In der Polestar-Familie ist er eine grosse Nummer: Der imposanteste Vertreter der Modellreihe übertrifft die Limousine Polestar 2 und ebnet zusammen mit dem Polestar 4 den Weg für die Modelle 5 und 6. Und auch wenn der Name an einen Rang in der Hierarchie denken lässt, erinnert die «3» lediglich daran, dass es sich um das dritte Modell handelt, das die chinesisch-schwedische Marke auf den Markt gebracht hat.
Mit einer Länge von 4,9 Metern ist der Polestar 3 eine imposante Erscheinung. Sein Stil vereint Muskeln und Finesse: Breit wie ein Türsteher (1,97 m), aber relativ kurzbeinig (1,61 m) setzt er auf Dynamik, ohne übertrieben zu wirken.
Das Ingenieurteam hat weder bei der Aerodynamik noch beim Design Abstriche gemacht: Ein sogenannter Aero Wing verbessert die Aerodynamik und überragt die Smartzone, den verdeckten Kühlergrill, in dem die Sensoren für die Fahrerassistenz zusammengefasst sind. Ob man das Design mag oder nicht, der Polestar 3 bleibt nicht unbemerkt.
Der Innenraum folgt der gleichen Philosophie wie das Exterieur. Der Polestar-Stil ist geprägt von skandinavischer Tradition: klare Linien, präzise Verarbeitung von Materialien, die Luxus mit Umweltbewusstsein verbinden. Ein Cocktail, der ankommt.
Ein kleiner Schweizer Beitrag: Für die Innenverkleidung der Sitze wird ein Material aus gewebten Flachsfasern verwendet, das von der Firma Bcomp in Freiburg entwickelt wurde.
In Bezug auf die Technologie setzt der Polestar 3 auf eine Fülle von Bildschirmen, wie es heutzutage üblich ist. Serienmässig profitieren die Fahrer von einem digitalen 9-Zoll-Kombiinstrument und einem vertikalen 14,5-Zoll-Mittelbildschirm. Wer mehr will, kann sich sogar für ein 9,5-Zoll-Head-up-Display entscheiden. Die Benutzeroberfläche ist minimalistisch, aber unglaublich effektiv, mit grossen, äusserst benutzerfreundlichen Touchscreens. Darüber, ob die Verlagerung bestimmter üblicherweise physischer Funktionen auf den Bildschirm – z. B. Einstellungen der Spiegel oder des Lenkrads – einen Mehrwert bietet, lässt sich streiten.
Das System basiert auf Android Automotive OS und ermöglicht die Installation von Drittanbieter-Apps für Musik, Podcasts oder sogar das Anschauen von Videos während des Ladevorgangs. Die Navigation? Hier ist Google Maps verantwortlich. Der Sprachassistent von Google steuert alles per Sprachbefehl. Auch wenn Apple CarPlay und Android Auto über das fahrzeugeigene WLAN verfügbar sind, kann man darauf verzichten. Einziges Manko: Die Bedienelemente am Lenkrad sind etwas gewöhnungsbedürftig, zumal sich ihre Funktionen je nach Menü ändern.
Der grosszügige Radstand (2,985 m) bietet Personen im Fond viel Platz. Und trotz der abfallenden Dachlinie und der grossen Batterie unter dem Boden kann man seine Füsse unter die Vordersitze schieben. Der Stauraum hingegen spielt auf mehreren Ebenen: Vorne befindet sich ein 32-Liter-Frunk, in dem die Ladekabel und eine kleine Tasche untergebracht sind. Hinten ist der Kofferraum praktisch, aber nicht rekordverdächtig: von 484 Litern auf 1411 Liter bei umgeklappten Sitzen (einschliesslich des 90-Liter-Stauraums unter dem Boden).
Wir haben in dieser Kategorie schon grosszügigere gesehen; aber Polestar gleicht das mit einem cleveren Boden aus, der sich zusammenfalten lässt, um den Raum zu unterteilen und Halterungen für drei Einkaufstaschen zu bieten. Es ist keine 7-Sitzer-Version geplant.
Unter der Motorhaube hält Polestar es einfach: Drei Versionen gehören aktuell zum Angebot. Das Einstiegsmodell «Long Range Single Motor», mit Heckantrieb, verfügt über einen Motor mit 299 PS/490 Nm für eine Reichweite von 706 km (WLTP). Darüber verfügt der «Long Range Dual Motor» über zwei Motoren (der hintere ist «ausschaltbar») mit insgesamt 489 PS/840 Nm für eine Reichweite von 636 km (WLTP) und de facto Allradantrieb.
Die dritte Version basiert auf der zweiten und enthält das «Performance-Paket», das den Heckmotor um 28 PS und 70 Nm auf insgesamt 517 PS und 910 Nm (567 km WLTP-Reichweite) anhebt. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h beträgt 4,7 Sekunden gegenüber 7,8 bzw. 5 Sekunden bei den zwei anderen Versionen. Alle Varianten haben eine 111-kWh-Batterie gemeinsam, die in eine 400-V-Architektur integriert ist. Die Schnellladung mit 250 kW ermöglicht es, innerhalb von 30 Minuten von 10 auf 80 % zu kommen.
Auf der Strasse versucht der Polestar 3 nicht, sein Gewicht (gut 2,5 Tonnen) zu kaschieren, sondern es zu nutzen. Um dies zu erreichen, stützt er sich auf eine aktive Luftfederung, eine durchdachte Gewichtsverteilung und vor allem auf ein besonders gut abgestimmtes System zur Drehmomentverteilung an der Hinterachse. Diese Technologie, die das äussere Rad beschleunigt, während sie das innere Rad in Kurven bremst, erweckt die Hinterachse zum Leben.
Die Performance-Version mit ihrer zusätzlichen Kraft im Heck verstärkt dieses Antriebserlebnis. Unter den richtigen Bedingungen zeigt sich dieser grosse SUV sogar spielerisch mit einigen kontrollierten Mini-Rutschern am Kurvenausgang! Es gibt jedoch keine lenkbaren Hinterräder.
Aber der Polestar 3 kann auch zivilisiert sein: Seine sorgfältige Geräuschdämmung, der Federungskomfort und der gut kalibrierte One-Pedal-Fahrmodus machen ihn zu einem ausgezeichneten Reisebegleiter. Ob man nun Kilometer auf der Autobahn zurücklegen will oder einfach ein angenehmes Fahrgefühl sucht, dieser SUV macht alles mit. Ein echtes Schweizer Taschenmesser in der XXL-Version. Die Grundpreise liegen je nach Version zwischen CHF 78'800.– und 92'800.–.
Also daher die Frage: Wer kann es sich leisten, mehr als einen Durchschnittsjahreslohn für den Polestar 3 auszugeben?