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Das steckt hinter der jüngsten IT-Pannenserie der SBB

Wegen IT-Störungen bei den SBB fiel der Online-Ticketkauf aus.
Ein SBB-Sprecher nimmt zu den jüngsten Pannen und zum Einsatz russischer Software Stellung.Bild: watson

Das steckt hinter der jüngsten IT-Pannenserie der SBB

Auch die beste Eisenbahn der Welt ist nicht vor Computer-Ausfällen sicher. watson hat zu den Ursachen nachgefragt und sich erkundigt, wie es um die Zusammenarbeit mit russischen Programmierern steht.
11.11.2022, 17:5513.11.2022, 05:49
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Zwei schwere IT-Störungen innert Tagen, verbunden mit dem Ausfall wichtiger Dienstleistungen für die Kundschaft: das gabs bei den SBB diese Woche, aber auch schon 2021.

watson hat bei der Medienstelle nachgehakt und sich auch danach erkundigt, ob die SBB – wie von der NZZ im Frühjahr 2022 berichtet – noch russische Software einsetzen.

Was ist passiert?

Diese Woche war in den Computersystemen der Schweizerischen Bundesbahnen der Wurm drin. Der «Blick» schrieb von einem «IT-Chaos bei den SBB», Anzeigetafeln versagten den Dienst, der Online-Billetverkauf war nicht möglich.

«Die IT-Störung hatte auch Einfluss auf die akustische und optische Kundeninformation an den Bahnhöfen: So waren nicht überall Durchsagen möglich, und die Perronanzeiger, Generalanzeiger und Abfahrtstafeln zeigten die Informationen der nächsten Abfahrten teilweise nicht oder nur verzögert an.»
quelle: sbb.ch

In der Nacht auf Mittwoch konnte das Problem behoben werden, wie die SBB mitteilten. Doch bereits am Folgetag prangte auf der SBB-Website erneut eine Störungsmeldung.

Wie die Verantwortlichen nun erklären, trieben keine Hacker ihr Unwesen. Es war auch keine Ransomware-Attacke, versichert SBB-Sprecher Martin Meier auf Anfrage.

«Sowohl am Dienstag als auch gestern [Donnerstag] trat die technische Störung auf unseren eigenen Servern auf, ohne Einfluss von aussen.»

Zwischen den IT-Störungen bestehe kein Zusammenhang. Es seien teilweise die gleichen Systeme betroffen gewesen, aber aufgrund einer anderen Ursache, so Meier.

Warum kam es zu den IT-Ausfällen?

Hierzu muss man wissen, dass die Störung am Dienstag viel massiver war – sie dauerte mehrere Stunden und betraf diverse IT-Systeme der SBB, auch interne Abläufe.

Zum IT-Ausfall am Dienstag bestätigt der SBB-Sprecher, was inside-it.ch berichtete: dass «ein Fehler im Speichersystem eruiert und danach behoben» worden sei. Die genaue Ursache dafür werde nun «ausführlich analysiert».

Zum vergleichsweise kurzen Ausfall am Donnerstag erklärt der SBB-Sprecher:

«Der Auslöser für die technische Störung vom Donnerstag konnte im Bereich Server-Zugang eruiert werden. Die genaue Ursache dafür wird analysiert.»

Für Kundinnen und Kunden der SBB seien verschiedene Anwendungen wie die SBB-Mobile-App und die Webseite sbb.ch während rund 20 Minuten nicht erreichbar gewesen.

So wie 2021?

Schon 2021 hatte es bei den SBB zwei grosse IT-Ausfälle in einer Woche gegeben. Damals hiess es, ein Auslöser sei der Ausfall eines IT-Dienstes, der «für die Anmeldung der Systemuser zuständig» sei. Laut SBB-Sprecher ist ausgeschlossen, dass es sich erneut um dieses Problem handelt.

Was hat es mit der russischen Software auf sich?

Im März wies die «NZZ am Sonntag» darauf hin, dass die SBB «für die Schienen-Zustandskontrolle» mit einer russischen Firma zusammenarbeiten und dies weiterhin tun wollten – es sei denn, die wegen des Ukraine-Kriegs gegen Russland verhängten Sanktionen würden verschärft.

SBB-Sprecher Martin Meier erklärt nun:

«Die im Bericht der NZZ erwähnten Systeme befinden sich bei der SBB noch im Betrieb. Es handelt sich hier nicht um Software-Applikationen, die auf Servern der SBB betrieben werden, sondern nur um spezifische Messsysteme, die über Standardschnittstellen auf dem gezogenen Diagnosefahrzeug genutzt werden.»

Im Medienbericht vom vergangenen März hiess es, russische Programmierer hätten für Wartungsarbeiten beschränkten Zugriff auf das System der SBB. Trifft dies noch zu?

Dazu der SBB-Sprecher:

«Bis zum vollständigen Ersatz der Messsysteme werden für die Behebung von Störungen und Wartungsarbeiten stark eingeschränkte und nur punktuelle Zugriffe auf die jeweiligen Systeme ermöglicht.»

Es bestehe kein Grund zur Besorgnis, denn:

«Diese Zugriffe finden isoliert von jeglichen SBB-IT-Systemen statt.»
Riskante Job-Auslagerungen
Viele Schweizer Unternehmen setzen statt auf hiesige IT-Fachleute auf Spezialisten im Ausland. Was im Normalfall gut sei für die Unternehmensbilanz, könne zum Problem werden, konstatierte die «NZZ am Sonntag» im März, als der von Russland gestartete Angriffskrieg immer mehr eskalierte. Das Nationale Zentrum für Cybersicherheit (NCSC) sah sich auf Anfrage zu einer warnenden Stellungnahme veranlasst: «Wenn ein Konflikt wie der aktuelle auftritt, erhöhen sich die Risiken natürlich entsprechend».

Zum einen könnten Leistungen eingeschränkt werden, es bestehe «aber auch die Gefahr, dass die Lieferanten vor Ort infiltriert sein und dadurch als Einfallstor in die IT einer Unternehmung fungieren könnten.»

Ein weiteres Risiko sei, dass Mitarbeitende gezwungen werden könnten, Manipulationen an der von ihnen gelieferten Software und den IT-Systemen oder an der IT-Infrastruktur, auf die sie Zugriff haben, vorzunehmen.»

Konkrete Fälle seien dem Bund nicht bekannt.

Quellen

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