Nach dem Tod des Umweltaktivisten Rémi Fraisse bei Protesten gegen einen Staudamm in Frankreich haben in rund 20 Städten des Landes hunderte Menschen gegen Polizeigewalt demonstriert. In Toulouse und in Nantes kam es zu Zusammenstössen zwischen Demonstranten und der Polizei.
Der 21-jährige Fraisse war Ende Oktober bei den Protesten gegen den unweit von Toulouse geplanten Sivens-Staudamm in der Nähe von Albi war durch eine Polizeigranate getötet worden. Er war der erste Tote bei Protesten in Frankreich seit 1986.
Der Vorfall hatte in löste einen Schock aus. Der Bau des umstrittenen Staudamms wurde auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. In der Folge gab es bei Protesten immer wieder Zusammenstösse mit der Polizei, so nun auch am Samstag.
Die Grünen werfen der sozialistischen Regierung von Präsident François Hollande vor, nicht angemessen auf den Tod von Fraisse reagiert zu haben. Zudem erklärten sie, Innenminister Bernard Cazeneuve habe zunächst die wahren Umstände von dessen Tod verheimlicht.
In Toulouse im Südwesten Frankreichs versammelten sich am Samstag nach Polizeiangaben 450 Menschen, die Organisatoren zählten 600 Teilnehmer. Die Demonstranten marschierten hinter einem Transparent mit der Aufschrift «Nein zum Staudamm von Sivens, nein zur Polizeigewalt».
Der Protestmarsch in Toulouse verlief am Vormittag zunächst friedlich. Am Nachmittag versammelten sich rund 500 Menschen zu einer weiteren, nicht genehmigten Demonstration. Auch hier blieb es weitgehend ruhig, einige Teilnehmer tanzten und sangen.
Als dann einige Teilnehmer versuchten, die Polizeiabsperrungen zu durchbrechen, setzte die Polizei Tränengas ein. Laut Polizei wurden zwei Beamte durch Wurfgeschosse verletzt. Zwölf Menschen seien festgenommen worden.
Im westfranzösischen Nantes nahmen laut Polizei 1200 Menschen an einem Protestmarsch teil. Auf einem Transparent stand «Entwaffnet die Polizei».
Der Marsch richtete sich zugleich gegen die massive Polizeigewalt bei einer Demonstration von Flughafengegnern in Nantes im Februar. Damals hatten drei Demonstranten jeweils an einem Auge das Augenlicht verloren.
Bei dem Protest am Samstag warfen Teilnehmer nach Angaben der Polizei Geschosse auf die Einsatzkräfte. Die Polizei habe daraufhin Tränengas und Wasserwerfer eingesetzt.
Nach der Auflösung der Demonstration zündeten gewaltbereite Demonstranten Mülltonnen an und zerstörten das Schaufenster einer Bank. 14 Menschen wurden festgenommen.
Proteste gab es auch in Bordeaux, Dijon, Grenoble, Marseille und anderen Städten. (rar/sda/reu/afp)