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Ibiza-Affäre: Enger Mitstreiter belastet Ex-Kanzler Kurz schwer

Ex-Kanzler Kurz wird in der Ibiza-Affäre schwer belastet – von engstem Mitstreiter

19.10.2022, 07:40
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Der ehemalige österreichische Kanzler Sebastian Kurz wird von einem seiner engsten Mitstreiter in einer Korruptionsaffäre schwer belastet. Thomas Schmid, der ehemalige Chef der Staatsholding ÖBAG, habe seit Juni insgesamt fünfzehn Tage lang in der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ausgesagt, teilte die Behörde am Dienstag in Wien mit. Laut Auszügen aus den Vernehmungsprotokollen, die mehrere Medien veröffentlichten, sagte Schmid, dass er von Kurz beauftragt wurde, die mit Steuergeld finanzierten geschönten Umfragen in Umlauf zu bringen.

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Kurz wird von einem ehemaligen Verbündeten schwer belastet.Bild: keystone

Schon zuvor ging die Staatsanwaltschaft dem Verdacht nach, dass Schmid, Kurz und andere in eine Umfragen-Affäre verstrickt waren. Schmid, der einst auch als Kabinettschef im Finanzministerium arbeitete, hat nun laut den veröffentlichten Protokollen bestätigt, dass das Finanzministerium Anzeigen in einer Zeitung schaltete, die im Gegenzug manipulierte Umfragen veröffentlichte. Auch die Umfragen seien teilweise vom Finanzministerium verdeckt finanziert worden. Diese als «Tool» (Werkzeug) bezeichnete Konstruktion wurde laut der Staatsanwaltschaft entwickelt, um Kurz 2017 den Weg an die ÖVP-Parteispitze und in das Kanzleramt zu ebnen.

«Mir ist ganz wichtig, zu betonen, dass ich dieses Tool nur deswegen umgesetzt habe, weil ich von Kurz den Auftrag bekommen habe», sagte Schmid laut Protokoll-Auszügen, die vom öffentlich-rechtlichen Sender ORF und vom Chefredakteur der Wochenzeitung «Falter» veröffentlicht wurden. Kurz' Anwalt Werner Suppan bestritt die Aussagen. «Seine Beschuldigungen sind falsch, und das wird auch noch bewiesen werden», sagte er.

Die Ermittlungen der Korruptionsjäger wurden von einem verdeckt auf Ibiza gedrehten Videos ausgelöst. Darin erweckte der damalige rechte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache den Eindruck von Käuflichkeit. Die Veröffentlichung des Videos führte 2019 zum Bruch der Koalition zwischen der konservativen Kanzlerpartei ÖVP und der FPÖ.

Schmids Aussagen führten laut Staatsanwaltschaft ausserdem am Dienstag zu Hausdurchsuchungen bei zwei Unternehmen wegen des Verdachts der Bestechung, der Bestechlichkeit und des Amtsmissbrauchs. Ein grosses Immobilienunternehmen, das laut Medienberichten ebenfalls durchsucht wurde, antwortete nicht auf eine Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. (saw/sda/dpa)

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14 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Dr. Lindic
19.10.2022 09:08registriert Juli 2017
Der Kurz hat einfach schon sehr früh bemerkt dass man sich als Politiker einfach alles erlauben darf solange man erzählt, was die Leute hören möchten. Bestraft wird man seltenst und wenn dann mit einem grossen goldenen Fallschirm ausgestattet.
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Linus Luchs
19.10.2022 10:55registriert Juli 2014
Österreich hat es verpasst, den Ex-Kanzler dingfest zu machen, bevor er sich in die USA absetzt. Kurz kann davon ausgehen, dass es ihm an den Kragen geht, wenn die Staatsanwaltschaft mit den Korruptionsermittlungen vorankommt. Man muss sich vor Augen halten, Kurz ist jetzt "Global Strategist" bei Thiel Capital, einer Firma des deutschstämmigen Milliardärs Peter Thiel. Ein Spezialgebiet von Thiel ist Spionagesoftware. Und er unterstützt Trump. Kurz gilt in diesem Umfeld als Experte für "strategische Machtergreifung". Im "Wunderwutzi" steckt ein durchtriebener Feind der Demokratie.
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Kommissar Rizzo
19.10.2022 09:45registriert Mai 2021
Doch nicht so ein Wunderkind...
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