Digital
Kommentar

Facebook Live muss weg! Kommentar eines besorgten Bürgers

Was zum Geier ist hier los? Die Auflösung folgt unten...
Was zum Geier ist hier los? Die Auflösung folgt unten...screenshot: facebook
Kommentar

Facebook Live muss weg! 😡

Video-Übertragungen im Internet liefern den ultimativen Beweis, dass die Welt verblödet. Zuerst hat es die Amerikaner erwischt. Bald sind wir dran...
19.04.2017, 10:4021.03.2019, 15:42
Mehr «Digital»

Was ist denn da los?

Bild

Keine Sorge! Die jungen Leute beugen sich nicht vornüber, weil ihnen schlecht ist. Sie küssen einen Neuwagen.

Ja, richtig gelesen. Es geht um einen Marathon-Kuss-Wettbewerb, den ein US-Radiosender auf seiner Facebook-Seite live überträgt. Wer am längsten durchhält, gewinnt ein Auto.

Falls sich nach 50 Stunden immer noch mehrere Lippenpaare auf das Blech pressen, wird gelost. Eine brutale Entscheidung.

Aber das ist nicht der springende Punkt. Denn:

Dämliche Wettbewerbe sind nichts Neues, sondern so alt wie die Menschheit.
Jungen Leuten beim Nonstop-Auto-küssen zuschauen. Check.
Jungen Leuten beim Nonstop-Auto-küssen zuschauen. Check.screenshot: facebook

Sicher ist: Mit den Live-Übertragungen auf Smartphones und Computer haben wir eine neue Stufe erreicht.

Live-Übertragungen kosten nichts und sind idiotensicher. Man braucht nur ein Handy mit Internet-Verbindung. Und einen Facebook-Account.

Jeder und jede kann zum «Sender» werden – und findet beim weltgrössten «sozialen» Netzwerk ein Publikum.

Das dachte sich wohl auch der psychopathische Mörder, der seine blutigen Taten bei Facebook ankündigte und übertrug.

Ein hochgeladenes Video zeigte, wie ein 74-jähriger Mann aus nächster Nähe erschossen wird – der mutmassliche Täter wählte sein Opfer offensichtlich rein zufällig aus.

Erst zwei Stunden später löschte Facebook das Video und sperrte das Facebook-Profil des mutmasslichen Täters, der sich nach längerer Flucht vor der Polizei selbst richtete.

Und was unternimmt Facebook gegen Killer-Videos?

Mit Facebook Live wurden bereits Gruppen-Vergewaltigungen übertragen, und nun gab's das erste «Werk» eines Amokläufers. Stellt sich die Frage, wann Terroristen auf die Idee kommen, ihre Gräueltaten live in die Welt zu streamen...

Abschalten kommt offenbar für den US-Konzern nicht infrage. Darauf zu verzichten würde letztlich viel Geld kosten. Stattdessen setzt man auf Ankündigungen.

Den Facebook-Nutzern müsse es in Zukunft möglich sein, «so einfach und schnell wie möglich» Beiträge zu melden, versprach ein Manager des Social-Media-Konzerns.

FILE - In this Saturday, March 19, 2016, file photo, Facebook CEO Mark Zuckerberg speaks during a panel discussion held as part of the China Development Forum at the Diaoyutai State Guesthouse in Beij ...
Er präsentiert sich lieber als Wohltäter, statt über konkrete Verbesserungen für 1,8 Milliarden Kunden zu sprechen.Bild: Mark Schiefelbein/AP/KEYSTONE

Der oberste Chef Mark Zuckerberg äusserte sich zunächst nicht, dann kündigte er in salbungsvollen Worten an, dass noch viel Arbeit zu erledigen sei und: «Wir tun bei Facebook alles, was wir können, um Tragödien wie diese zu verhindern.»

Wie gehabt sollen auch weiterhin die User selbst die Drecksarbeit erledigen.

Facebook stellt zwar schlaue Algorithmen in Aussicht. Doch es wird noch Jahre dauern, bis die auf den Firmen-Servern laufende automatische Filter-Software wirkungsvoll verhindert, dass abscheuliche Inhalte veröffentlicht und verbreitet werden.

Das sind ernüchternde Aussichten und die vom US-Konzern finanzierten Teams, die beanstandete Inhalte begutachten und löschen, werden weiterhin überfordert sein.

Sprich: Wer anstössige oder gar illegale Inhalte meldet, darf nicht damit rechnen, dass sie bald verschwinden. Vielmehr sind sie kurz darauf auch beim anderen grossen Sorgenkind zu finden, bei der Google-Tochter YouTube.

Damit sind wir wieder bei der Verbreitung von Fake-News, die eine Plage sind und von demokratischen Staaten nicht hingenommen werden sollten: Vielmehr müssten Facebook und Google mit ihren Plattformen endlich wie andere Medienunternehmen behandelt werden und für Inhalte haften. Damit Geld verdienen dürfen die Unternehmen ja auch.

Mehr zu Facebook:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
45 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
pedrinho
19.04.2017 12:45registriert September 2015
Das ist (leider manchmal) der preis der freiheit !

Oder wollt ihr wirklich alles verbieten, kontrollieren, zensurieren ?

Wenn ich die "headlines" bei watson sehe, sehe ich eine behaarte bloggerin, eine menschliche henne, einen picdump, das ist natuerlich alles wichtige information, ohne die die welt nicht mehr ueberleben kann.

Mir ists eigentlich wohler, wenn ich weiss, dass so mancher schwachsinn noch möglich ist, als immer mehr bevormundet zu werden - ich muss es mir nicht ansehen.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
fcsg
19.04.2017 11:43registriert Juni 2015
Diese Logik würde schlussendlich dazu führen, dass jede Live-Übertragung verboten, jedes Youtube-Video geprüft und jede Nachricht in Social Media von der Plattform freigeschaltet werden müsste. Alternativ muss das Internet verboten werden. Die erwähnten Phänomene sind zwar bedauerlich und müssen natürlich verfolgt werden, aber ein Verbot von Verbreitungskanälen ist nicht praktikabel und würde zu einer Zensur führen.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
Kunibert der Fiese
19.04.2017 16:11registriert März 2016
warte nur bis man einen nippel im video sieht. da gehts dann bei facebook ganz schnell.
00
Melden
Zum Kommentar
45
Geheimdienst-Dokumente zeigen Beeinflussung der Wahl in Rumänien – für TikTok wird's eng
Rumänische Geheimdienst-Dokumente belegen, wie die Präsidentschaftswahl im NATO-Land massiv gestört und beeinflusst wurde. Alles deutet auf Putins hybride Kriegsführung hin.

Die Befürchtungen haben sich bestätigt: Bei der rumänischen Präsidentschaftswahl fanden illegale Beeinflussungsversuche aus dem Ausland statt.

Zur Story