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Er war Saruman, Dracula und Bond-Bösewicht Scaramanga: Schauspieler Christopher Lee ist tot

Er war Saruman, Dracula und Bond-Bösewicht Scaramanga: Schauspieler Christopher Lee ist tot

11.06.2015, 13:4111.06.2015, 17:00
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Bild: Wikipedia

Er schlüpfte in mehr als 250 Rollen und schaffte als Musiker mit 92 Jahren den Sprung in die Charts. Christopher Lee war ein Mann der Rekorde. Mit seiner schaurig-schönen Rolle als Graf Dracula schrieb er Filmgeschichte. Vergangenen Sonntag ist er 93-jährig gestorben. 

Wenn er im schwarzen Cape aus seinem Sarg steigt und nach einem zarten Frauenhals sucht, schaudert es den Zuschauer auch heute noch. Kein anderer Vampir der Filmgeschichte hatte seine Noblesse, seine Würde – und seine Bedrohlichkeit. 

Als Dracula wurde Lee weltberühmt
Als Dracula wurde Lee weltberühmtBild:

Für den Gentleman unter den Vampirdarstellern war die Rolle Segen und Fluch zugleich: Als «Graf Dracula» feierte er Ende der 50er Jahre seinen internationalen Durchbruch in dem Film von Terence Fisher. 

Eine richtige Schauspielschule hatte Christopher Frank Carandini Lee nicht besucht – und drohte zunächst zu scheitern. Mit 1,96 Metern Körpergrösse und dunklem Aussehen wirkte er bedrohlich. Frankenstein-Darsteller Boris Karloff empfahl ihm, es mit dunklen Charakteren zu versuchen – es klappte. 

In den späten 1950er Jahren kam die Rolle des Dracula auf ihn zu. Wenn Lee dem Blutsauger eine aristokratische Note verlieh, lag das vielleicht daran, dass er selbst aus gehobenen Verhältnissen kam: Seine Mutter war eine italienische Gräfin, der Vater englischer Oberst. 

Nach ihrer Scheidung zog die Mutter mit dem kleinen Christopher zunächst nach Wengen im Berner Oberland. In einer Privatschule in Territet VD verkörperte er bei einer Schulaufführung seinen ersten Bösewicht: Rumpelstilzchen. 

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Die Dracula-Rolle brachte ihm 1958 den internationalen Ruhm ein, legte ihn jedoch gleichzeitig fest auf das Genre des Horrorfilms. Bis in die 1970er Jahre hinein spielte Lee in verschiedenen Filmen den Vampir. 

Entsprechend lange dauerte es, bis er sich vom Monster-Rollenfach lösen konnte – neben Dracula war er auch als Frankenstein oder als Fu Man Chu zu sehen. In «Der Mann mit dem Goldenen Colt» spielte Lee den Widersacher von James Bond, auch als Sherlock Holmes flimmerte der lange Brite über die Kinoleinwände. 

In den 70er Jahren verlegte Lee seinen Wohnsitz in die USA. Unter anderem Billy Wilder hatte ihm den Wechsel empfohlen. Doch auch in Hollywood blieb er festgelegt auf den Bösewicht vom Dienst. 

Privat war Lee ein ganz anderer: In den Jahren vor seinem Tod engagierte sich der Schauspieler für das Kinderhilfswerk Unicef, für seinen Einsatz wurde er von der Organisation «Cinema for Peace» geehrt, von Königin Elizabeth II. wurde er 2009 zum Ritter geschlagen. 

Christopher Lee war in seinem Schauspielerleben in mehr als 250 Rollen geschlüpft – dafür erhielt er einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde als Schauspieler mit den meisten Filmauftritten. 

Doch Lee brauchte viel Geduld, bis nach Dracula wieder gute Angebote kamen. 1999 besetzte Tim Burton ihn in seinem Gruselmärchen «Sleepy Hollow», es folgte sein Auftritt als finsterer Zauberer Saruman im Mega-Blockbuster «Herr der Ringe». 

Doch Christopher Lee hatte noch andere Talente: Der Kosmopolit sprach fliessend Französisch und Italienisch und konnte sich auch auf Deutsch, Spanisch, Schwedisch und Dänisch gut verständigen. Nach vielen Jahren im Ausland lebte Lee zuletzt wieder in seiner Heimat Grossbritannien. Er hinterlässt seine dänischen Frau Birgit Kroencke und die gemeinsame Tochter Christina. 

Ans Aufhören dachte er lange nicht. Sogar nach seinem Tod könnte noch ein Film mit ihm herauskommen: «Angels in Notting Hill», in dem Lee eine Gottheit spielt, soll bereits produziert sein. 

Mit 92 Jahren nahm das Multitalent noch ein Heavy-Metal-Album auf. Mit seiner Single «Jingle Hell» wurde er der älteste Musiker, der jemals den Sprung in die Charts schaffte. (sda/dpa) 

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