Nach der Keynote im Steve-Jobs-Theater in Cupertino konnte ich das teure Super-Handy von Apple testen. Ein Killerfeature ist mir besonders aufgefallen.
Apple-Chef Tim Cook über seinen 2011 gestorbenen Vorgänger und Freund
Ob der 12. September so in die Geschichte von Apple eingeht, wie einst die allererste iPhone-Keynote, wissen wir nicht.
Was wir wissen, ist, dass sich Apple trotz des bislang schlimmsten Informations-Lecks zu unveröffentlichten Produkten an diesem Dienstag überraschend zurückgemeldet hat.
Das iPhone X wartet nicht mit Features auf, die nur hineingepackt wurden, weil sie neu sind. Apple versteht unter Innovation etwas völlig Anderes. Lieber lässt man etwas weg, oder versucht, Bestehendes zu vereinfachen. Im Zentrum stehen die echten Bedürfnisse der Userinnen und User.
Apple versteht es geschickt, vielversprechende neue Technik zu antizipieren. In aller Regel warten die Kalifornier aber erst einmal ab und lassen der Konkurrenz den Vortritt.
OLED-Displays? Hat Samsung längst. Gesichtsscanner? Dito.
Bild: watson
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CEO Tim Cook (im blauen Hemd) und Chefdesigner Jony Ive (in Orange). Bild: watson
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Das iPhone 7 Plus hat unter anderem wegen des Porträt-Modus, der Bilder wie eine Spiegelreflexkamera ermöglicht, für positive Schlagzeilen gesorgt. Nun legen die Kalifornier nach und bauen die Dual-Kamera weiter aus. Die ersten Versuche mit den verschiedenen Beleuchtungs-Arten beeindruckten. Und für alle User erfreulich: Die Bedienung ist kinderleicht.
Am virtuellen Rad der Kamera-App drehen und die Porträt-Beleuchtung ändert. Bild: watson
Apples Marketing-Gurus haben 2010 mit dem iPhone 4 den Begriff «Retina-Display» lanciert. Gemeint ist ein hochauflösender LCD-Bildschirm, bei dem sich einzelne Bildpunkte (Pixel) nicht mehr von blossem Auge unterscheiden lassen. (Zumindest aus normaler Distanz des Betrachters nicht.)
Sieben Jahre später stellt Apple bei der Bildschirm-Technologie auf organische LEDs, OLED genannt, um. Dazu passend wird nun von «Super Retina Display» gesprochen. Der Begriff mag übertrieben klingen, doch die Resultate bestechen!
Es wird interessant sein zu sehen, wie unabhängige Display-Experten, wie etwa Ray Soneira (DisplayMate) Apples ersten Versuch mit OLED-Bildschirmen beurteilen. Wobei man natürlich anmerken muss, dass die Kalifornier die iPhone-Displays vom grossen Konkurrenten Samsung beziehen.
Erst anfassen. Dann urteilen!
Jony Ives Entscheid, vom bewährten Unibody-Gehäuse aus Aluminium auf Glas umzustellen, wurde von einigen belächelt. Abgesehen davon, dass er nötig war, um das kabellose Aufladen (Wireless Charging nach Qi-Standard) zu ermöglichen, ist der Entscheid aber auch bezüglich Look and Feel zu begrüssen. Der Glasrücken ist ein Handschmeichler, die Rundungen gefallen, und es scheint nicht besonders rutschig zu sein.
Kein Home-Button mehr: Unten auf dem Display prangt ein schmaler Balken. Bild: watson
quelle: apple-Medienmitteilung
Das waren meine Eindrücke vom iPhone-Hands-on. Zum Schluss müssen wir übers Geld reden. Denn ja, der Betrag, den man fürs iPhone X hinblättern soll, ist saftig. Ziemlich saftig.
In der günstigsten Konfiguration mit 64 Gigabyte (GB) Speicher kostet das iPhone X bei Apple 1200 Franken. Wie viel andere Anbieter (autorisierte Apple-Händler und die Mobilfunk-Provider) dafür verlangen werden, ist (noch) nicht bekannt.
Viele Leute werden sich das Super-iPhone nicht leisten können, oder bewusst nicht leisten wollen: So viel ist klar.
Wenn man das Preis-Leistungsverhältnis anschaut, sieht die Rechnung nicht mehr so gesalzen aus. Apple-Handys sind bekannt für ihre lange Lebensdauer, ausserdem werden auch ältere Modelle noch jahrelang mit Software-Updates versorgt. Und Occasionen erzielen unerreicht hohe Verkaufssummen.
Kommt hinzu, dass das Handy mittlerweile bei vielen Leuten das wichtigste Elektronikgerät ist. Und zwar mit Abstand. Da fragt sich, ob man nicht lieber an einem anderen Ort spart ...
PS: Sogar animierte Kackhaufen können innovativ sein.
Video: YouTube/TechCrunch
Video: srf