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SCB-Fan Martin Eggli: «Manchmal haben sie kein Bein vors andere gebracht»

Martin Eggli mit SCB-Spieler Kahun.
Martin Eggli mit SCB-Spieler Kahun.Bild: zVg

SCB-Fan Martin Eggli: «Manchmal haben sie kein Bein vors andere gebracht»

Martin Eggli ist seit Jahren SCB-Fan und Präsident des Fan-Clubs «Bärefüür Seeland». Im Interview spricht der Seeländer über seine Gefühlslage nach dem bitteren Ausscheiden seines Herzensclubs im Playoff-Viertelfinal gegen den EHC Biel.
27.03.2023, 16:0927.03.2023, 16:10
Raphael Willen, Rahel Stähli / ch media
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BärnToday: Gestern ist die Saison für den SCB zu Ende gegangen. Wie fühlen Sie sich nach dem Ausscheiden?

Martin Eggli: Es ist eine riesige Enttäuschung und auch eine gewisse Leere. Man kann es nicht wahrhaben, dass die Saison wirklich so enden muss. Eineinhalb Sekunden vor Schluss, das kann man nicht greifen.

Was ging bei Ihnen als eingefleischter Fan ab, als Mike Künzle den Siegtreffer zum 4:3 schoss?

Ich dachte mir: Das darf nicht wahr sein, warum und wieso jetzt. Und dann noch ausgerechnet Mike Künzle, der vorher zwei Spiele gesperrt gewesen ist, weil er nicht wusste, wie man sich auf dem Eis verhält. Es tut weh.

Waren Sie auch etwas wütend, weil man den Puck nicht einfach noch zehn Sekunden in den eigenen Reihen gehalten und sich in die Verlängerung gerettet hat?

Sie wollten den Match über die Runden bringen. Meiner Meinung nach waren sie auch etwas schlecht eingestellt. Toni Rajala, bei dem man weiss, dass er einen guten Schuss hat, ist etliche Male frei zum Abschluss gekommen. Erst nachdem er ein Tor gemacht hat, hat man besser auf ihn aufgepasst. Das kann nicht sein. Das Team muss anders eingestellt werden, sonst bringt das nichts.

Sie haben die ganze Saison des SCB verfolgt. Was war mit den Mutzen los?

Ich war guten Mutes, weil ich dachte, dass das Team Potenzial hat und parat ist. Aber wahrscheinlich hat es nicht nur bei den Spielern und beim Staff nicht gestimmt, sondern auch oben in der Teppichetage. Im Dezember hat man sehr gut gespielt und war vorne dabei. Dann ist dieser Januar gekommen, wo man kein Bein vor das andere gebracht hat, Verletzungen zu beklagen hatte und im Management nicht reagiert hat. Das war der springende Punkt. In der Verteidigung spielte man auf dem letzten Zacken und wurde nicht entlastet. Viele Spiele gab man in den letzten fünf Minuten aus der Hand. Das war am Sonntag wieder sinnbildlich.

Sie sind schon lange SCB-Fan und haben ein Saison-Abo. Sind Sie diese Saison gerne ins Stadion gegangen, auch wenn Sie viel untendurch mussten?

Klar bin ich gerne ins Stadion gegangen. Der SCB ist nicht einfach ein Club – man lebt damit. Seit ich ein Junge bin, bin ich SCB-Fan. Ich bin kein Mode-Fan: Wenn es läuft, ist man da und es ist super, juhui, aber wenn es nicht läuft, sollte man auch zum Club stehen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Haben Sie das Gefühl, dass es der SC Bern diese Saison dank den Fans überhaupt so weit gebracht hat?

Das hat sicher etwas gebracht. Der SCB hatte eigentlich nichts zu verlieren. Biel war über die Saison die bessere Mannschaft und konnte eigentlich nur verlieren. Bern konnte nur gewinnen. Die ersten beiden Spiele hat der SCB wieder selber verloren. Die Fans haben dem SCB schon geholfen, wieder in die Spur zu finden. Jetzt müssen die Fans auch wieder voll hinter dem Club stehen. Es ist nicht alles gut gelaufen. Jetzt muss man schauen, was nicht gut gelaufen ist und dieses Zeug sauber machen. Die Saison 2023/24 fängt schon bald an.

Was fordern Sie vom SCB im Hinblick auf nächste Saison?

Ich würde gerne sehen, dass man die jungen Spieler integriert. Wir haben gute Spieler, die während der Saison gut ins Spiel eingegriffen haben. Ein Noah Fuss oder ein Ronny Dähler muss man bringen. Es kann nicht sein, dass nur die erste Linie mit den Ausländern dermassen viel Eiszeit braucht. Man muss auch die Jungen bringen, das ist die Zukunft. Das fehlt mir ein wenig. Man hat Fabian Ritzmann geholt, Marco Lehmann ist leider fast die ganze Saison ausgefallen. Solche Spieler muss man bringen. Das erwarte ich vom Club.

Chris DiDomenico verlässt den SCB und kehrt zu Fribourg zurück. Er hat in dieser Saison sehr polarisiert. Finden Sie es gut, dass er geht oder hätte man mit ihm verlängern sollen?

Reisende soll man nicht aufhalten. Chris DiDomenico ist ein genialer Hockeyspieler. Aber eventuell ist es so, dass geniale Spieler nicht genau gleich ticken wie andere. Ich bin nicht traurig, dass er zu Fribourg geht. Es ist eine Chance, dass man die Ausländerpositionen neben Dominik Kahun und Oscar Lindberg neu besetzen und rundherum etwas aufbauen kann.

Wie ist das als SCB-Fan: Unterstützt man jetzt noch den EHC Biel oder ist die Saison abgeschlossen und geht einen nicht mehr an?

Mein Herz schlägt für den SCB. Alles andere ist mir egal. Und bitte nicht Biel. Als Seeländer, wenn Biel Meister werden würde – da dürfte ich nicht mehr auf die Strasse gehen, da würde ich mich grün und blau ärgern. Mir fallen jetzt schon die Haare aus, wenn ich dran denke, dass die noch in den Final kommen könnten. Für mich ist die Saison abgeschlossen. Ich werde es auch nicht mehr verfolgen. Mir ist egal, wer das Rennen macht. Für mich ist das durch.

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