Nach langem Streit haben sich die Kontrahenten bei der Präsidentenwahl in Afghanistan auf die Machtverteilung in einer gemeinsamen Einheitsregierung geeinigt. Der frühere Finanzminister Aschraf Ghani wurde offiziell zum Präsidenten des Landes erklärt.
Der Chef der Wahlkommission, Jusuf Nuristani, machte am Sonntag in Kabul keine Angaben zum Wahlergebnis. Er vermied ebenfalls, einen Wahlsieger zu erklären. Nuristani folgte damit Forderungen von Abdullah Abdullah, der die Wahl offenkundig verloren hat. Abdullah, ehemals Aussenminister des Landes, wird nach der Angaben der Kommission eine Art Ministerpräsidentenposten erhalten.
Ghani und Abdullah hatten monatelang über den Ausgang der Präsidentschaftswahl und die künftige Machtverteilung zwischen beiden Lagern gestritten. Am Sonntag unterzeichneten sie bei einer Zeremonie ein Abkommen. Die hochrangigen Ämter in Regierung, Verwaltung und Justiz sollten zu gleichen Teilen zwischen den Lagern der Kandidaten aufgeteilt werden. Nach amerikanischem Vorbild ist in Afghanistan der Präsident zugleich Staats- und Regierungschef. Ghani folgt auf den scheidenden Präsidenten Hamid Karsai.
Abdullah hatte bei der ersten Wahlrunde im April klar vorne gelegen, die absolute Mehrheit aber verfehlt. Ghani gewann nach dem vorläufigen Ergebnis dann die Stichwahl vom 14. Juni. Abdullah führte das auf Wahlbetrug «in industriellem Ausmass» zurück. Unter Vermittlung von US-Aussenminister John Kerry einigten sich die beiden Kontrahenten im Juli auf eine Neuauszählung aller 8,1 Millionen Stimmen der Stichwahl. Sie vereinbarten ausserdem die gemeinsame Einheitsregierung. Seitdem gab es aber Streit über die Machtverteilung in dieser Regierung. (dhr/sda/dpa)