Eigentlich ist eine gute Ernte für Landwirte ja eine erfreuliche Sache. So ist dieses Jahr der Ertrag der Zuckerrüben hoch. Trotzdem sind die Landwirte nicht zufrieden, denn das Problem liegt anderswo: Die Rüben verzeichnen einen historisch tiefen Zuckergehalt. Das bedeute finanzielle Einbussen, sagt Landwirt Andreas Schwab aus Walperswil.
Um die 17 Prozent Zucker sei etwa Standard, bei höherem Gehalt gebe es Zuschläge, bei weniger aber auch Abzüge. «Berufskollegen haben dieses Jahr mit 12,5 Prozent Zuckergehalt massive Abzüge», erklärt Schwab. «Es ist ja schön, wenn man eine grosse Menge ernten kann, aber schlussendlich bringt das Kilo Zucker pro Hektare den Haupterlös.» Schwankungen gab es zwar bereits in früheren Jahren, aber so tiefe Werte sei man sich nicht gewohnt.
Auch Guido Stäger, CEO der Schweizer Zucker AG, welche die Zuckerfabriken in Aarberg und in Frauenfeld betreibt, kennt das Problem: «Die Zuckerrüben sind ein Produkt des Wetters des ganzen Jahres. Im Sommer sind die Rüben fast verdorrt und im Herbst haben sie sich nach dem vielen Regen mit Wasser vollgesogen.» Das führt zum Problem der Bauern: «So haben wir grosse Rüben mit einem geringen Zuckergehalt.»
Einige Bauern werden nächstes Jahr keine Rüben mehr anbauen, wie Landwirt Schwab weiss. Auch er selbst werde im nächsten Jahr seinen Rübenanbau reduzieren. Bereits jetzt sei mit dem Wegfall diverser Pflanzenschutzmittel der Aufwand relativ hoch, sagt Andreas Schwab. «Wenn dann solche Sachen dazukommen wie die tiefen Zuckerwerte, dann sehe ich schwarz für den Rübenanbau im Seeland.»
Die mit Wasser vollgesogenen Rüben stellen die Zuckerherstellung dieses Jahr vor zusätzliche Schwierigkeiten: «Wir müssen den Zucker aus den Wasserrüben herausnehmen, was viel Energie braucht. Und in diesem Jahr ist Energie ja ein grosses Problem», sagt CEO Guido Stäger. «Es ist wichtig, dass Leute bereit sind, mehr für nachhaltig hergestellten Schweizer Zucker zu bezahlen.»