Ein Jahr ist vergangen, seit die radikal-islamische Al-Shabab-Miliz in der Westgate-Mall in Nairobi ein Blutbad anrichtete. 61 Menschen erschossen die Terroristen, darunter Frauen und Kinder. Das Massaker wurde von über hundert Sicherheitskameras im Innern des Einkaufszentrums aufgezeichnet. Der preisgekrönte Regisseur Dan Reed hat dieses Material zu einem Dokumentarfilm verarbeitet, der am Montag auf dem US-Bezahlsender HBO erstausgestrahlt wurde.
«Terror at the Mall» führt den Zuschauer mitten in den Horror jenes Nachmittags. Überlebende, die in den Aufnahmen zu sehen sind, kommen zu Wort. Niall Saville erinnert sich, wie er und seine Frau hinter der Theke eines Restaurants Zuflucht suchten. Beide waren getroffen, er überlebte, sie nicht. «Ich schloss ihre Augen und nahm ihren Ehering, damit er nicht verloren geht», sagt er mit den Tränen kämpfend.
Margie Brand erzählt von ihrem bizarr-furchterregenden Aufeinandertreffen mit den Terroristen. Ihren acht Monate alten Sohn Ashton in den Armen haltend fleht sie: «Er ist doch nur ein Baby.» Dieselben Mörder, die vorher wahllos Zivilisten exekutierten, lassen sie gehen.
Auch das Versagen der Sicherheitskräfte wird in dem Film überdeutlich. Menschen verbluten, während Armee und Polizei draussen über das weitere Vorgehen beraten. Eine Gruppe von Polizisten in Zivil sowie bewaffnete Zivilisten handeln auf eigene Faust und wagen sich in das Gebäude vor. Sie liefern sich ein Feuergefecht mit den Terroristen und retten heldenhaft mehrere Personen. Mit dabei ist Goran Tomasevic, der erfahrene Reuters-Kriegsfotograf.
«Diesen Film zu machen war herzzerreissend», sagt Regisseur Dan Reed, der Monate damit zubrachte, die Sicherheitsvideos zusammenzutragen und die Zeitzeugen ausfindig zu machen. «Es ist entsetzlich, eine mechanische Aufnahme eines solchen Ereignisses anzuschauen. Die Erinnerung wird mich so schnell nicht loslassen», so Reed gegenüber Daily Beast.