Film
Panorama

Abschied von H.R. Giger: «So finster, aber auch so schön»

Die Gedenkfeier im Fraumünster fand praktisch ohne Vertreter der Kulturszene statt.
Die Gedenkfeier im Fraumünster fand praktisch ohne Vertreter der Kulturszene statt.Bild: KEYSTONE
Zürcher Fraumünster

Abschied von H.R. Giger: «So finster, aber auch so schön»

30.05.2014, 16:4130.05.2014, 17:17
Mehr «Film»

Im Zürcher Fraumünster haben am Freitag mehrere hundert Angehörige, Weggefährten und Fans Abschied von H.R. Giger genommen. Vertreter der Kulturszene waren unter den Gästen praktisch nicht präsent. Giger galt mit seinen düsteren Kreationen bis zuletzt als künstlerischer Aussenseiter.

«Die Leute, die sich wegen ihres Dünkels nicht mit H.R. Gigers Werk auseinandersetzen, verpassen unendlich viel», sagte Tom Gabriel Fischer in seiner Ansprache. Fischer, auch bekannt als Tom G. Warrior, ist Death Metal-Musiker und fand in Giger einen langjährigen Mentor. Giger sei immer unterschätzt worden, sagte Fischer. Es sei kaum zu ertragen, dass dieser Magier der Bildsprache häufig nur als «Alien»-Macher bezeichnet werde. Dabei sei er sehr viel mehr gewesen: «Eine Inspiration für alle».

Ein Teilnehmer der Gedenkfeier, die am Freitag im Zürcher Fraumünster stattfand.
Ein Teilnehmer der Gedenkfeier, die am Freitag im Zürcher Fraumünster stattfand.Bild: KEYSTONE

Auch für Kunstsammler Marco Witzig wurde der Bündner Zeit seines Lebens massiv unterschätzt. Giger habe Zugang zu einem phantastischen Universum gehabt: «So finster, aber auch so schön.»

«Giger lehrte uns zwar das Fürchten, aber er war eine schöne Seele und eine warme Person», sagte Verleger Patrick Frey, der den Künstler häufig in seinem Haus in Zürich-Seebach besuchte. Andere Gäste bezeichneten den Meister der Finsternis als herzlich, humorvoll, gastfreundlich, bescheiden und auch etwas ängstlich. Seine grösste Angst war es offenbar, lebendig begraben zu werden.

Bild
Bild: KEYSTONE

Mehr zum Thema

Vorliebe für Süsses wurde ihm zum Verhängnis

In den vergangenen zwei Jahren hätten Gigers Kräfte immer mehr nachgelassen, sagte sein Hausarzt und langjähriger Freund Reinhard Weisshaupt. Etwas habe sich aber nie geändert: «Er liebte Süsses. Er hätte sich daran tot essen können.»

Seine Vorliebe für Süsses wurde Giger denn auch zum Verhängnis: Er starb am 12. Mai in Zürich an den Folgen eines Treppensturzes. Er wollte über die steile Treppe ins Obergeschoss seines Hauses steigen, um mit seiner Frau Carmen ein Stück Kuchen zu essen.

Beigesetzt wurde Giger bereits am vergangenen Sonntag auf dem Friedhof von Greyerz FR, unweit seines Museums. Giger lebte seit 1962 in Zürich, wo er Architektur und Industriedesign studierte. Er schuf Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen und Schmuck und wurde mit seinen düsteren Kreationen zur künstlerische Leitfigur des Science-Fiction- und Horror-Genres.

Weltweit einen Namen machte sich Giger als Schöpfer des ausserirdischen Wesens «Alien» für den gleichnamigen Film aus dem Jahr 1979. Für dieses Werk erhielt Hans-Ruedi Giger, so sein bürgerlicher Name, einen Oscar. (dsc/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!