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Der sturste Schweizer Bauer erntet die dicksten Kartoffeln

Bauer und Erfinder: der 70-jährige Ueli Maurer
Bauer und Erfinder: der 70-jährige Ueli MaurerBild: Stephan Hiller
Heimat-dokumentation

Der sturste Schweizer Bauer erntet die dicksten Kartoffeln

Premiere an den Solothurner Filmtagen: Stephan Hille hat seinen Job geschmissen, um den rüstigen Pommes-Automaten-Erfinder Ueli Maurer zu porträtieren. Es ist somit eigentlich die Geschichte zweier Enthusiasten.
23.01.2014, 19:2625.01.2014, 12:26
Philipp Dahm
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Ein Journalist kündigt seinen Job, weil ihn seine Arbeit nicht mehr loslässt. Er berichtet über einen Bauern, hakt immer wieder nach – und beschliesst 2011, das Leben jenes Ueli Maurer zu dokumentieren, der im hohen Alter einen Pommes-Automaten erfindet. 

«Ich habe Ueli als Journalist bei ‹Cash TV› 2007 kennengelernt und als Schrauber, als Tüftler erlebt. Und immer wieder ging irgendwas schief», erklärt Stephan Hille, dessen Erstling «Ueli Maurers Pommes-Frittes-Automat» an den diesjährigen Solothurner Filmtagen Premiere feiert. 

«Ich habe immer mal geguckt: Wie weit ist er jetzt? Und er hat immer gesagt: Ein halbes Jahr noch. Das war schon ein Running Gag.» 2009 dreht der Reporter einen «Follow-up», doch die Idee des Fritten-Automaten scheint sich in Rauch aufzulösen. 

Ueli Maurer schraubte Jahre an seinem Automaten.Bild: Stephan Hille

Bis zu einem Anruf im Jahr 2011. «Ueli Maurer sagte, er sei in der ZDF-Kindersendung ‹1, 2 oder 3› eingeladen – und ich dachte: Das wird immer schräger!» Es ist der Moment, als Hille klar wird, dass er einen Film über diesen rüstigen Landwirt machen muss. Es steht für ihn felsenfest: «Es ist selten, dass man im Leben glaubt, dass man etwas machen muss.» 

Der Journalist wechselt auf die Filmemacher-Seite, doch sein Porträt eines ländlichen Schweizer Pionier- und Erfinder-Geistes bringt ihn finanziell an die Grenzen. «Für Filmförderung war es zu spät», verdeutlicht Hille: Geld gibt es nur, wenn kein vor dem Antrag gedrehtes Material verwendet wird. Der 43-Jährige zehrt seine Reserven auf, bis ihn ein Freund auf die Crowdfunding-Plattform «We Make It» aufmerksam macht. 

Der Pommes-Automat in Dubai auf dem Prüfstand.Bild: Stephan Hille
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Das Bauern-Original Maurer überzeugt die dortigen Spender: Der Heimat-Charme sorgt dafür, dass in 45 Tagen gut 24’000 Franken zusammenkommen. Und nur dank der Dienste seines Cutters Felix Balke sowie befreundeter Ton- und Kameraleute kann der Neu-Regisseur das Projekt am Laufen erhalten. Als schliesslich Produzent Reto Caduff von «Pixiu Films» an Bord kommt, kann Hille seine Faszination für einen eidgenössischen Bauern in Bilder fassen. 

«Erfindergeist ist etwas Urschweizerisches», findet der grossgewachsene Filmemacher. «Der Ueli ist schon ein ziemlich Gewiefter – ein sturer, sehr liebenswerter Typ. Einer, der sich auch nicht unterkriegen lässt. Der seinen Weg geht und macht und sagt: Ich habe am Ende Recht. Das hat mich sehr beeindruckt. Für mich ist er ein Schweizer par excellence», schwärmt der Deutsche, der seit sieben Jahren in Zürich zu Hause ist.  

Regie-Neuling Stephan Hille
Regie-Neuling Stephan HilleBild: Stephan Hille

Er zeigt in «Ueli Maurers Pommes-Frittes-Automat», wie diese Beharrlichkeit schliesslich in einer Firma mit potenten Investoren mündet. Auch das ist am Ende ja ziemlich schweizerisch. 

Die (Welt-)Premiere von «Ueli Maurers Pommes-Frittes-Automat» ist am 24. Januar um 12 Uhr im Solothurner Kino Palace. Zu einer zweiten Vorstellung am Freitag, den 29. Januar um 21 Uhr im Kino Canva hat sich Ueli Maurer höchstpersönlich angekündigt. Er wird einen Pommes-Automaten mitbringen. Im Frühjahr soll die Dokumentation in die Kinos kommen.

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