Kisoro hatte 17 Jahre im Basler Zolli verbracht. In den letzten Monaten wurde er immer schwächer und magerte stark ab. In den letzten Tagen ass der Gorilla nur noch sehr wenig, akzeptierte aber bis zuletzt Schmerzmittel, wie der Zoo Basel am Mittwoch mitteilte.
Als die Pfleger am Samstagmorgen eintrafen, war der Silberrücken tot. Damit die Gorillagruppe von ihm in Ruhe Abschied nehmen konnte, wurde das Affenhaus vorübergehend geschlossen.
Kisoro war der Anführer von Faddama (30), Goma (54), Quarta (45), Joas (24) und Zungu (11). Nun muss der Zoo Basel einen neuen Silberrücken suchen. Dies geschehe in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP), heisst es in der Mitteilung.
Der Zoo beschreibt den verstorbenen Silberrücken als «markante Gorillapersönlichkeit». Kisoro sei zwar eher zurückhaltend und scheu gewesen, habe aber nie gezögert, Gorillafrauen zu verteidigen, wenn er sie in Gefahr wähnte. Diplomatisch sehr geschickt habe er zudem Streitigkeiten in der Gorillagruppe geschlichtet.
Kisoro war 1997 aus Krefeld (D) nach Basel gekommen. Er hatte nur zwei Kinder, bevor er unfruchtbar wurde. 2010 hatte eine Ultraschalluntersuchung gezeigt, dass Kisoro mit dem Fuchsbandwurm infiziert war, worauf er Medikamente erhielt. Bis im Herbst 2013 zeigte er keine Symptome, dann verschlechterte sich sein Zustand zusehends.
Im November 2013 ergab eine Untersuchung, dass der Gorillamann die Erkrankung trotz intensiver medizinischer Betreuung nicht überleben würde. Um Kisoro seine letzten Monate zu erleichtern, zog der Zoo Ärzte und Ernährungsberater bei, die auf Fuchsbandwurm-Erkrankungen beim Menschen spezialisiert sind. So konnte der Silberrücken bis zuletzt bei seiner Gruppe bleiben und seine Funktion als Anführer wahrnehmen.
Die Zooverantwortlichen gehen davon aus, dass die Ansteckung Kisoros vor fünf bis 15 Jahren über mit Fuchskot kontaminiertes Futter erfolgte. Seit 2011 wird das Futter der Menschenaffen im Zolli in einem mehrstufigen Prozess gewaschen und danach vier Stunden lang bei 45 Grad Celsius erwärmt. Fuchsbandwurmeier werden dadurch abgetötet.
Die Fuchsbandwurm-Infektion führt bei Mensch und Affen zu einer lebensbedrohlichen, langsam fortschreitenden Erkrankung der Leber. Während Menschen dank Leberoperation und Medikamenten wieder ein normales Leben führen oder gar geheilt werden können, scheint dies bei Gorillas nicht der Fall zu sein.
Die Zooverantwortlichen vermuten, dass Gorillas im Gegensatz zu den Menschen im Verlauf der Evolution keine ausreichende Immunabwehr gegen den Parasiten entwickelt haben. Grund dürfte sein, dass der Bandwurm nur auf der nördlichen Hemisphäre vorkommt, Gorillas aber nur auf der südlichen. (whr/sda)