Er ist 19, absolviert eine Lehre als Mediamatiker und kann schon viel praktische Erfahrung als Jungunternehmer vorweisen. Im Interview erzählt Mehdi Izemmour aus Fribourg, wie er auf die Idee kam, Macbooks in heimelige Holz-Cover zu verpacken. Und was daraus wurde.
Mehdi, wie bist du Geschäftsmann geworden?
Ich bin schon sehr jung in die Welt der Start-ups eingestiegen. Mit 16 habe ich mein erstes Unternehmen mitgegründet – einen Online-Shop für den Verkauf von T-Shirts mit originellen Sprüchen aus der Region. Ich war schon immer fasziniert von der Idee, etwas zu erschaffen, das andere Leute gerne tragen möchten – er lacht – und damit Geld zu verdienen.
Dein Alter war bei deinem aktuellen Projekt alles andere als hilfreich.
Am Anfang hat mich niemand ernst genommen. Zunächst war meine Strategie, ein Produkt zu lancieren, das zu 100 Prozent ‹Swiss Made› ist. Leider war dies aus zwei Gründen nicht möglich: Zum einen wegen meines Alters und der fehlenden Erfahrung. Zum andern wegen der Schwierigkeiten bei der technischen Umsetzung meiner Idee. Alle Firmen, die ich in der Schweiz angefragt habe, sagten, dass mein Vorhaben nicht realistisch sei. – Er lacht – Sie lagen falsch.
Es gab mehrere Rückschläge.
Ich war bei vier Firmen in der Westschweiz und habe gefragt, ob mein Projekt machbar sei und ob sie gewillt seien, mitzumachen. Niemand hat positiv geantwortet.
Ist es nicht schade, dass du die Mac-Hüllen nicht als Schweizer Produkte vermarkten kannst?
Ja und Nein. Natürlich hätte das Swiss-Made-Label geholfen. Bei den Verkaufszahlen macht sich dies aber kaum bemerkbar. Die USA stehen ja auch für Qualität. Dies gilt speziell für die kunstvolle Verarbeitung von Holz. Abgesehen davon ist alles eine Frage der Kommunikation.
Ich finde die Kombination von Holz und Aluminium genial. Wie bist du darauf gekommen?
Was die Geschäftsstrategie betrifft, war für mich von Anfang an klar, dass es etwas mit edlen Materialien sein soll. Während mir der Markt für Smartphone-Zubehör gesättigt erschien und der Tablet-Markt zu wenig interessant, gab es bei Computern grosses Potenzial. Dann stellte sich noch die Frage: Leder oder Holz. Die Entscheidung wurde mir abgenommen, als ich mich in die Arbeiten von Benjamin Saks verliebte. Er fertigt wunderschöne Holzhüllen fürs iPhone an. Und er wurde mein Geschäftspartner.
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— Glitty (@Glitty) 25. April 2015
Wie hast du ihn gefunden?
Zunächst war ich sehr frustriert, dass es hierzulande nicht geklappt hatte. Dann zeigte mir ein Klassenkamerad das Twitter-Profil «eines Typen, der in den USA mit Holz arbeitet». Unser erster Kontakt fand über Google Hangouts statt, nun ist Ben Saks mein Lieferant. Was lustig ist: Ich führe eine Firma, die Produkte ‹Made in USA› vertreibt und war noch nie dort. Meinen Lieferanten, der in Pittsburgh arbeitet, habe ich nie persönlich getroffen. – Dann lacht er – Das ist die Macht unseres wunderbaren Internets.
Woher stammt das Investitionskapital?
Habe ich von meinem Lehrlingslohn gespart.
Warum hast du dich entschieden, Zubehör für Apple-Geräte herauszubringen?
Das hat mit meiner Kindheit zu tun. Mein Vater brachte mich darauf, Apple-Produkte zu verwenden. Er hat in mir die Liebe für diese Marke geweckt. Tatsächlich war es aber in erster Linie ein strategischer Entscheid, Zubehör für Apple-Geräte zu verkaufen. Erstens gibt es im Gegensatz zur PC-Konkurrenz nur eine überschaubare Zahl von Rechnermodellen, wie das Macbook Air und Macbook Pro. Zweitens verkauft Apple Premium-Produkte, die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Kunden auch für Glitty interessieren, ist entsprechend gross. Und drittens steht Apple für gutes Design. Es ist also das Unternehmen, das am ehesten meine Zielgruppe anspricht.
Was planst du als nächstes?
Glitty ist ein exklusives Produkt, darauf will ich mich bei der Vermarktung konzentrieren. Während der eher ruhigen Sommermonate haben wir hart gearbeitet, um neue Produkte zu kreieren. Es gibt neue Formen für neue Geräte.
Gerade erst waren wir für ein Fotoshooting in Ibiza. Bis Weihnachten sollen gestaffelt acht neue Holztypen herauskommen. Alle als Limited Edition. Den Anfang macht ‹Purple Heart›, das sich mit seinen Rottönen speziell an asiatische Kundinnen richtet.
Unser Team umfasst zurzeit vier Personen und ich stelle gerade jemanden für den Kundendienst ein. Das Ziel ist klar: Wir möchten wachsen und das Team erweitern.
Wer bezüglich Glitty-Hüllen auf dem Laufenden bleiben möchte, folgt am besten dem Instagram-Account @glitty_.
Aber Respekt mit 19 so etwas auf die Beine zu stellen!