Überraschende Wende im Südsudan-Konflikt: Fünf Monate nach dem Beginn der blutigen Gewalt im ostafrikanischen Land haben Präsident Salva Kiir und sein Widersacher Riek Machar am späten Freitagabend ein Friedensabkommen unterzeichnet.
Die beiden Rivalen waren erstmals seit dem Beginn der auch ethnisch motivierten Kämpfe zu direkten Gesprächen in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba zusammengekommen. «Wir sind jetzt zur Vernunft gekommen», sagte Kiir bei der Zeremonie im Präsidentenpalast. Der Konflikt werde sich nur per Dialog lösen lassen.
Die Vereinbarung sieht unter anderem ein Ende der Feindseligkeiten innerhalb von 24 Stunden und die Bildung einer Übergangsregierung vor. Zudem soll der Zugang zu humanitärer Hilfe für rund eine Million Vertriebene sowie die Zusammenarbeit mit der UNO gewährleistet werden.
Die Konfliktparteien hätten sich zudem auf Neuwahlen geeinigt. Ein Termin für die Abstimmung sei aber nicht festgelegt worden. Einzelheiten sollen von Delegationen beider Seiten in den nächsten Tagen ausgearbeitet werden. Nach 30 Tagen wollen sich Kiir und Machar erneut treffen.
«Jetzt, nachdem wir dieses Dokument unterzeichnet haben, möchte ich allen versichern, dass die Partei und die Armee, die ich führe, die Vereinbarung auch in die Tat umsetzen werden», erklärte Kiir. Er sei «in der Position, mit jedem Frieden zu schliessen». «Die Menschen im Südsudan brauchen keinen Krieg mehr.»
Auch Machar sprach von einem «sinnlosen Krieg». Er sei glücklich, dass «wir an diesem Abend das Abkommen unterzeichnet haben». Das Land war erst 2011 nach einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg mit dem Sudan unabhängig geworden. Der Chefunterhändler des ostafrikanischen Staatenblocks IGAD, Seyoum Mesfin, begrüsste das Abkommen.
Geführt wurden die Verhandlungen vom äthiopischen Ministerpräsidenten Hailemariam Desalegn, der derzeit der ostafrikanischen Staatengemeinschaft IGAD vorsteht, die seit Monaten in dem Konflikt vermittelt. «Wir werden den Südsudan beobachten. Wir werden nicht erlauben, dass das Land nochmal einen Krieg erlebt», sagte Desalegn.
Beobachter glauben aber, dass die Wiederherstellung von Frieden und Ordnung im Land sehr schwierig sein wird. Trotz einer im Januar ausgehandelten Waffenruhe ging die Gewalt zwischen Regierungstruppen und Rebellen vor allem in den ölreichen Bundesstaaten Oberer Nil, Unity und Jonglei unvermindert weiter. Nach UNO-Schätzungen benötigen mittlerweile fünf Millionen Menschen humanitäre Hilfe. Tausende kamen ums Leben, darunter auch viele Zivilisten.
Auslöser des Konflikts war ein Machtkampf zwischen Kiir und seinem ehemaligen Stellvertreter Machar, der Mitte Dezember eskaliert war. Kiir warf Machar und verschiedenen anderen Spitzenpolitikern einen Putschversuch vor. Machar hielt sich seither im dichten Buschland des Südsudans versteckt.
Die Rivalen gehören unterschiedlichen Volksgruppen an. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte zuletzt in einem neuen Bericht von entsetzlichen Gräueltaten auch an Kindern, schwangeren Frauen und alten Menschen berichtet. (sda/dpa/afp/reu)