Am Donnerstag gab Köppel seinen Beitritt zur SVP-Ortspartei und seine Kandidatur für den Nationalrat bekannt. Tags darauf schaffte er es in die Kommentarspalten einiger Zeitungen.
Mit «Brillanz im Bundeshaus» betitelt die Aargauer Zeitung ihren Kommentar zu Köppels Kandidatur. «Wenn einer das Format hat, in Christoph Blochers Fussstapfen zu treten, dann Roger Köppel», heisst es da. Und weil Blocher einst Bundesrat war, wird auch ein Verweis auf dieses Amt nicht ausgelassen: «Die SVP sucht, Zufälle gibt's, Bundesratskandidaten mit Format.»
«Köppels erster Streich» lautet der Titel einer Analyse im «Tages-Anzeiger», die Köppel als Blocher-Nachfolger nur bedingt tauglich sieht und sich mit den Wahlmotiven des Journalisten auseinandersetzt. Bei letzteren gebe es «nur eine logische Erklärung», schreibt der Autor und meint damit Bundesratsambitionen mit folgendem Fahrplan für Köppels potenzielle politische Laufbahn: «Der 64-jährige Maurer hat angekündigt, für eine weitere Legislatur im Bundesrat zu kandidieren. Köppel erhält damit vier Jahre, um den Parlamentsbetrieb kennen zu lernen. Wenn Maurer 2019 zurücktritt, ist Köppel mit seinen 54 Jahren im besten Alter.»
«Ein ernsthafter Mann» nennt die Basler Zeitung Köppel zwar im Titel ihres Beitrags zur Kandidatur. Dass der Einstieg in die Politik nichts mit Midlife-Crisis zu tun habe, lässt der Autor aber nur halbwegs gelten: «Als Chefredaktor der Weltwoche hat Köppel vermutlich so etwas wie einen karrieremässigen Endpunkt erreicht.» Der Schritt ins Bundeshaus sei womöglich eine der wenigen Gelegenheiten, noch einmal etwas ganz Neues anzufangen. Bei der «Weltwoche» scheine der Chefredaktor zuletzt nicht mehr so ganz bei der Sache zu sein. Doch: «Dass Bauern und Gewerbler Köppel als einen der ihren akzeptieren würden, ist allerdings fraglich.» Gleichzeitig sei es möglich, dass sich die SVP in den kommenden Jahren zu einer Art neuer FDP entwickle.
«Wer wird die neue SVP-Leitfigur?»: Diese Frage stellt der Blick am Anfang seiner Einschätzung zur Köppel-Kandidatur. Unter Vorbehalten traut der Autor es dem «Weltwoche»-Chef zu – sieht gleichzeitig aber auch eine Gefahr für die Partei: «Köppel kritisiert bisweilen auch seine SVP. Er verspricht dies auch künftig zu tun.»
«Die alte Garde gerät unter Druck», lautet einer von drei Titeln, die die NZZ zur jüngsten SVP-Kandidatur druckt. Explizit erwähnt werden in de Zusammenhang die Nationalräte Hans Fehr, Toni Bortoluzzi, Max Binder und Ernst Schibli. Die Zeitung nimmt die Ankündigung Köppels zum Anlass, das sich abzeichnende Gerangel auf der Nationalratsliste der Zürcher SVP zu beleuchten. «Neben Roger Köppel drängen auch andere Kantonsräte auf gute Listenplätze für die Nationalratswahlen», schreibt die NZZ. Weiter geht die Zeitung auf die Debatte zu Journalisten in der Politik ein. «Letztlich muss jedes Medienhaus selber entscheiden, welchen Weg es in dieser Frage einschlagen will.»
In den Westschweizer Tageszeitungen findet die angekündigte Kandidatur weit weniger Beachtung. Sie ist «Le Matin», «Le Temps» und Co. allenfalls eine kurze Erwähnung wert.
Für die Basler «Tageswoche» ist es klar: Sollte Köppel den Sprung in das Bundeshaus schaffen, wird er sich mittelfristig an die Regeln des Politbetriebs fügen müssen. Seine Haltung, er könnte bei «politischen Missständen» im Notfall nicht schweigen, werde er des Amtsgeheimnises wegen überdenken müssen.
Weiter schreibt Remo Leupin, Mitglied der Tageswoche-Chefredaktion, dass sich das «langjährige Investment in Köppel und in die Weltwoche» wohl für Blocher gelohnt habe. Die «Weltwoche» sei mit Köppels Nomination zum Zentralorgan der SVP geworden. (pma/kad)