In einer Umfrage unter 1000 Schweizerinnen und Schweizern habe mehr als ein Drittel angegeben, etwas am bisherigen Sexleben zu bereuen. Rund 18 Prozent nannten als Grund für die Reuegefühle ungeschützten Geschlechtsverkehr. Ab sofort propagiert das BAG deshalb mit einer expliziten Kampagne einen verantwortungsvollen Lebensstil. Das Bundesamt für Gesundheit wird wie bisher rund zwei Millionen Franken pro Jahr in die «Love life»-Kampagne investieren.
Damit zielt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf den Zeitgeist. Denn sexuelle Entscheidungen seien heute für die heftigsten Reuegefühle in der Bevölkerung verantwortlich, hiess es am Montag vor den Medien in Bern. In dem für die Kampagne produzierten Video sind Laiendarsteller in eindeutigen Szenen zu sehen. Und auch im nächsten Teil der Kampagne sollen Normalbürger in den Vordergrund gerückt werden.
Denn das BAG sucht für eine Plakataktion Pärchen und Singles, die sich vor einer professionellen Fotografin ausziehen und sich anschliessend ihrer Lust und Lebensfreude für einen Schnappschuss hingeben. Wie viele Personen beim Casting mitmachen werden, kann das BAG noch nicht abschätzen: «Wir lassen uns überraschen», so Mediensprecherin Mona Neidhart gegenüber watson.
575 bestätigte HIV-Diagnosen gab es im vergangen Jahr in der Schweiz, das bedeutet einen Rückgang von acht Prozent. Der überraschende Anstieg um rund 15 Prozent im Jahr 2012 bedeute also keine Trendwende, schreibt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in seinem Bulletin vom Montag. Von 2009 bis 2011 war die Zahl der HIV-Diagnosen stetig gesunken.
Sowohl für die Zunahme der neuen HIV-Diagnosen vor zwei Jahren wie auch für die letztjährige Abnahme sind Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), verantwortlich. Bei den anderen Bevölkerungsgruppen und Übertragungswegen hat sich die Zahl der Meldungen gemäss BAG nur geringfügig verändert.
Obwohl sie nur drei Prozent der sexuell aktiven Männer ausmachen, betrug der Anteil der Gruppe MSM an den HIV-Diagnosen 2013 rund 39 Prozent. Das nationale Programm HIV fokussiere sich deshalb auch in den kommenden Jahren auf diese Zielgruppe, hält das BAG fest.
Bei den HIV-Infektionen gibt es grosse regionale Unterschiede: Während im Kanton Genf auf 100'000 Einwohner 15,1 Fälle kommen, sind es in den Ostschweizer Kantonen lediglich 3,6 Fälle. Der landesweite Durchschnitt beträgt 7,2 Fälle - damit liegt die Schweiz über dem europäischen Durchschnitt.
Bei den anderen meldepflichtigen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) setzte sich der unerfreuliche langjährige Trend im vergangenen Jahr fort: Erneut infizierten sich 2013 mehr Menschen mit Syphilis, Gonorrhö und Chlamydiose. (whr/sda)