International
Österreich

Ibiza-Affäre: Österreich sucht diese Frau – erste Fotos des Lockvogels

Noch immer ist unklar, wer die vermeintliche Oligarchin ist.
Noch immer ist unklar, wer die vermeintliche Oligarchin ist. bild: bka

Ein Jahr nach der Ibiza-Affäre – Fahndungsfotos des weiblichen Lockvogels veröffentlicht

27.05.2020, 17:0828.05.2020, 08:06
Mehr «International»

Sie lockte den Rechtspopulisten Heinz-Christian Strache in der Ibiza-Affäre in die Falle. Doch auch ein Jahr nach dem Skandal ist weiterhin unklar, wer der weibliche Lockvogel war.

Das österreichische Bundeskriminalamt hat am Mittwoch Fahndungsfotos von der jungen Frau veröffentlicht, die sich in der Nacht im Sommer 2017 auf Ibiza als russische Oligarchen-Nichte ausgab. Auf den Fotos zu sehen ist eine junge Frau mit langen Haaren, schmalem Gesicht und spitzer Nase.

Nach dieser Frau fahndet das österreichische Bundeskriminalamt.
Nach dieser Frau fahndet das österreichische Bundeskriminalamt.bild: bka

Den Ermittlern liegen nach eigenen Angaben inzwischen stundenlange Bild- und Tonaufnahmen des Abends vor.

Das von der «Süddeutschen Zeitung» und dem «Spiegel» im Mai 2019 in Teilen veröffentlichte Ibiza-Video beendete zwischenzeitlich Straches politische Karriere. Die Aufnahmen zeigen den damaligen FPÖ-Chef im Gespräch mit der vermeintlichen Oligarchen-Nichte mit dem Aliasnamen Alyona Makarov. Strache wirkt dabei offen für Korruption. Unter anderem wollte er seine Gesprächspartnerin zu einem Einstieg bei der «Kronen Zeitung» bewegen, um im Gegenzug positive Berichterstattung über seine Partei zu erhalten.

Einen Tag nach der Veröffentlichung trat Strache als Parteichef und Vizekanzler zurück. Die rechtskonservative Regierung zerbrach, Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) rief Neuwahlen aus. Seit Januar wird die Republik nun von der konservativen ÖVP und den Grünen regiert.

Die nun veröffentlichten Fahndungsfotos stammen zum Teil aus dem Ibiza-Video. Dem Bundeskriminalamt liegen nach eigenen Angaben inzwischen mehr als zwölf Stunden Videoaufnahmen sowie mehr als acht Stunden lange Audiodaten vor. In dem im Mai 2019 veröffentlichten Zusammenschnitt war die Frau nicht zu erkennen.

Das Ibiza-Video:

«In den letzten 365 Tagen wurden 139 Anlassberichte über die Zwischenergebnisse erfasst, 55 Hausdurchsuchungen, zehn freiwillige Nachschauen und 259 förmliche Vernehmungen geführt», teilte das Bundeskriminalamt zu den Ermittlungen mit. «Im Zuge der Ermittlungen gelang es unter anderem, sowohl das sogenannte ‹Ibiza-Video› (in der Länge von 12 Stunden, 32 Minuten, 38 Sekunden) als auch Equipment und Audiodaten (in der Länge von 8 Stunden, 14 Minuten, 3 Sekunden) sicherzustellen.»

Strache selbst schrieb am Mittwoch bei Facebook, dass ihn der Ermittlungserfolg freue. Die Ermittler könnten «nunmehr auf ein objektives Beweismittel zurückgreifen» und seien nicht mehr ausschliesslich auf die Angaben der Hintermänner sowie der Journalisten angewiesen. Strache hatte seit der Veröffentlichung der Videopassagen durch «SZ» und «Spiegel» immer wieder betont, dass es sich um einen manipulativen Zusammenschnitt handle, der ihn in ein schlechtes Licht rücke. Ein Blick auf den gesamten Abend würde ihn entlasten.

Der über die Ibiza-Affäre in Österreich gestürzte ehemalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache will Bürgermeister von Wien werden. (Archivbild)
Freut sich über die Fortschritte bei den Ermittlungen: Heinz-Christian Strache.Bild: EPA

Der Ermittlungsstand wird wenige Tage vor Beginn eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Ibiza-Affäre veröffentlicht, in deren Rahmen in Österreich mutmassliches Postengeschacher während der ÖVP-FPÖ-Regierungszeit in den Fokus gerückt ist. Für den Auftakt am 4. Juni sind unter anderem Strache, sein Ibiza-Begleiter Johann Gudenus und der Chefredakteur des österreichischen Wochenmagazins «Falter», Florian Klenk, geladen. Klenk hatte die «SZ» und den «Spiegel» bei ihren Recherchen vor einem Jahr unterstützt und hat das gesamte, mehrstündige Ibiza-Video nach eigenen Angaben damals gesehen.

Dem Untersuchungsausschuss voraus gingen zuletzt Diskussionen über den Vorsitzenden Wolfgang Sobotka (ÖVP). Dem früheren Innenminister und derzeitigem Nationalratspräsidenten wird vorgeworfen, befangen zu sein. Die liberalen Neos kritisierten, er habe «zahlreiche problematische Naheverhältnisse» zu Personen, die im Ausschuss Rede und Antwort stehen sollen. Sobotka wies die Vorwürfe zurück.

Die FPÖ forderte nun mit Blick auf die Ermittlungserfolge, den Fahrplan des Untersuchungsausschusses zu ändern. «Das Vorliegen des gesamten Videos ändert die Lage für den Untersuchungsausschuss dramatisch», erklärte der FPÖ-Abgeordnete Christian Hafenecker. Statt Strache, Gudenus und Klenk am ersten Tag anzuhören, sollten die Abgeordneten lieber das gesamte Ibiza-Video anschauen. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
19 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Cpt. Jeppesen
27.05.2020 19:16registriert Juni 2018
Und wegen was genau wird nun nach dieser Frau gefahndet? Ich tu mir schwer eine Straftat zu erkennen. Es war ja schliesslich Strache der die Kronen Zeitung und die StrabAG an die Russen verhökern wollte, wenn die Russen die Wahlen zu seinen Gunsten manipulieren.

Es kann doch nicht sein, dass die Polizei und die Staatsanwaltschaft politisch motiviert sind, oder? Immerhin ist Österreich eine lebendige Demokratie und Rechtsstaat, oder?
20525
Melden
Zum Kommentar
avatar
Lord_Mort
27.05.2020 18:28registriert Oktober 2015
Bin mir nicht sicher ob ich das richtig verstanden habe. Die Polizei ermittelt gegen die Frau aber nicht gegen Strache? Blicke da nicht ganz durch, aber wenn sich Strache über den Ermittlungserfolg freut, ist sein damaliges Verhalten wohl nicht im Fokus dieswr Ermitungen. Wer Licht in mein Dunkel bringen kann, erhält ein Dankeschön. ;)
12213
Melden
Zum Kommentar
avatar
Pana
27.05.2020 23:43registriert Juni 2015
Ich frag mich immer noch, wie Böhmermann im voraus von der Sache wusste.
305
Melden
Zum Kommentar
19
Erneut schwere Kämpfe im Norden Gazas – das Nachtupdate ohne Bilder
Im Norden Gazas flammen erneut heftige Kämpfe auf, Israels Armee tut sich schwer, die Region zu kontrollieren. Derweil treiben die USA den Bau eines temporären Hafens in Gaza voran. Hier ist das Nachtupdate.

Israels Streitkräfte haben sich im Norden des Gazastreifens, wo sie die Kampfeinheiten der islamistischen Hamas weitgehend aufgelöst hatten, erneut schwere Kämpfe geliefert. Die Armee habe ihre Einsätze im Norden sowie im zentralen Abschnitt des abgeriegelten Küstenstreifens intensiviert, berichtete die «Times of Israel» am Dienstag. Auch 200 Tage nach Kriegsbeginn wurden erneut Raketen aus Gaza auf Israels Grenzorte abgefeuert. Im Norden des abgeriegelten Küstengebiets droht laut Experten weiterhin eine Hungersnot. «Das Risiko einer Hungersnot im gesamten Gazastreifen ist sehr hoch, insbesondere im Norden», sagte David Satterfield, Sonderbeauftragter von US-Präsident Joe Biden für humanitäre Fragen im Nahen Osten. Der von den USA angekündigte Bau eines temporären Hafens zur Lieferung von Hilfsgütern in das Küstengebiet wird nach Angaben des Pentagons bald beginnen. Derweil billigte der US-Kongress mit Zustimmung des Senats gut 26 Milliarden Dollar an Unterstützung für Israel, unter anderem für die Raketenabwehr. Rund neun Milliarden Dollar sind für humanitäre Hilfe gedacht, darunter für den Gazastreifen.

Zur Story