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So, jetzt läuft endlich ein Schweizer Beitrag im Wettbewerb um die goldene Palme von Cannes. Jedenfalls ist er Eindrittel-Schweizer

Das älteste der drei Mädchen (die vierte Tochter ist nicht im Bild, dafür die Mutter) ist die Bienenflüsterin Gelsomina.
Das älteste der drei Mädchen (die vierte Tochter ist nicht im Bild, dafür die Mutter) ist die Bienenflüsterin Gelsomina.bild: Festival de cannes
Die Quick-Kritik

So, jetzt läuft endlich ein Schweizer Beitrag im Wettbewerb um die goldene Palme von Cannes. Jedenfalls ist er Eindrittel-Schweizer

17.05.2014, 21:4917.05.2014, 21:57
Simone Meier
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Ihr Lieben, als ihr diesen Artikel angeklickt habt, berührte euer Cursor dabei das Gesicht der Regisseurin, nämlich der 33-jährigen Italienerin Alice Rohrwacher. Deren Film durch einen Trick des Schicksals, man nennt ihn Ko-Produktion, als schweizerischer, italienischer und deutscher Beitrag im grossen Wettbewerb läuft. Eine Schweizerin, nämlich Sabine Timoteo, spielt auch noch mit, leider ist sie auf keinem offiziellen Film-Foto zu sehen.

Und fast scheint es mir, als wäre die Warteschlange vor einem Wettbewerbsfilm noch nie so lang gewesen. Es handelt sich dabei aber garantiert um eine patriotische Fehlleistung.

Keine Fehlleistung hingegen ist Rohrwachers Film «Le Meraviglie» (Die Wunder), der hier in Cannes vor wenigen Minuten (es ist jetzt Samstagabend 21.15 Uhr) zu Ende gegangen ist. Es handelt sich dabei mal wieder um das beliebte Sujet des Bienenzüchters, wobei hier dessen 14-jährige Tochter Gelsomina weit wichtiger ist. Sie ist das echte Familienoberhaupt in einer Aussteigerkommune irgendwo in der Toscana, andauernd hängen da seltsame Deutsche rum oder liefern kleinkriminelle, autistische deutsche Kinder auf dem Bienenhof ab, was das Leben nicht leichter, aber interessanter macht.

Bellucci als Lottofee

Und dann treffen die vier Bienenzüchter-Töchter eines Tages beim Baden auf das Fernsehen beziehungsweise auf Monica Bellucci (von der es leider auch kein Filmfoto gibt), die als eine Art Lottofee für den Lokaltourismus amtet und die beste Familie der Umgebung sucht. Und weil die Hoffnung der kleinen Leute immer wieder beim Fernsehen Zuflucht sucht, ist es logisch, dass Gelsomina ihre Sippschaft anmeldet. Und logisch, dass einiges schief geht. Auch logisch (echt?), dass der Vater den Kindern ein Kamel als Haustier schenkt.

Das schwankt alles sehr angenehm zwischen total normal und völlig surreal, mündet in eine Castingshow, die provinzitalienischer nicht sein könnte, und ist insgesamt immer wieder verrückt genug, dass man die zwei Stunden recht gerne aushält. 

Gewinnchancen? Sicher keine, da weder russisch noch türkisch noch französisch. Aber vielleicht das Kamel in der an Kandidaten immer reicheren, wenn auch weiterhin nur imaginären Tierkategorie.

Trailer zu «Le Meraviglie»

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