herzchen-Muster hoch und geht schreiben.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
c_meier
01.03.2018 18:47registriert März 2015
Oh etabliert sich da eine neue finnische Mafia, die schon diese Saison bei Langnau hingeschrieben werde sollte?
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
eye love two hockey
01.03.2018 18:57registriert Januar 2018
Die Aussage, dass Hischier verbannt wurde, stimmt nicht. Er hat lediglich 2 Spiele in Visp bestritten, als er nach einer längeren Verletzung zurückkam.

Jalonen ist ein Trainer mit viel Renommee und einer klaren Philosophie. Entsprechend braucht er Spieler, welche ihm Folgen und wer das nicht tut muss halt das Weite suchen. Er hat die Kraft, dass seine Ideen umgesetzt werden/werden müssen, welche kleinere Trainer nicht haben. Das muss für die Hockeymaschine nicht schlecht sein per se. Kommt halt drauf an, wie lange Jalonen noch in Bern bleibt.
00
Melden
Zum Kommentar
62
Olten bekommt eine Rolex vom Transfer-Wühltisch
Olten hat seinen zweiten Ausländer gefunden: Jayce Hawryluk (29) könnte sich als Rolex vom Transfer-Wühltisch erweisen.
Olten hat einen neuen ausländischen Stürmer: Jayce Hawryluk. Er hat gegenüber dem bereits wieder verabschiedeten Hank Crone einen entscheidenden Vorteil: Er ist fit und hat Luft für drei Drittel plus 5 Minuten Verlängerung. Seinem amerikanischen Vorgänger hatte man intern nicht einmal zugetraut, auch nur das erste Drittel zu überstehen. Er hatte offenbar den Sommer nach dem Motto verbracht «Grillieren, nicht trainieren».
Zur Story