Bei schlechtem Wetter ist ein Passagierschiff mit mehr als 450 Menschen an Bord auf dem Jangtse-Strom in Zentralchina gesunken. Mehr als 400 Menschen wurden am Dienstagmorgen vermisst. Die Bergungsarbeiten sind im Gang. Tauchern gelang es staatlichen Medien zufolge am Dienstag mehrere Stunden nach dem Unglück, eine 85-jährige Touristin aus dem Rumpf des kieloben liegenden Schiffs zu holen.
Zwölf Stunden nach dem Unglück berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua, insgesamt seien bislang lediglich etwa ein Dutzend Menschen gerettet und fünf Leichen geborgen worden. Starker Wind und heftiger Regen erschwerten die Rettungsarbeiten. Das Schiff war am späten Montagabend gesunken. Der Fluss soll an der Stelle etwa 15 Meter tief sein.
Unter den Geretteten befinden sich nach Angaben der Nachrichtenagentur Xinhua der Kapitän und der Chefingenieur. Sie seien zur Befragung von der Polizei in Gewahrsam genommen worden.
Das 76 Meter lange Schiff lag kieloben im Wasser. Schiffsschraube und Ruder schauten halb aus dem Wasser. Hilfskräfte versuchten, mit Schweissbrennern ein Loch in den Rumpf zu schneiden. Die Bergungsarbeiten wurden von starkem Wind und schweren Regenfällen behindert.
Der gerettete Kapitän gab an, Ursache des Unglücks am Montagabend sei ein plötzlicher Wirbelsturm gewesen. Das Schiff mit chinesischen Touristen sei «innerhalb von ein oder zwei Minuten» gesunken, zitierte ihn die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua.
Das Schiff «Stern des Orients» war auf dem Weg von Nanjing in Ostchina in die Metropole Chongqing im Südwesten, als das Unglück noch flussabwärts von dem berühmten Touristenziel der drei Schluchten im Bereich von Jianli in der Provinz Hubei passierte.
Passenger ship with at least 457 people reported sunk in China’s Yangtze River http://t.co/HJDldriv6O
— The New York Times (@nytimes) 1. Juni 2015
Starker Wind mit Geschwindigkeiten «bis zu 120 Kilometern pro Stunde» habe das Schiff kentern lassen, schrieb die örtliche Zeitung «Hubei Ribao» unter Verweis auf Meteorologen. Doch konnten diese Angaben laut Xinhua «nicht unabhängig bestätigt werden».
Staats- und Parteichef Xi Jinping forderte umfassende Bemühungen zur Rettung der Überlebenden. Premier Li Keqiang reiste zum Unglücksort. Das Transportministerium wurde angewiesen, alle notwendigen Kräfte für die Rettungsarbeiten zu mobilisieren.
Mehr als zehn Schiffe seien an dem Einsatz beteiligt, berichtete die Nachrichtenagentur China News Service. Die Wassertiefe betrage an der Stelle rund 15 Meter. Die paramilitärische Polizei der Provinz Hubei schickte mehr als tausend Soldaten, die mit 40 Schlauchbooten bei den Bergungsarbeiten helfen sollen.
Das Staatsfernsehen berichtete, es seien rund 400 chinesische Touristen an Bord gewesen. Viele hatten die mehrtägige Reise über ein Shanghaier Reisebüro gebucht. Verzweifelte Angehörige suchten dort vergeblich nach Informationen. Das Reisebüro war geschlossen.
Es hiess, die meisten Passagiere seien zwischen 50 und 80 Jahre alt. Es gab zunächst keine Hinweise, dass Ausländer an Bord gewesen seien.
Unter den 458 Menschen an Bord seien 47 Besatzungsmitglieder und 7 Reisebüromitarbeiter gewesen, berichtete Xinhua. Das 1994 gebaute Schiff habe eine Kapazität von mehr als 500 Personen. (feb/sda/dpa)