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«Jemand ist immer der Leidtragende»: Sportexperte zu Wickys Abgang

Der BSC Young Boys trennt sich ab sofort von seinem Trainer Raphael Wicky. Nachdem sich die Berner in der letzten Saison das Double holen konnten, ist es besonders in den letzten Wochen schlecht gelau ...
Der BSC Young Boys trennt sich ab sofort von seinem Trainer Raphael Wicky. Nachdem sich die Berner in der letzten Saison das Double holen konnten, ist es besonders in den letzten Wochen schlecht gelaufen für YB.

«Jemand ist immer der Leidtragende»: Sportexperte zu Wickys Abgang

Knall bei YB: Cheftrainer Raphael Wicky ist per sofort freigestellt. Bis zum Ende der Saison übernimmt der bisherige U21-Trainer Joël Magnin ad interim. Wir haben Sportexperte Albi Saner gefragt, was dieser Wechsel für YB bedeutet und wer Wickys Nachfolge antreten könnte.
04.03.2024, 13:0304.03.2024, 18:03
Lara Aebi / ch media
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BärnToday: Albi Saner, am Montagmorgen knallte es bei YB: Cheftrainer Raphael Wicky wird per sofort freigestellt. Wie überraschend kommt dieser Entscheid für dich?

Albi Saner: Es kommt nicht überraschend – die Leistungen der Young Boys haben dazu geführt, dass letztendlich der Trainer daran glauben musste. Ich rede von den Niederlagen in der letzten Zeit, die nicht nötig waren. In einem Sportclub ist das das übliche Verfahren; Wickys Abgang lag quasi auf der Hand. Es ist ein «Explosiönchen», dass sich heute ereignet hat – keine «Explosion».

Trotz den jüngsten Niederlagen hatte Wicky viel Erfolg mit YB. Ist der Entscheid nicht zu hart?

Jemand ist immer der Leidtragende. Ich glaube, dass Wicky vieles gut gemacht hat. Er hat 88 Spiele der Young Boys gecoacht, hat mit der Mannschaft das Double geholt und kann Erfolge in der Champions League vorweisen. Aber: Der letzte «Zacken» ist in der letzten Zeit nicht gefallen. Spielerisch konnten die Young Boys zuletzt nicht mehr das Niveau zeigen, dass man sich von vergangenen Zeiten gewöhnt ist. Das wurde ihm zum Verhängnis.

Wie wird Raphael Wicky in Erinnerung bleiben?

Er wird sicher als sympatischer Hoffnungsträger in Erinnerung bleiben, der mit YB Erfolg hatte. Letztendlich wird man aber sagen, dass mit diesem Kader mehr möglich gewesen wäre. Hätte man etwas mehr gemacht; etwas offensiver gespielt, wäre sicher auch ein anderes Bild von Wickys Nachlass entstanden.

Welche Rolle spielt der Sportchef in der aktuellen Krise von YB? Schliesslich lief intern vieles nicht nach Plan: Es gab Knatsch mit Nsame und nicht kompensierte Abgänge.

Für mich ist es keine Frage: Die Schuld an der Krise liegt nicht nur bei Raphael Wicky, sondern auch beim Staff: In der Sportabteilung mit Steve von Bergen ist einiges gelaufen, dass nicht so «bäumig» war. Abgänge – beispielsweise Nsame – sind mit viel Lärm über die Bühne gegangen. Oder warum hat man Rrudhani ziehen lassen, den man nun hätte brauchen können? Diverse Abgänge wurden nicht richtig kompensiert. Es kamen neue Spieler, die Lücken nicht schliessen konnten. Oder anders gesagt: YB hatte in der Vergangenheit immer ein glückliches Händchen, Lücken bei Transfers zu schliessen – ich erinnere an Hoarou oder Sulejmani. Momentan gelingt ihnen das nicht mehr. Aber vielleicht hat das auch mit Glück zu tun.

Der bisherige U21-Trainer Joel Magnin übernimmt ad interim bis Saisonende. Hältst du ihn für eine gute Wahl?

Es ist interessant, dass YB quasi dasselbe Rezept anwendet wie der FC Zürich. Auch sie haben den Haupttrainer entlassen und zwei Co-Trainer eingestellt. Mit Magnin hat YB einen tollen Fang aus dem eigenen Teich gemacht. Er ist U21-Trainer, hat viele Jahre für die Young Boys gespielt und kennt die Mannschaft bestens. An seiner Seite hat er mit Zoltan Kadar und Gérard Castella zwei wichtige Männer aus dem Staff. Ich bin optimistisch, dass sie zusammen etwas herausholen können – gerade weil sie den Club und die Mechanismen von YB kennen.

Glaubst du noch an einen Meistertitel für YB?

YB führt die Tabelle mit einem Punkt Vorsprung immer noch an. Somit haben sie immer noch gute Chancen auf den nächsten Titel. Wenn sie mit diesem Trainerwechsel den Turnaround schaffen, bin ich überzeugt, dass YB den Meistertitel auch dieses Jahr holen wird. Obwohl Servette zurzeit extrem stark ist – ihre Visitenkarte haben sie ja vor einigen Tagen mit dem Sieg gegen YB nach Bern gebracht.

FC Luzern-Trainer Mario Frick wurde schon vor einer Woche als möglicher Nachfolger von Wicky gehandelt. Wer kommt noch in Frage?

Dazu gibt es wilde Spekulationen. Der Name von Ex-Servette-Trainer Alain Geiger geistert bereits umher. Viele nennen auch René Weiler – den aktuellen Servette-Trainer – als Option. Jetzt wird es erst richtig losgehen mit den Spekulationen. Im Prinzip kann man sagen, was man will.

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