Die Taliban haben eine Offensive gegen die nordafghanische Provinzhauptstadt Kundus begonnen und dabei erste Regierungsgebäude eingenommen. «Bislang ist es ihnen gelungen, das Provinzratsgebäude in Kundus einzunehmen, was jetzt ihre Front ist», sagte Provinzratsmitglied Ghulam Rabbani Rabbani am Montag.
«Sie haben auch das öffentliche Spital mit seinen 200 Betten eingenommen und dringen in Richtung der Provinz-Universität vor.» Rund 120 Sondereinsatzkräfte seien auf dem Weg in die Stadt, um sich dem Kampf gegen die Taliban anzuschliessen.
Berichte aus #Kundus schwer zu prüfen. #Taliban sagen, sie hätten öffentliche Gebäude eingenommen. Regierung sagt, Angriff bald gestoppt
— gabor halasz (@gaborhalasz1) 28. September 2015
Ein Regierungsmitarbeiter in Kundus-Stadt, der anonym bleiben wollte, sagte: «Einige Polizeiposten in der Stadt sind ebenfalls eingenommen worden. Taliban-Kämpfer mit ihren Waffen sind überall in der Stadt. Viele Menschen fliehen in Richtung des Flughafens, der etwas sicherer ist.»
In der Nähe des Flughafens ausserhalb der Stadt unterhielt die deutsche Bundeswehr bis vor ihrem Abzug vor zwei Jahren ein Feldlager. Provinz-Polizeisprecher Sajed Sarwar Hussaini sagte, die Stadt sei am Morgen aus mehreren Richtungen koordiniert angegriffen worden. «Wir haben Luftunterstützung angefordert.»
Die Taliban riefen Zivilisten dazu auf, bis zum Ende der Kämpfe in ihren Häusern zu bleiben. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid teilte über Twitter mit, in dem eingenommenen Spital suchten Taliban-Kämpfer nach «verwundeten feindlichen Soldaten».
Einige Polizisten seien gefangen genommen worden. Die Taliban hätten Fahrzeuge und Waffen erobert und setzten ihren Vormarsch fort.
Die Stadt selbst war menschenleer, viele Bewohner trauten sich nicht aus ihren Häusern. Es war bereits das dritte Mal in diesem Jahr, dass die Taliban versuchten, Teile von Kundus zu erobern. In der Provinz war früher die Bundeswehr stationiert. (wst/sda/dpa/afp)